Unsere Autorin, die auch als Life Coach arbeitet, hat ihre Gedanken zur Selbstliebe aufgeschrieben und gibt nützliche Tipps.
Ich glaube, Selbstliebe wird oft mit einem seltsamen Verständnis von Selbst-Perfektion gleichgesetzt. Die beste Version deiner selbst, immer glücklich im perfekten Leben – das ist der Anspruch vieler Menschen und die Messlatte damit entsprechend hoch. Gefüttert wird dieses Bild bei Instagram & Co., wo viele Menschen viele Fotos von vermeintlich perfekten Momenten, Orten und Menschen hochladen. Und das ist auch okay, schließlich darf jeder selbst entscheiden, was er mit anderen teilen möchte und was nicht. Wenn ich mir die perfekt zurecht geschobene Instagram-Realität anschaue, bin auch ich in der Verantwortung, sie durch einen gesunden Filter laufen zu lassen, sprich mich nicht davon verunsichern oder runterziehen zu lassen. Das ist allerdings leicht gesagt, wenn es mir gut geht, klappt das auch gut. Und an den anderen Tagen? Den PMS-Launen-geschüttelten Tagen? Oder wenn ich das Gefühl habe, dass alle gemein sind (und ich insgeheim genau weiß, dass das an mir und nicht an allen anderen liegen muss)? Genau das sind die Tage, die die Selbstliebe auf die Probe stellen. Denn genau dann ist sie wichtiger denn je.
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Selbstliebe beginnt für mich mit Selbst-Akzeptanz. Selbst-Akzeptanz für meinen Körper, meine Gedanken, mein Leben und für alles, was ich tue. Das heißt nicht, dass ich nichts verbessern will. Im Gegenteil: Ich möchte geistig weiter wachsen und mehr Dinge lernen. Aber weil ich es will und nicht, weil ich das Gefühl habe, es zu müssen. Dafür brauche ich die Akzeptanz des Ist-Zustands. Am besten immer. Das funktioniert, wenn ich mich IMMER selbst liebe. In den guten, den happy shiny, Sonne-aus-dem-Arsch-schein-Zeiten, genauso wie in den vermeintlich schlechten – gerade dann eigentlich. Und wozu das Ganze? Ganz einfach: zum Glücklichsein. Liebe ich mich selbst, ist nicht nur mein Grundgefühl positiv. Liebe ich mich selbst, sorge ich auch gut für mich und habe entsprechend ein schönes Leben.
Wieso ist das mit der Selbstliebe so schwierig?
In der Theorie klingt das gut, oder? Gelingen will es uns trotzdem nicht immer. Wieso? Weil sich Menschen von Natur aus gerne selbst im Weg stehen. Das liegt zum einen an dem riesigen gesellschaftlichen und kulturellen Regelkonstrukt, das wir uns auferlegen, und zum anderen daran, dass wir oft selbst unsere größten Kritiker sind. Während andere, besonders Freunde und Verwandte, gerne das Beste in mir sehen und mit meinen Ecken und Kanten nachsichtig sind, quasselt meine innere Kritikerin so lange auf mich ein (wenn ich das zulasse), bis die Selbstzweifel groß genug sind. Die Botschaft im Kern: Ich bin irgendwie nicht gut genug.
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Je nach Mensch kann Selbstkritik in Lethargie bis hin zu allumfassender Traurigkeit umschlagen. Wer hat schon Lust, etwas anzufangen, wenn er in seinem Kopf ständig Dinge hört wie: ,Das kann ich sowieso nicht‘ oder ,Dafür bin ich zu dumm/ fett/ klein…‘?! Manche treibt das an, was schnell ins Gegenteil schlagen kann: Sie übertreiben maßlos, wollen sich etwas beweisen oder entwickeln gleich ganze Zwänge. Andere stülpen diesen Perfektionismus anderen über, die ihren Standards doch bitte gerecht werden sollen. Beide Umgangsweisen mit Selbstkritik kommen oft gepaart mit Gefühlen wie „Keiner versteht mich/ schätzt oder respektiert mich genug” oder „Wieso immer ich/ andere haben es viel besser” daher, schnell rutscht man in eine unschöne Opferrolle, wobei Neid und Wut oft das Resultat fehlender Selbstliebe sind. Genauso wie die Tendenz, die eigenen Probleme auf andere abzuwälzen, die irgendwie Schuld an der eigenen Misere sein könnten – oder zumindest dafür herhalten sollen. Andere Menschen kommen auch dann ins Spiel, wenn es darum geht, das Liebesloch zu füllen, Liebe brauchen wir schließlich alle. Wer sich selbst nicht liebt oder lieben kann, der versucht häufig, das mit der Liebe oder Anerkennung anderer zu kompensieren. Das führt zur Abhängigkeit, sowohl von den Gefühlen anderer, wie auch von der eigenen Gefühlswelt.
10 Tipps, um sich selbst mehr zu lieben
Ihnen geht es schlecht? Lassen Sie es zu!
Gerade ist einfach alles nur blöd und nichts will laufen? Das ist vollkommen okay. Sie wollen schreien, weinen, irgendwas boxen? Dann tun Sie das doch (aber bitte ohne jemand anderem oder sich selbst zu schaden). Lassen Sie Ihre Gefühle zu und überschminken oder überspielen Sie sie nicht. Ziehen Sie sich zurück und lecken Sie Ihre Wunden. Und wenn Sie soweit sind, stellen Sie sich diese Frage: Was kann ich aus der Situation lernen? Ganz bestimmt gibt es da irgendetwas. Ich bin fest davon überzeugt, dass uns alles, was im Leben geschieht, irgendetwas beibringen kann, ich muss es nur erkennen und verstehen wollen.
Seien Sie nett zu sich selbst
Machen Sie sich bewusst, wie Sie mit und über sich selbst sprechen. Gehören Worte wie „dumm” und „Idiot”, Zweifel an den eigenen Fähigkeiten oder andere Klein-mach-Anwandlungen zu Ihrem Selbstbild, ändern Sie das. Das tun Sie, indem Sie aufhören, sich für etwaige „Fehler” zu rechtfertigen, auch Beschimpfungen sind wenig sinnvoll. Sie hatten garantiert einen Grund, warum Sie genau so in einer Situation gehandelt haben – finden Sie ihn. Und erkennen Sie an, dass Sie inzwischen dazugelernt haben und lassen Sie das Thema los. Vergangenheit lässt sich nicht ändern. Sagen Sie nette, ermutigende Dinge zu sich. Je öfter Sie das tun, umso eher werden Sie sie glauben.
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Was-ist-toll-an-mir-Liste
Schreiben Sie alle Dinge, die Sie toll an sich finden, auf einen Zettel. Wenn Sie sich gerade nicht wohl in Ihrer Haut fühlen, kramen Sie ihn wieder heraus – die Worte werden Ihnen gut tun und manches wieder gerade rücken.
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Danke-Liste
Notieren Sie alle Dinge in Ihrem Leben, für die Sie dankbar sind. In Einsamkeits- oder Selbstzweifel-Momenten holen Sie diese Liste hervor und machen sich bewusst, dass Sie das alles selbst geschaffen haben.
Akzeptieren Sie sich
Vermutlich hat jeder von uns Gefühle, Charaktereigenschaften und Körperteile, die er oder sie am liebsten vor sich und/oder anderen verstecken würde. Schauen Sie sich diese „Problemzonen” genau an und lassen Sie sie zu. Das tut im ersten Moment vielleicht weh, wird aber besser und fühlt sich tatsächlich gut an, sobald Sie sie als ein Teil von Ihnen selbst akzeptieren können.
Seien Sie gut zu sich
Seien Sie gut zu Ihrem Körper und Geist. Heißt, tun Sie Dinge, die gesund für Sie sind und sich gut anfühlen. Damit meine ich nicht das verkannte Sich-was-gönnen, bei dem Sie sich nach einem nervigen Acht-Stunden-Arbeitstag die Riesenpizza und das Sixpack Bier zum Netflixen auf der Couch reinziehen – ist mal ganz nett, dauerhaft macht es aber sicher nicht glücklich. Nein, ich meine leckere Sachen essen und Leute treffen, die uns gut tun. Arbeit, die Spaß macht, nicht zu viel arbeiten und so weiter. Gestalten Sie Ihr ganzes Leben mit Menschen, Aktivitäten und Dingen, die sich gut anfühlen, nehmen Sie sich genug Zeit für sich selbst und tun Sie die Dinge nicht, weil sie „müssen”. Dann brauchen Sie sich auch nichts zu gönnen.
Seien Sie nett zu anderen
Nicht nur Sie selbst, auch andere Menschen haben Nettigkeiten verdient. Sagen Sie Ihren Mitmenschen, was Sie an Ihnen schätzen, machen Sie (ehrliche) Komplimente und bestärken Sie Ihr Umfeld, indem Sie positive Eigenschaften und Dinge hervorheben. Garantiert werden Sie dem einen oder anderen dadurch eine Freude machen. Und was könnte besser fürs eigene Selbstbewusstsein sein, als jemand anderem eine Freude zu bereiten?
Machen Sie Ihre Selbstliebe unabhängig
Ob Sie sich lieben oder nicht, hängt allein von Ihnen ab. Egal, was andere über Sie sagen oder nicht sagen – am Ende entscheiden Sie allein, ob Sie es annehmen oder nicht. Machen Sie sich bewusst, dass Ihr Selbstwertgefühl und -bewusstsein unabhängig vom Urteil anderer sind. Nur Sie haben die Kontrolle darüber, wie Sie sich fühlen.
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Stehen Sie für sich ein
Sie haben das Gefühl, andere Menschen latschen ständig über Ihre Grenzen? Anderen scheint gänzlich der Respekt vor Ihnen zu fehlen? Dann wird es Zeit, das mit dem Setzen von Grenzen noch einmal neu zu justieren. „Nein” ist ein Wort, das Ihnen vielleicht nicht so leicht über die Lippen geht oder Sie im Zweifel nicht durchsetzen. Überlegen Sie genau, was Sie wollen und was nicht, machen Sie das Ihrem Gegenüber klar und halten Sie es auch dann ein, wenn es nicht gleich akzeptiert wird.
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Meditation
Als letzten noch ein Tipp, den ich von Autor Kamal Ravikant übernommen habe. Der beschreibt in seinem Buch „Love Yourself Like Your Life Depends On It” eine Meditation: hinsetzen, Augen zu, kurz zentrieren und dann in Dauerschleife „Ich liebe mich” im Kopf sagen. Ich habe das mal in einer schwierigen Phase über mehrere Wochen jeden Morgen sieben Minuten lang gemacht. Und es funktionierte, meinem Selbstbewusstsein ging es danach definitiv besser. Und meinem Leben auch.