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„Tradwife“-Trend

Klassische Rollenverteilung macht laut neuer Studie auf Dauer unglücklich

Trad Wife
Der Lifestyle als „Tradwife“ kann unglücklicher machen, als man denkt Foto: Getty Images
Redakteurin STYLEBOOK

12. September 2024, 6:52 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Sie setzt auf Kurven, Kuchen und Kinderpflege: Die sogenannte Tradwife lebt ein traditionell-weibliches Rollenbild. Gestartet in den USA, macht es sich die Bewegung der „tradtional wives“ langsam auch in Deutschland bequem. Unter dem Hashtag #tradwifelife findet man quietschbuntes Material zu Hausfrauen, die im anti-emanzipatorischen Kampf ihr Glück finden wollen. STYLEBOOK weiß, warum das laut Studie ein schwieriges Umfangen ist.

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Den ganzen Tag zu Hause verbringen, ein wenig putzen, kochen, Wäsche waschen – klingt gar nicht mal so schlecht. Dank feministischer Strömungen wissen wir mittlerweile, dass sich „das bisschen Haushalt“ jedoch nicht von allein macht, sondern als Care-Arbeit zu bezeichnen ist. Und diese ist mindestens genauso anstrengend wie ein Großteil der Lohnarbeit. Eine dieses Jahr veröffentlichte Studie der York University und der University of Isfahan zeigt, dass der „Tradwife-Lifestyle“ vorwiegend eher stressig als zufriedenstellend ist.

Das bedeutet es, eine „Tradwife“ zu sein

Zu fast jeder Bewegung gibt es eine Gegenbewegung. Der emanzipatorische Kampf, sich von Hausarbeit freizumachen – oder diese zumindest 50/50 zwischen den Ehepartnern aufzuteilen – hat das #tradwifelife als Gegenspieler. Unter dem Hashtag tummeln sich Lebensgeschichten von Frauen, die sich dazu entschieden haben, ihr Leben dem Wohlergehen ihres Ehemannes und – in einigen Fällen – ihrer Kinder zu widmen. Care-Arbeit, auch Sorgearbeit oder Pflegearbeit genannt, wird dabei nicht angeprangert, sondern angepriesen.

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Dazu kommt ein ästhetisches Bild, welches an die 1950er erinnert. Influencerinnen wie Estee Williams legen Wert auf besonders feminine Garderobe und Styling. Williams’ Feed besteht aus Kochrezepten, blumiger Inneneinrichtung und Tipps, wie Frau am besten einen „provider“ (Versorger) an Land zieht. Kinder hat die 26-Jährige keine. Die müssen ihrer Meinung nach aber auch kein Teil des #tradwifelife sein.

Haushalt und Mann als Lebensprojekt

Jasmine Dinis hingegen, australische „Tradwife“, hat Kinder. Sie und ihre Tochter füllten Ende letzten Jahres international Schlagzeilen. Dinis äußerte sich zur Zukunft ihrer kleinen Tochter, für die sie sich wünsche, ein ruhiges Leben zu führen. Dabei heißt ruhig, kein Studium wahrzunehmen, eine „biblische Frau“ zu sein – und ihrem Ehemann und zukünftigen Kindern zu dienen.

Verantwortlich zu sein für ein Haus, Garten und die Bedürfnisse all‘ derer Bewohner hört sich alles andere als ruhig an. Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMSFJ) führt diese Tätigkeiten als unbezahlte Sorgearbeit auf. Frauen würden führen diese laut zweitem Gleichstellungsbericht der Bundesregierung durchschnittlich 44,3 Prozent häufiger aus als Männer. Die Konsequenz der Gender Care Gap: weniger Zeit für Erwerbstätigkeit, ergo wirtschaftliche Nachteile, ergo Schwierigkeiten, auf eigenen Beinen zu stehen oder eine potenzielle Scheidung zu finanzieren.

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Studie zeigt, dass Ungleichheit unglücklich macht

Die wissenschaftliche Arbeit mit dem Titel „Life Satisfaction and the Roles of Work, Family, and Social Factors in a Social Production Function Framework“ zeigt, dass überarbeitete Menschen unglücklichere Menschen sind. Dabei wird ein besonderes Licht auf Hausfrauen geworfen: Empfanden sie die Aufgaben als ungerecht verteilt und waren überfordert, kratzte dies an ihrer Lebenszufriedenheit.

Deutlich glücklicher waren die Frauen, die Haushaltsaufgaben aufteilen konnten. Werden alltägliche Aufgaben wie Putzen, Kochen und Einkaufen fair delegiert, besteht mehr Zeit, den individuellen Interessen nachzugehen. Sich auf solche Aktivitäten konzentrieren zu können, bereitet Freude. Und wenn die Frau zufrieden ist, wirkt sich das auf die ganze Familie aus, wie ebenfalls in der Studie erklärt wird.

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Die verlorene Individualität der „Tradwife“

Nun könnte man entgegen: Die „Tradwives“ Estee Williams und Jasmine Dinis geben auf ihren Social-Media-Accounts kein besonders trauriges Bild ab. Im Gegenteil! Auf dem Bild- und Videomaterial scheint die Sonne, das Lächeln ist breit und das Leben scheint ein einziger Tanz zu sein. Allerdings muss man sich bei den perfekten Profilen die Frage stellen, was eigentlich die Persönlichkeit dieser erwachsenen Frauen ausmacht.

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Ohne Hobbys wie Kochen und Innenrichtung abzuwerten, fällt auf, dass das Wohlergehen der Anderen dabei stets an erster Stelle steht. Wie die Studie aussagt, ist besonders eine zufriedene Mutter, die in eigenen Interessen nachgehen kann, auch eine tolle Mama. Abgesehen davon können in der Ehe immerzu unvorhersehbare Ereignisse auftreten, die eine Scheidung verlangen. Ein Beispiel davon ist häusliche Gewalt. In einem solchen Fall ist vor allem ein finanzielles Bett wichtig, um bei einer Trennung auf eigenen Beinen stehen zu können.

Erleben Sie häusliche Gewalt? Dann haben Sie die Möglichkeit, unter der Nummer 116 016 das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ anrufen. Hier werden Sie 365 Tage im Jahr zu jeder Uhrzeit kostenfrei über nächste Schritte beraten.

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