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Schwestern flohen schwimmend aus Syrien

Das sind Yusra und Sara Mardini aus dem Netflix-Hit „Die Schwimmerinnen“

Bildausschnitt aus Die Schwimmerinnen
In „Die Schwimmerinnen“ spielen Nathalie und Manal Issa die Schwestern Yusra und Sara Mardini, die schwimmend aus Syrien geflohen sind Foto: Laura Radford/Netflix © 2022
Desireé Oostland
freie Autorin bei STYLEBOOK

1. Dezember 2022, 17:06 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der Netflix-Film „Die Schwimmerinnen” handelt von der Geschichte der geflüchteten Schwestern Sara und Yusra Mardini und ist derzeit der erfolgreichste Film beim Streaming-Anbieter. Der Film über die beiden Schwimmerinnen berührt auf einer ganz besonderen Ebene. STYLEBOOK gibt Einblicke in den Film und erzählt, was die Schwestern heute machen.

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Wenn wir Geschichten hören, berühren sie uns. Doch wenn wir sie sehen, dann wandern sie tief unter die Haut. Die Geschichte der Mardini-Schwestern wurde schon oft erzählt, doch bei der Verfilmung ihrer Geschichte stockt einem zusätzlich der Atem.

Wer sind die Mardini-Schwestern?

Die Schwestern Sara und Yusra Mardini lebten mit ihren Eltern und ihrer jüngeren Schwester in der Nähe von Damaskus, Syrien. Dort waren sie erfolgreiche Schwimmerinnen und gewannen in ihrem Sport unzählige Medaillen. Ihr Vater, selbst ehemaliger Profischwimmer, trainierte die Schwestern voller Hingabe und Ehrgeiz. Er wusste immer um das außergewöhnliche Talent und den eisernen Willen seiner Töchter sowie ihre realistischen Chancen auf die Teilnahme an einer Olympiade.

Bevor der Bürgerkrieg in Syrien begann, führten die Schwestern ein Leben voller Spaß, großer Träume und unbesiegbarer Lebensfreude. Nach einem Bombenangriff auf das Schwimmbad, in dem sie trainierten, ließ der Vater seine Töchter schweren Herzens gehen, um ihnen ein sicheres Leben zu ermöglichen. Im August 2015 – im Alter von 17 und 20 Jahren – flohen die beiden gemeinsam mit einem Cousin. Ihre Eltern und ihre kleine Schwester mussten sie zunächst zurücklassen, doch sie versprachen sich unter Tränen ein baldiges Wiedersehen in Europa.

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„Die Schwimmerinnen“: Die unglaubliche Geschichte der beiden

Der Netflix-Film erzählt, wie die beiden gemeinsam in die Türkei aufbrechen, um von dort aus mit einem Schlauchboot nach Griechenland zu gelangen. Das Boot war überfüllt und so schwer, dass es mitten im tiefen Gewässer zu sinken drohte. Der Motor versagte – an Board saßen nicht nur verängstigte Nichtschwimmer, sondern auch Kinder. Scheinbar ohne lang zu überlegen, sprangen Yusra und Sara ins Wasser, um die anderen Geflüchteten und sich selbst eine Chance zum Überleben zu geben. Ganze dreieinhalb Stunden schwammen sie bis zur Küste Griechenlands. Es funktionierte. Mit ihrem Mut retteten sie 18 Menschenleben, denn alle erreichten die Insel Lesbos gemeinsam. Später gelangen sie über die Balkanroute – zwischenzeitlich sogar zu Fuß – nach Berlin.

Vom Krieg in Syrien zur Olympiade

Kaum in Berlin angekommen, nahm Yusra – damals erst 17 – den Traum ihrer Schwimmkarriere wieder auf. Später wurde der Verein Wasserfreunde Spandau 04 auf die Schwestern aufmerksam. Dort treffen sie auf Schwimmtrainer Sven Spannekrebs, der im Film von Matthias Schweighöfer gespielt wird, und später eine bedeutende Rolle in dem Leben der Schwestern einnimmt.

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Der Trainer unterstützt die Mardini-Schwestern privat, holt sie aus einem überfüllten Flüchtlingscamp heraus und fördert die sportliche Karriere von Yusra. Er setzt sich gemeinsam mit ihr für ihren größten Traum ein: Die Teilnahme bei den Olympischen Spielen. 2016 wird dieser wahr. Yusra nahm in Rio de Janeiro als Teil des ersten Refugee Olympic Teams an den Olympischen Spielen teil und gewann einen der Wettkämpfe im sogenannten „Butterfly”. Im selben Jahr wurde sie vom „Time Magazine“ zu einer der „30 einflussreichsten Teens des Jahres 2016″ gewählt.

Ausschnitt aus dem Netflix-Erfolgsfilm „Die Schwimmerinnen“
Ausschnitt aus dem Netflix-Erfolgsfilm „Die Schwimmerinnen“ Foto: Ali Güler/Netflix © 2022

Der Film erzählt von Dingen, die jeden Tag passieren

In „Die Schwimmerinnen” werden Yusra und Sara von den Schauspielerinnen Manal und Nathalie Issa gespielt, die ebenfalls Schwestern sind. Doch der Film erzählt nicht einfach die Geschichte zweier Schwestern, die ihr geliebtes Heimatland verlassen mussten. Er berührt auf tiefster Ebene. Es geht darum, die Geschichte vieler Geflüchteter zu erzählen, deren unvorstellbaren Weg wir uns hier nicht ansatzweise ausmalen können. Die Filmdirektorin Sally El Hosaini sprach in einem Interview von vielen Flüchtlingsbooten, die während der Dreharbeiten zu sehen waren. Es passiert jeden Tag. In dem Film geht es allerdings auch darum, gescheiterte Geschichten – in Form von Nebenrollen – zu verkörpern. Stereotype sollen außen vor bleiben.

Besonders emotional sind die Dialoge zwischen den Schwestern, Verabschiedungen in Ungewissheit, Sorgen eines Vaters, Hoffnungen einer Mutter, Willen und Stärke aller Geflüchteten. All das zeigt die Intensität, mit der die beiden mutigen Schwestern plötzlich aus ihrem Leben gerissen wurden.

Sara Mardini drohen 20 Jahre Gefängnis

Im Film wird schnell deutlich, wie unterschiedlich die Schwestern sind und was für eine tiefe Verbindung sie zugleich haben. Während Yusra meist vorsichtig, tiefgründig und nachdenklich wirkt, wurde Sara als „wild” und eher „rebellisch” wahrgenommen. Das Schwimmen überließ sie letztendlich – trotz eigenem Talent – ihrer Schwester und widmete sich anderen Dinge.

2018 kehrte Sara nämlich nach Lesbos zurück, wo sie selbst Jahre zuvor als Flüchtling ankam. Sie sah es als ihre Bestimmung, anderen Geflüchteten das zu geben, was ihr damals fehlte. Sie leistet den Menschen lebensrettende humanitäre Hilfe, in Form von Essen, Übersetzungen und Kleidung. Ausgerechnet dafür wurde sie später verhaftet: Die griechische Justiz wirft ihr und 23 weiteren Aktivistinnen Spionage, Schmuggel, Menschenhandel und Mitgliedschaft in einem illegalen Netzwerk für Flüchtlingshilfe vor. Die Menschenrechtsorganisation „Amnesty International” plädiert auf eine falsche Anklage, die zu Unrecht erhoben wurde. Eine Untersuchung des Europäischen Parlaments ergab, dass die Anklage „Solidarität kriminalisiert“. 107 Tage saß sie in Untersuchungshaft, erst in Lesbos, dann in Athen. Dann wurde sie auf Kaution freigelassen und konnte nach Berlin zurückkehren, wo ihre gesamte Familie heute lebt. Im November letzten Jahres begann der Prozess gegen die heute 27-Jährige. Sie selbst durfte nicht in Griechenland einreisen und sich nur durch einen Anwalt vertreten lassen. Wird sie für schuldig befunden, droht ihr eine Gesamtstrafe von bis zu 20 Jahren Haft. Das Urteil soll im Januar 2023 verlesen werden.

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Was macht Yusra Mardini heute?

Die Jüngere der beiden Schwestern, Yusra, studiert heute in Los Angeles, nachdem sie mehrere Jahre in Hamburg und dann in Berlin lebte. Nach ihrer Teilnahme an Olympia 2016 folgte die nächste Olympiade, nur vier Jahre später in Tokio. Erneut vertrat sie voller Stolz das Team der Geflüchteten. Doch ihr lag eine ganz besondere Message auf dem Herzen, wie sie in einem Interview mit dem Deutschlandfunk erzählte: „Mir geht es darum, das Bild zu korrigieren, das viele Menschen von Flüchtlingen haben“, erzählt sie. „Nur weil ich ein Flüchtling bin, heißt das nicht, dass ich ein Niemand bin.“

2017 wurde sie mit gerade einmal 19 Jahren zur jüngsten UNHCR-Botschafterin aller Zeiten gekürt. In diesem Rahmen sprach sie mit Berühmtheiten wie Papst Franziskus oder Barack Obama. Auf Instagram wirkt Yusra wie eine junge, starke, liebevolle, stylische und ambitionierte junge Frau, die denselben Eindruck hinterlässt, wie der Titelsong zum Film: „Unstoppable“!

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