9. April 2019, 7:38 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Eigentlich würde man meinen, dass ein gemeinsamer Urlaub frischen Wind in die Beziehung bringt. Tatsächlich ist oft das Gegenteil der Fall: Man fährt als Paar in die Ferien und kommt getrennt wieder zurück. Warum eine Reise einer bereits angeknacksten Liebe endgültig den Todesstoß geben kann, dafür wollen amerikanische Forscher sogar eine wissenschaftliche Erklärung gefunden haben.
Es hätte so schön sein sollen, aber dann kommt alles ganz anders. Inmitten der Strand-Idylle von Mallorca, Rhodos oder Sardinien fällt die Entscheidung: Wir trennen uns. Aus, Ende, vorbei. Wer das nicht schon selbst erlebt hat, der kennt mindestens ein Ex-Paar im Freundeskreis, dem es so oder so ähnlich ergangen ist. Da dieses Phänomen zumindest in der westlichen Kultur universell aufzutreten scheint, sind Soziologen der University of Washington der Frage vor drei Jahren auf den Grund gegangen. Und auch wenn die Studie nicht mehr ganz neu ist – zahlreiche Erkenntnisse sind definitiv immer noch extrem aktuell.
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Es gibt für alles eine Saison – selbst fürs Schluss machen
Das Forscherteam hatte sich die Scheidungsraten der US-Staaten Washington, Ohio, Minnesota, Florida und Arizona genauer angeschaut und dabei festgestellt, dass sie in den Jahren zwischen 2011 und 2015 in den Monaten März und August signifikant angestiegen waren – jedes Jahr im gleichen, auffälligen Maße. Zwei Zeiträume, in denen besonders viel in den Urlaub gefahren, bzw. daraus zurückgekehrt wird. Tatsächlich ist die wirtschaftliche Lage in allen genannten Staaten recht unterschiedlich, sodass davon ausgegangen wurde, dass es sich um rein emotional begründete Entscheidungen handelte. Allerdings galt die These von der „Hochsaison der Trennung im März und August“ nur für jene Paare, deren Beziehung vor der Reise ohnehin schon auf der Kippe stand. Doch wie kommt es zu den vielen Brüchen, wo doch der gemeinsame Urlaub für viele Menschen eine Art „heilige Zeit“ ist?
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Hohe Erwartungen bedeuten Stress
Was da wirklich auf emotionaler Ebene passiert, darauf hat auch der Hamburger Paarberater und Beziehungscoach Eric Hegmann eine Antwort: „Viele Paare verbringen im Alltag nur einen Bruchteil jener Zeit miteinander, die ihnen plötzlich im Urlaub zur Verfügung steht. Das führt schnell zu Spannungen. Und dann sind da noch die vielen hohen Erwartungen, nicht selten wird die gemeinsam Reise auch als Beziehungs-Kitt verstanden. Umso schmerzhafter ist dann die Enttäuschung, wenn es nicht so harmonisch und leidenschaftlich zugeht, wie erhofft.“ Sprich: Urlaub bedeutet auch immer sozialen Stress. Es gibt keinen Alltag, keinen Job, keine anderweitigen Verpflichtungen, die den Tag strukturieren und von Unbequemlichkeiten ablenken. Rituale wie Abende vor dem Fernseher oder der Spielkonsole fallen weg. Plötzlich ist man mit dem Partner, mit dem sich ohnehin schon Schwierigkeiten angekündigt hatten, 24 Stunden ununterbrochen zusammen, und das in ungewohnter Umgebung. Alles Umstände, die das berühmte Fass zum Überlaufen bringen können.
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Am vierten Urlaubstag sollten Paare eine Zwischenbilanz ziehen
Als Paartherapeut hat Hegmann einen Rat, wie sich viel Schmerz vermeiden lässt: „Häufig ist es der vierte oder fünfte Tag, an dem die Partner aneinandergeraten. Deshalb ist es gut, im Vorfeld zu vereinbaren, nach einigen Tagen eine Zwischenbilanz zu ziehen und auszusprechen, was gut und was vielleicht nicht so gut läuft. Wenn beide Partner grummelnd im Flugzeug zurück sitzen, dann ist es dafür zu spät.“