10. Januar 2025, 10:03 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Haben Sie auch ein Tattoo? Damit sind Sie in Ihrem Freundeskreis vermutlich nicht allein. Erinnern Sie sich noch an die Schmerzen? Das Hitzegefühl, wenn die Nadel wieder und wieder in die Haut eintritt? Und jetzt stellen Sie sich das Ganze im Augapfel vor. Sie sind selten, aber wir sehen sie immer wieder: meist schwarz tätowierte Augen. Doch wie gefährlich ist das wirklich?
Das Tätowieren der Augäpfel, auch bekannt als episclerale Tätowierung oder „Sclera-Tattooing“, hat in den letzten Jahren durch extreme Body-Modification-Trends Aufmerksamkeit erlangt. Dabei wird die weiße Lederhaut, die Sclera, der Augen mit farbiger Tinte, meist schwarz, eingefärbt. Was zunächst als Ausdruck von Individualität gilt, birgt erhebliche Risiken – medizinisch wie auch ästhetisch.
Was ist das Tätowieren der Augen?
Beim Sclera-Tattooing injiziert ein Tätowierer Pigmente direkt in die Lederhaut des Auges. Die Farbe verteilt sich unter der dünnen Membran und erzeugt so den gewünschten Effekt, z. B. komplett schwarze Augen. Ein Bild oder Muster dabei zu tätowieren, ist unmöglich, da sich die Tinte unkontrolliert verteilt. Weiterhin sollte eine solche Modifikation von ärztlichen Experten durchgeführt werden. In der Praxis bieten das jedoch oft Laien ohne medizinische Ausbildung an.
Die gesundheitlichen Risiken von Augapfeltattoos
Die möglichen Komplikationen beim Augentätowieren sind vielfältig und gravierend:
- Infektionen: Da das Auge empfindlich und schlecht durchblutet ist, kann eine Infektion rasch eskalieren und schwer behandelbar sein.
- Sehverlust: Wenn die Farbe ins falsche Gewebe eindringt, kann dies zu irreparablen Schäden führen, einschließlich Blindheit.
- Entzündungen: Pigmente können schwere Abwehrreaktionen des Körpers hervorrufen, die auch das umliegende Gewebe schädigen.
- Langzeitfolgen: Da Sclera-Tattoos noch relativ neu sind, gibt es kaum Langzeitstudien zu möglichen Spätfolgen. Experten vermuten jedoch ein erhöhtes Risiko für Gewebeveränderungen und dauerhafte Schmerzen.
Rechtliche Lage und ethische Fragen
In Deutschland bewegen sich Sclera-Tattoos rechtlich in einer Grauzone. Während Tätowierungen auf der Haut erlaubt sind, gilt das Tätowieren der Augen oft als Körperverletzung. Dies liegt an den erheblichen Risiken und dem fehlenden medizinischen Nutzen. Einige Bundesländer haben den Eingriff bereits untersagt oder streng reguliert.
Warum sich Menschen diesem Risiko aussetzen
Sclera-Tattoos sind ein extremes Statement, das von Individualität und dem Wunsch, sich von der Masse abzuheben, geprägt ist. Sie werden häufig mit Subkulturen wie der Body-Modification-Szene assoziiert. Für viele ist es ein Ausdruck von Rebellion, andere schätzen die Ästhetik oder wollen Tabus brechen.
Das sagt der Tätowierer dazu
Flo Gropper ist Tätowierer und Inhaber von „Pain for Pleasure Tattoo“. Auch er rät davon ab, sich die Augen tätowieren zu lassen, selbst wenn das ohnehin nicht der Fall ist: „Es handelt sich streng genommen dabei nicht um ein Tattoo, weil nichts gestochen, sondern die Farbe, wie bei einer Spritze, ins Augenweiß injiziert wird.“
So gefährlich wie es klingt, ist es auch. „Ich kenne zwar keine großen Langzeitstudien, aber es werden einige Erfahrungsberichte ausgetauscht, nach denen Menschen anschließend erblinden. Auch ich kenne jemanden, deren Sehkraft jetzt schlechter wird.“
Jedoch seien Augentattoos nichts, was täglich angefragt wird. Es handle sich laut dem Experten dabei um eine „Subkultur der Subkultur“ und meist ginge dem Tätowieren der Augen andere Body Modifications, wie das Spalten der Zunge oder Ähnliches, voraus. Flo Gropper selbst bietet das Tätowieren der Augen nicht an und kann es auch nicht empfehlen: „Das Risiko, das Augenlicht zu verlieren, nur um eine optische Veränderung herzustellen, würde ich nie eingehen.“
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Augen tätowieren zu lassen, ist ein gefährlicher Trend
Das Tätowieren der Augen ist also offensichtlich ein riskanter Eingriff mit unvorhersehbaren Folgen. Sowohl Augenärzte und Mediziner als auch Tätowierer warnen eindringlich vor dieser Praxis. Wer dennoch darüber nachdenkt, sollte sich unbedingt an einen Profi wenden und die potenziellen Schäden für die Gesundheit und das Sehvermögen sehr genau abwägen – die Konsequenzen können lebenslang sein.