27. März 2022, 18:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Der erste Gang ins Tattoo-Studio ist mit jeder Menge Fragezeichen gepflastert: Wie findet man eigentlich das richtige Motiv? Wie oft kann ich mich bei der Positionierung umentscheiden? Mit welchen Schmerzen muss ich rechnen? Und wie läuft das mit dem Abheilen ab? Unsere Autorin verrät, was sie gerne vor ihrem ersten Tattoo gewusst hätte – und welche Lehren sie acht Motive später daraus gezogen hat.
Übersicht
Nicht unnötig stressen bei der Motivwahl
Vor meinem ersten Tattoo habe ich mich total gestresst, was das Motiv anging. Ich wollte erst einen Termin machen, sobald ich was wirklich Bedeutungsvolles gefunden habe. Und ich wollte das Ganze auch schon mal selbst entwerfen, weil ich dachte, das müsse ich. Irgendwie war ich überzeugt davon, dass es komisch rüberkommt, wenn ich ein Inspo-Bild von der Arbeit eines anderen Artists als Beispiel-Foto an meinen Tätowierer schicke. Mittlerweile weiß ich: Mein Tattoo ist ganz allein meine Sache. Das Motiv muss nur mir gefallen, Bedeutung hin oder her. Und entwerfen muss ich es noch lange nicht, schließlich bezahle ich einen Künstler für meinen neuen Körperschmuck. Screenshots reichen als Inspiration in der Regel aus – der jeweilige Tattoo-Künstler macht dann was Individuelles draus. Bisher hat sich zumindest noch keiner meiner Tätowierer beschwert, wenn ich ein Foto von der Arbeit eines anderen Künstlers als grobe Vorlage geschickt habe. Ein No-Go ist nur, wenn man ein Motiv 1:1 kopieren möchte. Und: Bei vielen Artists kann man auch einfach aus Flash-Designs, also vorgefertigten Motiven das auswählen, was gefällt. Das macht die Sache noch einfacher.
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Die Tattoo-Schablone so lange umpositionieren, bis es zu 100 Prozent passt
Tattoo-Artists sollten die Wünsche des Kunden erfüllen – nicht umgekehrt. Man sollte sich beim Termin beispielsweise auf gar keinen Fall stressen lassen, wenn es darum geht, wie groß das Motiv letztlich sein und wo genau es platziert werden soll. Bei meinem ersten Tattoo empfand ich es noch als extrem unangenehm, als ich das bereits aufgeklebte Motiv in Größe und Platzierung nochmal ändern wollte. Ich hatte das Gefühl, das würde meine Tätowiererin nerven und habe mich deshalb einfach mit ihrem erstbesten Vorschlag zufrieden gegeben – nicht die beste Idee. Mittlerweile habe ich glücklicherweise eine Tätowiererin gefunden, bei der ich mich wohl genug fühle, um die Schablone so oft wieder aufkleben und wegwischen zu lassen, bis ich komplett happy bin. Und genau so sollte es auch sein. Man bezahlt den Tätowierer schließlich für ein perfektes Endergebnis. Gute Tätowierer sollte es ohnehin nicht stören, wenn man die Vorlage auf der Haut zehn Mal umplatziert, bevor es ans Stechen geht.
Flächen ausmalen zu lassen tut ganz schön weh
Meine erstes Tattoo war ein Fineline-Motiv auf dem Unterarm, das Stechen habe ich kaum bemerkt. Anders sah das dann bei meinem zweiten Tattoo aus: Augen mit großer, pechschwarzer Pupille kurz über der Ellenbeuge. Mir war zwar klar, dass manche Stellen mehr wehtun würden als andere. Darüber, dass es aber auch super unangenehm ist, größere Flächen dunkel oder farbig ausmalen zu lassen, hatte ich mir vorab keine Gedanken gemacht. Im Nachhinein ist das natürlich super logisch, weil die Flächen ja wieder und wieder überstochen werden müssen, bis alles gleichmäßig gefärbt ist. Und dementsprechend muss dabei wieder und wieder über eine offene Wunde gekratzt werden – aua. Wer sich vor dem ersten Tätowieren also unsicher wegen der Schmerzen ist, startet eventuell lieber mit feineren Motiven und tastet sich dann vorsichtig an wuchtigere Blackout-Styles ran.
Frische Tattoos „suppen“ – und das sieht nicht schön aus
Nachdem meine Augen mit den dunklen Pupillen dann unter Haut waren, folgte am nächsten Morgen ein Schock, auf den mich keiner vorbereitet hatte: Unter dem durchsichtigen Tattoopflaster waren keine Augen mehr erkennbar, nur ein großer schwarzer Fleck auf jedem Arm. Meine Panik war in dem Moment groß, weil ich dachte, alles wäre verlaufen. Meine Tätowiererin beruhigte mich dann aber und versicherte mir, dass das vollkommen normal sei. Es handle sich bei dem „Ausfluss“ nur um eine Mischung aus Wundflüssigkeit und überschüssiger Farbe, die meine umliegende Haut aber nicht einfärben würde. Und genau so war es dann auch. Seither mache ich mir keine Sorgen mehr, wenn mein Tattoo unter dem Pflaster „suppt“ – eklig sieht es trotzdem aus.
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Tattoos pellen ab und können mit der Zeit verlaufen
Nach der „Suppen“-Phase geht der Abheilungs-Prozess in die nächste unangenehme Runde: Die Haut juckt, spannt und pellt. Mit der richtigen Tattoopflege kriegt man das zwar in den Griff, dem Drang zu kratzen zu widerstehen, ist aber trotzdem nicht so easy – vor allem bei größeren Motiven. Es dauert locker zwei Wochen, bis der neue Körperschmuck einigermaßen ansehnlich ist und sich nicht mehr bemerkbar macht. Und: Auch wenn man sein Tattoo optimal pflegt, vor Sonne schützt und auch in den ersten Wochen nach dem Stechen auf Sport und Schwimmbadbesuche verzichtet, kann es doch sein, dass das Ganze verläuft. Mit der Zeit ist es ganz normal, dass die Linien etwas dicker werden – das sollte man unbedingt bei der Motiv-Wahl bedenken. Eins meiner Tattoos ist aber tatsächlich rundum ausgelaufen, wohl weil zu viel Pigment unter die Haut gebracht wurde. Aber egal, ob etwas schief läuft oder nicht – dass das Motiv nicht für immer genau so aussieht wie frisch nach dem Stechen, sollte man im Hinterkopf haben.
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Meinung Warum Tattoos keine Bedeutung haben müssen
Das mit der Tattoo-Sucht stimmt!
Ich hatte es im Vorfeld nicht geglaubt, aber tatsächlich haben Tattoos ein extrem hohes Suchtpotenzial. Vor meinem ersten Besuch im Tattoo-Studio hatte ich noch ungemein Respekt, mittlerweile ist die Hemmschwelle nicht mehr existent. Ich würde mir am liebsten jede Woche neue Motive unter die Haut bringen lassen. Jedes Mal, wenn ich ein schönes Bild bei Instagram und Co. entdecke, würde ich am liebsten meiner Tätowiererin schreiben. Es macht einfach Spaß, sich kreativ an sich selbst auszutoben und im Endeffekt ist das auch keine große Sache. Allerdings ist das Ganze ein Hobby, das ganz schön ins Geld geht.
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