12. August 2024, 18:56 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Taucht man tiefer in die Welt der Düfte ein, stellt man fest, es gibt etliche beliebte Parfummarken, die es nicht bei den bekannten Parfümerien zu kaufen gibt und die nur bei ausgewählten Händlern, großen Kaufhäusern oder im Internet erhältlich sind. Noch dazu kosten viele dieser Düfte ein halbes Vermögen. Die Rede ist von Nischendüften. Aber was ist das eigentlich genau? Wir klären auf!
Stattet man den üblichen Parfümerien einen Besuch ab, begegnen einem die bekannten großen Designermarken, wie Gucci, Armani, Prada oder Burberry. Beschäftigt man sich jedoch intensiver mit Düften und begibt sich auf die Suche nach ausgefalleneren Exemplaren, taucht man früher oder später in eine Parallelwelt ein und darin fällt immer wieder der Begriff Nischendüfte.
Übersicht
Was sind Nischendüfte und wo liegen die Unterschiede zu Designerdüften?
Wie der Begriff bereits herleiten lässt, stehen Nischendüfte im Kontrast zu Parfums, die unter einem bekannten Designernamen vermarktet und als Massenware in den Parfümerien zum Verkauf angeboten werden. Sie richten sich an eine Kundschaft, die nach speziellen, ausgefallenen und individuellen Dufterlebnissen streben und bedienen somit eine Nische. Designerdüfte sind hingegen für die Masse produziert, sie sollen möglichst eine große Kundschaft ansprechen und sind daher sehr gefällig.
Statt einer großen Marke steht hinter den meisten Nischenparfums ein Parfümeur oder eine Parfümeurin, die Wert auf hochwertige Rohstoffe, natürliche Ingredienzen, kreative Duftnoten und komplexe Kombinationen legen. Nischendüfte findet man nicht in den gängigen Ketten und auch Print- oder TV-Kampagnen sind eine Seltenheit.
Yana Cosmetiqua betreibt einen Parfum-Blog, besucht seit zehn Jahren internationale Messen in Mailand, Florenz und Cannes und ist Kundenberaterin in der Delfi-Parfumerie in Berlin. Im STYLEBOOK-Interview erklärt sie: „Es gab früher ein Kriterium, dass die Nischenduft-Marke in weniger als 150 Stores weltweit erhältlich sein darf. Diese Definition ist mittlerweile nicht mehr aktuell. Daher würde ich einen Nischenduft am Preis festmachen, d. h. Düfte, die teurer sind als aus dem Massensegment und Düfte, die einen höheren künstlerischen Anspruch haben.“
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Nischendüfte finden Eingang in den Mainstream
Gerade in den vergangenen Jahren finden Nischendüfte mehr und mehr Eingang in den Mainstream. Das hat mehrere Gründe: „Während den ganzen Covid-Lockdowns haben sich die Menschen intensiver mit dem Thema Düfte beschäftigt. Das hat in dieser schwierigen Situation für positive Emotionen gesorgt. Außerdem sind neue Blogger hinzugekommen, dann natürlich TikTok und die neue Generation von Influencern“, so Yana.
Dass die Thematik gerade einen Hype erlebt, ist auch großen Investoren nicht entgangen, erklärt die Expertin. Und weiter: „Die Nachfrage ist da. Deswegen wurde dort viel Geld hineingepumpt. Dadurch nimmt das alles einen Massencharakter an, was nicht heißt, dass es keinen künstlerischen Anspruch mehr gibt.“
Warum sind Nischendüfte so teuer?
Was direkt ins Auge fällt, wenn man sich mehr mit der Thematik Nischendüften befasst, ist der hohe Preis. Nach „oben hin sei alles offen“, erklärt Yana im STYLEBOOK-Gespräch. Nischenduftmarken berufen sich auf exklusive und handverlesene Inhaltsstoffe, doch die Parfumexpertin meint: „Die allermeisten Marken benutzen die gleichen Inhaltsstoffe, wie die Massendüfte.“ Aber: „Tendenziell findet man bei Düften, die über 300 Euro liegen, seltenere und hochwertige Inhaltsstoffe.“
Hinter Nischendüften steckt meist ein Parfümeur und keine bekannte Designermarke wie Prada, Dolce & Gabbana oder Gucci. Doch mittlerweile gibt es auch etliche Marken wie Xerjoff, Parfums de Marly oder Creed, „die zwar zur Nische zählen, aber eigentlich riesige Unternehmen sind“, so Yana. Und weiter: „Da ist die Kostenstruktur mit einem großen Modehaus zu vergleichen, wo man tatsächlich für den Namen zahlt und die Düfte in so einer hohen Stückzahl hergestellt werden, dass die Produktionskosten keine Rolle mehr spielen beim Preis. Es gibt aber auch kleine Marken, die noch in kleiner Stückzahl produzieren und dann ist es kostenintensiv, Parfum herzustellen. Bei kleineren Marken ist der Preis daher auch gerechtfertigt.“
So findet man sich als Anfänger zurecht
Nischenparfum-Anfängern empfiehlt die Expertin sich auf den großen Parfum-Plattformen oder Foren, wie „Parfumo“ oder „Aus Liebe zum Duft“ zu informieren. Auch der Gang in eine Parfümerie, die Nischendüfte führt, hilft ein Gespür für Düfte, Noten und Kombinationen zu bekommen. Wohnen Sie beispielsweise in einer kleineren Stadt und haben keinen Zugang zu Nischendüften, dann gibt es auch im Internet viele Seiten, Foren und Tauschbörsen, auf denen Duftproben und Abfüllungen für wenige Euro oder zum Tauschen erhältlich sind.
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Die beliebtesten Nischendüfte
Yana Cosmetiqua berät beruflich auch viele Kunden in einer Berliner Parfümerie, die sich auf Nischendüfte spezialisiert hat. Die beliebtesten und meistverkauften Düfte dort sind:
„Kirkè“ von Tiziana Terenzi (100 ml / 210 Euro)
„Kirkè“ ist ein fruchtig-süßer Unisex-Duft von Parfumeur Paolo Terenzi. Er duftet in der Kopfnote nach Birne, Pfirsich, Passionsfrucht, Himbeere und Schwarzer Johannisbeere. In der Herznote nach Maiglöckchen und in der Basisnote nach Moschus, Heliotrop, Vanille, Patchouli und Sandelholz.
„Erba Pura“ von Xerjoff (100 ml / 245 Euro)
„Erba Pura“ von Xerjoff ist für viele der perfekte fruchtig-spritzige Sommerduft. Fruchtige Noten sind Orange, Limonen, Bergamotte, süß und cremig wird es durch Moschus, Amber und Vanille. Hinter diesem beliebten Duft steckt der Parfümeur Christian Carbonnel.
„Arabians Tonka“ von Montale (100 ml / 140 Euro)
„Arabians Tonka“ von Montale ist ein sehr potenter Unisex-Duft, der auch nach Tagen noch auf Kleidung und Haaren wahrnehmbar ist. Safran, Bergamotte, bulgarische Rose, Oud, Leder, Tonkabohne, Rohrzucker, Amber, Moschus und Eichenmoos sind die Duftnoten, des würzig-süßen Parfums.