8. Februar 2024, 13:41 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Sich ein Piercing stechen zu lassen, ist trotz aller Vorsichtsmaßnahmen immer mit einem gewissen Risiko verbunden. So kann sich der Körperschmuck entzünden, in schlimmeren Fällen entsteht sogar eine Infektion. Mit der richtigen Pflege und Behandlung lässt sich das jedoch weitestgehend vermeiden. Doch was, wenn der Körper auf einmal komplett streikt und das neue Schmuckstück gar nicht erst annimmt? STYLEBOOK weiß, was hinter dieser sogenannten Piercing-Abstoßung steckt und wie man sie behandelt.
Wenn sich Ihr neuer Körperschmuck wie von Zauberhand selbstständig macht und von seinem Platz bewegt, sollten Sie ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen. Denn hier findet gerade eine Abstoßung des Piercings statt. STYLEBOOK hat mit Florian Riffel, dem Geschäftsführer des Berliner Tattoo- und Piercingstudios Autark gesprochen.
Was passiert, wenn der Körper ein Piercing abstößt?
Die Freude am neuen Körperschmuck ist zu Beginn immer groß, schwindet aber genauso schnell, sobald das Piercing anfängt wehzutun. Eine Entzündung ist dabei zunächst nichts Ungewöhnliches und auch nicht jedes Mal direkt ein Grund zur Sorge. Mit der richtigen Pflege hat man die Entzündung in der Regel schnell im Griff und kann wieder in den vollen Genuss des neuen Piercings kommen. In einigen Fällen jedoch entzündet sich der Körperschmuck nicht einfach nur – manchmal stößt der Körper das Piercing regelrecht ab. Zu einer solchen Abstoßung kommt es, wenn das körpereigene Immunsystem versucht, das Piercing von alleine zu entfernen. „Wenn der Körper ein Piercing abstößt, liegt dies oft an einer Immunreaktion, also einer Abwehrreaktion auf den Schmuck“, ergänzt auch Florian Riffel vom Tattoo- und Piercingstudio Autark in Berlin. Die Reaktion des Körpers ist dabei so simpel wie sie klingt: Er schiebt den Schmuck ganz einfach selbst wieder heraus.
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Wie erkennt man eine Piercing-Abstoßung?
Dass der Körper ein Piercing abstößt, lässt sich leicht feststellen. Zu Beginn weist der Körper dabei die klassischen Entzündungssymptome auf: „Anzeichen dafür sind Rötung, Schwellung, Schmerzen und vermehrter Ausfluss von Wundsekret, Eiter oder Blut um das Piercing herum“, meint Florian Riffel. Maßgeblich zeichnet sich eine Abstoßung jedoch dadurch aus, dass sich das Piercing von seinem ursprünglichen Platz entfernt. Das Gewebe um die Einstichstelle herum wird zudem dünner – zum Teil wird die Haut dabei so dünn, dass der Schmuck durch sie hindurchscheint. Die Einstichlöcher an sich vergrößern sich, was wiederum zu weiterem Verrutschen des Piercings führen kann.
Diese Stellen sind besonders betroffen
Von einer Abstoßung des Piercings sind vor allem Stellen wie die Brustwarzen oder der Bauchnabel betroffen. In der Regel entsteht eine solche Abwehrreaktion des Körpers aufgrund von schwachem Bindegewebe oder einer falschen Auswahl des Körperschmucks. So kann dieser beispielsweise zu schwer für das dünne Gewebe sein. Auch eine nicht ausreichende Pflege nach dem Stechen oder häufige Reibung an entsprechender Stelle können eine Piercing-Abstoßung begünstigen. Die Abstoßung kann dabei nicht nur unmittelbar nach dem Stechen eintreten. In manchen Fällen erfolgt diese körperliche Reaktion sogar erst nach ein paar Wochen oder sogar Monaten.
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So sollten Sie bei einer Piercing-Abstoßung vorgehen
Ist die Haut einmal verletzt und hat mit der Wundheilung und der damit einhergehenden Abstoßung des Piercings begonnen, sollten Sie nicht gegen, sondern mit ihrem Körper zusammenarbeiten und ihn unterstützen. So können Sie das Problem letztendlich nicht nur in den Griff bekommen, sondern auch dafür sorgen, dass der Körper den neuen Schmuck wieder annimmt.
Wenn Sie merken, dass das Piercing ohne Ihr Eingreifen immer weiter an die Oberfläche tritt, sollten Sie es zunächst vorsichtig herausnehmen. Nun heißt es: Die Haut gut pflegen. Reinigen Sie die Einstichstelle und versorgen Sie sie mit einer feuchtigkeitsspendenden Pflege. Inhaltsstoffe wie Vitamin E beugen dabei der Narbenbildung vor. Außerdem können Sie versuchen, Ihr Piercing zunächst durch Schmuck aus einem anderen Material oder auch in einer passenderen Größe zu ersetzen. Am besten eignen sich hierfür Ringe oder Stäbe aus Kunststoff – diese sorgen in der Regel am wenigsten für allergische Reaktionen.
Florian Riffel fasst seine Pflegetipps wie folgt zusammen: „Reinigen Sie das Piercing regelmäßig mit einer antiseptischen Lösung. Diese sollte der Shop, der pierct, vorrätig haben. Berühren Sie es nur mit sauberen Händen und vermeiden Sie Reizstoffe wie bestimmte Seifen oder aggressive Reinigungsmittel.“
Im Zweifel den Piercer aufsuchen
Florian Riffel rät außerdem dazu, im Zweifel noch einmal den Piercer aufzusuchen und sich beraten zu lassen. „Wenn Sie Anzeichen einer Abstoßung bemerken, ist es ratsam, sofort professionellen Rat im Studio einzuholen. Ein erfahrener Piercer kann die Situation beurteilen und Empfehlungen geben“, so der Experte. In einigen Fällen könne es außerdem notwendig sein, den Schmuck zu wechseln oder das Piercing zu entfernen, um weitere Komplikationen zu verhindern
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So können Sie einer Piercing-Abstoßung vorbeugen
Um eine Abstoßung Ihres neuen Piercings zu vermeiden, ist es wichtig, die Einstichstelle nach dem Stechen gut zu pflegen. Immerhin handelt es sich um eine Verletzung der Haut, die der Körper zu behandeln versucht. Eine Salzwasserkompresse kann dabei helfen, die Hautstelle sauber zu halten. Allerdings sollten Sie es mit der Pflege auch nicht übertreiben – zweimal pro Tag reinigen reicht in der Regel aus. Beim Waschen sollten Sie auf Seife mit Duftstoffen verzichten und lieber zu antibakterieller und pH-neutraler Seife greifen. Achten Sie zudem darauf, das neue Piercing immer nur mit sauberen Händen zu berühren, um zu vermeiden, dass Sie Schmutz und Bakterien in die Wunde reiben.