10. Mai 2024, 13:23 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Ein edler Flakon mit einem markanten Label in Türkis und goldfarbenen Akzenten, geschmückt mit der No. 4711 – dieser einzigartige Duft dürfte den meisten Menschen in Deutschland ein Begriff sein. Die Rede ist natürlich von Kölnisch Wasser oder auch Original Eau de Cologne, dem ikonischen Duftwasser, das bis Ende des 19. Jahrhunderts den Parfümeriemarkt dominierte.
Vielleicht sind Sie dem kleinen blau-goldenen Fläschchen mit der Aufschrift „Echt Kölnisch Wasser No. 4711“ schon einmal begegnet. Dass hinter dem Duft allerdings eine jahrhundertelange Geschichte steckt, wissen die wenigsten. Doch tatsächlich verbirgt sich hinter dem Duft eine wahre Traditionsmarke. STYLEBOOK hat den Duft unter die Lupe genommen.
Übersicht
Es hat schon 250 Jahre Tradition
Wir schreiben das Jahr 1772. Zu seiner Hochzeit bekommt der damals 30-jährige Wilhelm Mühlens eine geheime Rezeptur geschenkt. Das Geschenk stammte von dem italienischen Duftconnaisseur Johann Maria Farina, der ein Elixier herstellte und es zu Ehren seiner neuen Wahlheimat Köln „Original Eau de Cologne“ nannte. Nicht ahnend, dass daraus eine jahrhundertelange Erfolgsgeschichte werden würde, entwickelte Mühlens die Rezeptur zu einem Duftwasser weiter. In der Kölner Glockengasse entstand deshalb eine kleine Manufaktur, in der der Kaufmann den Duft fortan produziert. Den Zusatz No. 4711 erhielt das Duftwasser von der Hausnummer der Produktionsstätte. Allerdings wurde „Echt Kölnisch Wasser“ lange Zeit nicht als Parfum, sondern als Getränk eingesetzt. Pur oder mit Wein vermischt, sollten die Inhaltsstoffe des Wunderwassers demnach heilende Kräfte mit sich bringen.
Als der damalige französische Kaiser Napoleon 1810 die Offenlegung aller medizinischen Rezepturen verlangte, deklarierte Wilhelm Mühlen sein medizinisches Duftwasser kurzerhand in einen „äußerlich anwendbaren Duft“ um, um niemandem seine geheime Rezeptur verraten zu müssen. Mit einer belebenden und erfrischenden Wirkung wurde der Duft nun auch als solcher vermarktet und gewann schnell an Beliebtheit. So gehörten Legenden zufolge Persönlichkeiten wie Ludwig XV., Wolfgang Amadeus Mozart und Voltaire zu den Benutzern des ursprünglich reinen Männerduftes.
Auch äußerlich legte das Duftwasser einen Wandel hin und so wurde aus einer schlichten Medizinflasche die charakteristische sechseckige Molanusflasche mit dem blau-goldenen Etikett, wie wir es heute kennen. Ab den 1830ern setzte sich Kölnisch Wasser schließlich auch als Frauenduft durch. Bis heute zählt der Duft unverkennbar zu einem der erfolgreichsten Traditionsmarken und genießt nach wie vor große Beliebtheit. So ist das Logo des Duftwassers zum Beispiel groß sichtbar am Kölner Hauptbahnhof zu sehen.
Deshalb gibt es „Eau de Cologne“
Wer schon einmal durch Regale einer Parfümerie geschlendert ist, wird festgestellt haben, dass „Eau de Cologne“ ein Begriff ist, der auf so gut wie jedem zweiten Flakon zu finden ist. Und auch wenn diese seine Bezeichnung ebenfalls seinen Ursprung von Kölnisch Wasser hat, hat sie als solche nichts mit der Traditionsmarke zu tun. Mühlens ikonisches Duftwasser wurde mit der Zeit schlichtweg als Synonym für einen leichten Duft verwendet – ähnlich wie Tempo anstatt Taschentuch oder Labello für Lippenpflege verwendet wird. Steht auf einem Parfumflakon also „Eau de Cologne“ bedeutet das, dass die Konzentration der enthaltenen Duftstoffe bei geringen 3 bis 5 Prozent liegt. Der Name „Original Eau de Cologne“ ist hingegen eine beim Deutschen Patent- und Markenamt eingetragene Marke und bezieht sich direkt auf das ikonische Kölnisch Wasser.
Natürliche Inhaltsstoffe mit großer Wirkung
Während die Geburt der Traditionsmarke mit einem einfachen Duftwasser anfing, hat sich die Produktpalette mittlerweile weiterentwickelt. Neben dem „Original Eau de Cologne“ wurde der Originalduft um eine handvoll weiterer Duftrichtungen erweitert. Mittlerweile sind neben den klassischen Düften auch Duftkerzen, Deodorants und Cremeseifen erhältlich – und das zu einem erschwinglichen Preis. So kostet eine 50ml-Flasche Kölnisch Wasser gerade einmal 16 Euro. Die hauptsächlich verwendeten Inhaltsstoffe des Duftwassers blieben dabei seit 1972 unverändert und sollen eine beruhigende Wirkung auf Körper, Geist und Seele mit sich bringen. Zu den Inhaltsstoffen des vermeintlichen Wunderwassers zählen Zitrone, Orange, Bergamotte, Lavendel, Rosmarin, Petitgrain und Neroli, welche in einer einzigartigen Duftkomposition miteinander verschmelzen. Auch die restliche Produktpalette setzt auf natürliche Inhaltsstoffe mit belebender Wirkung.
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Glockengasse in Köln auch heute noch gut besucht
Auch heute noch ist das Traditionshaus in der Kölner Innenstadt gut besucht. So steht die ehemalige Produktionsstätte nun als Dufthaus 4711 in der Glockengasse zur Verfügung und gibt einen Einblick in die Jahrhunderte alte Geschichte von Kölnisch Wasser. Hier treffen Tradition und Moderne zusammen: In Duftseminaren und historischen Führungen können Gäste in die Welt einer der bekanntesten Düfte der Geschichte eintauchen und zählt als eine der Top-Touristenattraktionen der Stadt. Als Museum und Veranstaltungsraum empfängt das Dufthaus etwa internationale 100.000 Gäste pro Jahr. Eine wahre Erfolgsgeschichte!