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STYLEBOOK-Interview

Tätowiererin packt aus: „Das Löwenkopf-Tattoo bleibt für immer mein No-Go!“

Tattoo Löwe
Tattoo-Artist Doriane Meyer will von immergleichen Designs wie dem Löwenkopf absehen Foto: @robingrolleau via Canva
Redakteurin STYLEBOOK

14. August 2024, 16:32 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Doriane Meyer ist Tattoo-Artist in Brüssel. Die gebürtige Französin tätowiert erst seit wenigen Jahren, hat aber schon unzählige Anekdoten auf Lager. Von schockierenden Anfragen über dramatische Diskussionen zwischen Pärchen hat sie STYLEBOOK erzählt, was nur wenige über ihren Job eigentlich wissen.

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Sie sind vom Strand, der Straße und mittlerweile auch aus Büroräumen nicht mehr wegzudenken: Tattoos. Es tragen immer mehr Menschen die permanenten Zeichnungen auf ihrer Haut. Die Auswahl ist dabei riesig – von filigranen Designs über kitschige Partner-Tätowierungen und abstrakte Tattoo-Motive ist heutzutage alles dabei. Welche Designs gerade im Trend sind und welche Tattoo-Motive die Tätowiererin besonders nerven, lesen Sie hier.

Diese Tattoo-Motive bringt Künstler zur Weißglut

Tätowierer haben es nicht leicht: Sie verdienen ihr Geld zwar mit ihrer Kunst, müssen jedoch stets einen Kompromiss mit dem Kunden finden – schließlich trägt die zahlende Person das Tattoo für den Rest des Lebens auf dem eigenen Körper. So manches Mal ist es gar nicht möglich, sich überhaupt zu einigen.

Die 26-jährige Doriane Meyer tätowiert seit weniger als fünf Jahren. Angefangen hat sie während ihres Kunststudiums in Paris. Auch wenn sie ihren Job liebt, gibt es einige Dinge, die sie daran nerven. Unter anderem verrückte oder zum Gähnen langweilige Tattoo-Motive.

STYLEBOOK: Zuerst würde ich gerne wissen, was gerade richtig im Trend in Sachen Tattoos ist.
Doriane: „Ich glaube nicht, dass es nur einen bestimmten Trend gibt. Es gibt eher trendige Stile, weil immer mehr Menschen sich tätowieren lassen, da es im Berufsleben und in der Gesellschaft allgemein akzeptierter ist. Instagram hat langsam den Horizont für neue Designs geöffnet. Früher hast du nur traditionelle Tattoos und amerikanische Stile gesehen. Mittlerweile sind die Leute mehr an konzeptionellen und abstrakteren Sachen interessiert. Das ist auch der Grund, warum es eine neue Generation von Tätowierern gibt, die viele verschiedene Stile machen.“

„Mir ist es wichtiger, dass das Tattoo eine Bedeutung hat als eine coole Ästhetik“

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Gehörst du dazu?
„Ich versuche, nicht zu sehr in die Trends einzutauchen. Deshalb habe ich einige Tattoos in meinem eigenen Stil entwickelt, die nicht für alle ästhetisch sind. Ich habe eine Art von ‚hässlichen‘ Tattoos ins Leben gerufen, weil mir wichtiger ist, dass das Tattoo eine Bedeutung hat als eine coole Ästhetik. Manchmal ist der Kunde einfach aufgrund der Erfahrung an sich zufrieden, anstatt nur ein cooles Tattoo zu haben, um es allen zu zeigen. Für mich ist das der beste Deal.“

Du hast eben die Rolle der sozialen Medien erwähnt. Für euch Tätowierer ist es super wichtig, einen guten Instagram-Account zu haben – wie das Fotobuch für ein Model. Alle Tätowierer, die ich kenne, habe ich über Instagram gefunden oder weil ich jemandem gesagt habe: „Oh, ich mag dein Tattoo. Zeig mir das Profil des Tätowierers.“
„Das ist ein Teil des Jobs, den ich wirklich nicht mag. Weil ich mich selbst und meine Arbeit zeigen muss, und manchmal mache ich keine guten Fotos oder es ist nicht der Stil, den ich in dem Moment zeigen möchte. Es kann sein, dass ich ein sehr cooles Bild poste und niemand darauf reagiert, wegen des Algorithmus. Man muss Tätowierer, Manager und Social Media Beauftragter in einem sein. Und man muss sein Gesicht zeigen, weil ich manchmal einfach etwas aus meinem persönlichen Leben poste, und die Leute interessieren sich mehr für mich und meine Tattoos, wenn ich mein hübsches Gesicht auf Instagram zeige. Und jemand kam auch hierher und sagte, ich bin hier, weil du cool aussiehst.“

Auch interessant: Woran Sie ein gutes Tattoo-Studio erkennen

Also hielt die Person für attraktiv?
„Vielleicht. Aber es sind auch viele liebe Leute dabei. Diejenigen, die mir vertrauen, meinen Stil und meine Art zu sprechen mögen, wie ich Sachen ausdrücke. Sie fühlen sich bei mir sicher, unter anderem, weil ich für sie vertrauenswürdig aussehe.“

Das ist verständlich. Ich meine, es ist die ganze Erfahrung. Ich würde nicht gerne von jemandem tätowiert werden, den ich nicht mag, oder ich mir denke „Halt doch die Klappe“.
„Man muss den Mittelweg zwischen ‚Du bist süß‘ und ‚Halt die Klappe‘ finden. Es gab da solch einen Tätowierer, der gecancelt wurde, weil er im Grunde versucht hat, mit all seinen Kundinnen Sex zu haben. Ein wahr gewordenes Klischee.“

»Viele Kinder wollen jetzt Tattoos haben

Ist es schon einmal passiert, dass du ein angefragtes Tattoo abgelehnt hast?
„Das kommt oft vor. Weil viele Kinder jetzt Tattoos haben wollen. Es gibt teilweise 15-Jährige, die danach fragen.“

Geht das überhaupt? Fragen sie dann ihre Eltern um Erlaubnis?
„Oft nicht einmal das. Mir ist das auch egal, ob sie eine Einverständniserklärung der Eltern haben, ich nehme sie nicht an. Letztes Mal war es ein Mädchen, sie war erst 14 Jahre alt, und wir haben es am Anfang nicht gemerkt. Sie wollte einen riesigen Schmetterling, der aussah wie eine Kinderzeichnung, um ein anderes Tattoo abzudecken. Sie hatte sich bereits auf einer Rave-Party ein halbfertiges Motiv stechen lassen. Das Ding war riesig, über ihr ganzes Bein. Dann haben wir bemerkt, dass sie erst 14 ist und schickten sie nach Hause. Aber es wurde zu einem Streitthema zwischen meinem Kollegen und mir, denn …“

„Auf dem Gesicht und den Händen steche ich nichts, wenn sie noch keine Tattoos haben!“

Sie bat um Hilfe.
„Genau. Einer meiner Kollegen meinte, wir können sie nicht mit diesem Ding auf ihrem Bein herumlaufen lassen. Und ich dachte mir, sie ist zu jung, sie wird noch wachsen. Der Babyboomer in mir dachte sich: Vielleicht wird sie so ihr Leben ruinieren. Man sollte sich nicht mit 14 auf einer Rave-Party tätowieren lassen.“

Also hängt es hauptsächlich vom Alter ab, wenn du Tattoos verneinst?
„Und von der Stelle. Auf dem Gesicht und den Händen steche ich nichts, wenn sie noch keine Tattoos oder erst eins, zwei haben.“

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»Mir gefallen nicht alle Motive, die ich steche

Und hast du persönlich auch schon ein Tattoo gemacht, das dir gar nicht gefallen hat?
„Ja. Wenn du Walk-ins machst, gefallen dir die Sachen, die du machst, meistens nicht. Manchmal kommen Leute und schauen in mein Flashbook, aber manchmal sagen sie einfach: Ich will das. Und zeigen mir dann etwas von Pinterest. Du willst einen Kuss auf den Hals tätowiert haben? Von wem ist denn der Kuss? Das ist nicht sehr originell. Manchmal wollen sie auch chinesische Schriftzeichen auf dem Körper. Und ich frage: Sprichst du denn Chinesisch? Zurück kommt: Nein. Es sieht einfach schön aus. Okay …“

Das bedeuten „Walk-in“ und „Flashbook“

Ein „Walk-in-Tattoo“ ist ein Motiv, welches in keiner vorher gebuchten Sitzung gestochen wird, sondern bei einem spontanen Besuch am selbigen Tag in einem Studio. Diese Tattoos sind meist klein und nicht sehr komplex, da wenig Vorbereitung und Zeit zum Stechen gegeben ist.

„Walk-in-Tattoos“ werden oft aus dem „Flashbook“ des Tattoo-Artisten ausgewählt. Das „Flashbook“ ist eine Art Portfolio für Tattoo-Motive, zwischen denen der Kunde wählen darf. Viele Tätowierer entscheiden sich dazu, die „Flashes“ jeweils nur einmal zu stechen und die Designs nicht wiederzuverwenden.

Was ist das am häufigsten angeforderte Design?
„Das am häufigsten angeforderte Design, das ich nicht mache, ist das realistische Löwenkopf-Tattoo. So viele junge Männer wünschen sich das. Mein No-Go für immer.“

Und was sagst du denen dann? So nach dem Motto: Nein, ich mag es nicht?
„Das ist nicht mein Stil. Du kannst es woanders stechen lassen. Vielleicht sind Partner-Tattoos auch die am meisten angefragten. Ich habe manchmal das Gefühl, dass nur eine Person wirklich Lust darauf hat. Einmal hat ein Paar vor meinen Augen Schluss gemacht, weil sie meinte, sie will das Tattoo zwar – aber nur sehr, sehr klein.“

Themen Interview Tattoo
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