18. Oktober 2018, 10:56 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Herren-Sakkos haben am Revers oft ein Knopfloch, zu dem es gar keinen passenden Knopf gibt. Was es mit dem Schlitz auf sich hat? STYLEBOOK fragte beim Stilexperten nach!
„Das Knopfloch ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als man das Sakko oder die Anzugjacke bis obenhin zuknöpfen konnte. Bei einigen Tweedjacken findet man daher hinter dem Revers aus der dem Knopfloch gegenüberliegenden Seite noch einen Knopf zum Zumachen“, erklärt uns Experte Bernhard Roetzel. Gemeinhin gilt aber die Boutonnière – also eine Blume im Knopfloch – als stilistische Begründung für das Knopfloch – ein Accessoire, das heute (leider) ziemlich aus der Mode gekommen ist.
Die Boutonnière, eine Einsteckblume am Revers
Angeblich trug der deutschstämmige Prinz Albert von Sachsen-Coburg und Gotha, Ehemann der britischen Queen Victoria, gern ein Blumengesteck am Revers. Doch bereits zuvor schmückten meist Nelken (zuweilen auch Orchideen) die Oberbekleidung der Herren, so z. B. während der französischen Revolution. Gut gekleidete Dandys des 19. Jahrhunderts waren zwar weiter angetan von dem aparten Modeaccessoire, doch spätestens im letzten Jahrhundert verschwand die Blüte endgültig vom Sakko-Revers, schlichte Eleganz war nun en vogue. Maximal zu festlichen Anlässen verirre sich ab jetzt noch ein Blumengebinde ans Revers. Als Äquivalent zu ihrem Brautstrauß fällt dies jedoch meist sehr üppig aus, obendrein wird die Blüte meist mit einer Sicherheitsnadel befestigt. Ein Fauxpas, wie Experte Roetzel anmerkt und ergänzt: „Am schlimmsten sind Patente für das Revers mit eingebauter Mini-Vase. Wenn die Blume verwelkt, muss eine frische her!“
Eine Blume am Revers: Ist das heute noch zeitgemäß?
„Natürlich. Aber nur, wenn es ein richtiges Knopfloch ist“, sagt der Experte. Bei Konfektionsanzügen wird – im Gegensatz zu handgemachten Maßanzügen – die Kontur des Knopflochs heute häufig nur noch als Deko eingestickt. Ist der Schlitz eingenäht, dann fände man unterhalb des Knopflochs, an der Rückseite des Revers, eine kleine Schlaufe vor, durch die man den Stiel einer Knopflochblume stecken kann, damit diese nicht wegrutsche, so Rötzel. Seiner Meinung nach dürfe heute mit der klassischen Vorgabe ,Nelke oder Orchidee‘ gebrochen werden: „Gegen Rosen spricht gar nichts, man muss nur mit den Stacheln vorsichtig sein.“ Merkregel: Tagsüber auf weiße Blumen setzen, zum Abend darf es dann farblich mutiger zugehen.
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Wie lässt sich das Knopfloch außerdem stylen?
Heute sind auch unkonventionelle Styling-Ideen wie beispielsweise eine gehäkelte Blume erlaubt – dann aber eher etwas zum Tagesanzug, Blazer oder Tweedsakko. „Zum dunklen Anzug passt am besten eine richtige Blume“, so der Experte. Manche Herren stecken auch Uhrenketten in den Schlitz, allerdings sollte dann auch eine Uhr dran hängen.“ Pins mit lustigen Motiven seien hingegen zu vermeiden, ebenso echt anmutende Kunstblumen. Roetzel hat hier sogar noch einen Alltags-Tipp parat: „Ich pflücke im Sommer und Herbst oft einfach Blumen im Garten oder bediene mich auch schon mal in der Vase auf dem Frühstückstisch im Hotel.“