13. Juli 2023, 19:59 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Der anhaltende Überkonsum führt zu immer mehr Textilabfall und die Modeindustrie muss endlich nachhaltiger werden. Ein neuer Beschluss des EU-Parlamentes soll diesem Ziel einen Schritt näher bringen. Unverkaufte Textilien sollen in Zukunft nicht mehr vernichtet werden dürfen.
Kollektionen, die im Wochentakt ausgetauscht werden, unüberschaubare Massenproduktionen und Kleidung zu den niedrigsten Preisen – Fast Fashion hat einen erheblichen Einfluss auf den Klimawandel. Zur Verdeutlichung: die Textilbranche belegt den vierthöchsten Platz, wenn es um den Einfluss auf Umwelt und Klimawandel geht. Den dritten Platz bei Wasserverbrauch und Landnutzung und den fünften Platz als Erzeuger von Treibhausgasemissionen. Dazu kommt der Umgang der Konsumenten. Zwischen den Jahren 2000 und 2015 hat sich die Bekleidungsproduktion verdoppelt, während die durchschnittliche Tragedauer eines Kleidungsstückes rapide gesunken ist. Zeit, dass sich etwas ändert. Kommt jetzt ein Fast-Fashion-Verbot?
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Fast-Fashion-Verbot durch EU-Beschluss
Aktuell balancieren wir zwischen Greenwashing und geforderter Nachhaltigkeit. Mit einer neuen Verordnung kehrt das EU-Parlament dieser Ambivalenz nun den Rücken. Die neue Bestimmung soll Verbraucher dabei unterstützen, ihre Kaufentscheidungen und ihren Umgang mit Textilien bewusster, nachhaltiger und verantwortungsorientierter zu treffen.
In der EU kommen 5,8 Millionen Tonnen Textilabfall (pro Jahr) zusammen. Um dem zu entgehen, müssen Verordnungen und Gesetze ins Leben gerufen werden. Delara Burkhardt, Abgeordnete des EU-Parlaments, erklärt: „Die Verbraucher allein können den globalen Textilsektor nicht durch ihre Kaufgewohnheiten reformieren. Wenn wir dem Markt erlauben, sich selbst zu regulieren, öffnen wir die Tür für ein Fast-Fashion-Modell, das Menschen und die Ressourcen des Planeten ausbeutet“.
Nun soll das Verbot kommen: Zukünftig soll es nicht mehr erlaubt sein, unverkaufte Textilwarte zu schreddern oder zu entsorgen. Aktuell werden Schuhe und Kleidung in unüberwindbaren Tempos kostengünstig hergestellt und am Ende doch weggeworfen, wenn sie nicht verkauft werden. Dieser Prozess hat sich nach Angaben der EU-Kommission in den vergangenen Jahren noch weiter intensiviert. Grund dafür ist der Online-Handel und der rasante Anstieg an Online-Käufen.
Im Mai 2023 einigten sich die EU-Mitgliedsstaaten auf eine Verhandlung. Nach Einigung des Parlaments beginnen jetzt die Verhandlungen mit den Mitgliedstaaten für eine abschließende Fassung des Gesetzes.
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Maßnahmen gegen Greenwashing
Auch Greenwashing soll nach der Verordnung ein Ende haben. Immer mehr (Mode)Unternehmen geben sich selbst einen „grünen Stempel“, den sie im Grunde (laut Bestimmungen) nicht verdienen. Das führt zur Konsumententäuschung, ist aber heute noch legal. Ein weiteres Gesetz soll demnach strenger bestimmen, wann ein Kleidungsstück auch als nachhaltig bezeichnet werden darf – und wann nicht. Auch, wenn das kein grundsätzliches „Fast-Fashion-Verbot“ bedeutet, ist es ein Schritt in eine nachhaltigere und bewusstere Zukunft.