6. Mai 2024, 11:30 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
In den letzten zwei Jahren sind viele bekannte Modeketten in die Insolvenz gerutscht und im Zuge dessen auch komplett aus den Einkaufsstraßen verschwunden. Ähnlich erging es auch der bekannten Kette Gerry Weber. Erst vor rund vier Jahren konnte sich das Unternehmen vor dem Aus retten. Nach einem Sanierungsverfahren vor einem Jahr müssen immer mehr Filialen schließen und Mitarbeitende das Unternehmen verlassen.
Der Einzelhandel hat schwer zu kämpfen. In den letzten Monaten jagte eine Hiobsbotschaft die nächste und nach Peek & Cloppenburg, Galeria Kaufhof, Görtz, Reno und Scotch & Soda, hat es auch Gerry Weber getroffen.
Übersicht
Gerry Weber beantragte Sanierungsverfahren
Die Gerry Weber International AG beantragte im Sommer 2023 beim Essener Amtsgericht die Einleitung eines Verfahrens nach dem Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG). „Das Sanierungsvorhaben ist eine notwendige Reaktion auf die äußeren Umstände“, hieß es in einer Mitteilung von Angelika Schindler-Obenhaus, Chefin von Gerry Weber International.
Als Grund nannte man die Corona-Krise und ihre Auswirkungen, aber auch die steigende Inflation. Das Textilunternehmen verließ außerdem die Börse. „Teil des Vorhabens soll ein vollständiger Kapitalschnitt sein, wodurch auch die Börsennotierung der Aktie der Gerry Weber International AG erlöschen würde“, hieß es weiter.
Gerry-Weber-Geschäfte sind nicht mehr profitabel
Das deutsche Modeunternehmen betrieb zuvor weltweit über 700 Läden in Eigenregie, aber auch als Franchise. Zudem wird eine Auswahl der Kollektion bei Großhändlern angeboten. Hierbei konzentriert sich das 1973 gegründete Unternehmen auf Damenoberbekleidung. Rund 2100 Mitarbeiter beschäftigt der Textilhändler noch vor rund einem Jahr. Doch wie das Unternehmen ankündigte, wird es weitreichende Veränderungen geben. Demnach sollen nicht rentable Filialen geschlossen und Stellen abgebaut werden.
Im Juni 2023 wurde bekannt, dass nach eingehender Prüfung 122 Filialen geschlossen und 425 Mitarbeitende entlassen werden sollten. In einer Mitteilung, die t-online.de zitiert, hieß es, dass sich das Unternehmen zukünftig vermehrt auf das Großhandelsgeschäft konzentrieren will.
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Gerry Weber entlässt weitere Mitarbeitende
Doch dabei soll es nicht bleiben: Nachdem Anfang 2024 die Firmenzentrale an einen Investor verkauft wurde und Gerry Weber selbst nur noch als Mieter agiert, müssen jetzt weitere Mitarbeitende das Unternehmen verlassen.
Der Grund: die Investoren forderten weitere Spaßmaßnahmen, um das strauchelnde Unternehmen weiterhin am Laufen zu halten. Ob auch weitere Filialen schließen müssen, bleibt abzuwarten, auch, ob die Entlassungen den gewünschten Effekt bringen werden und das Unternehmen vor dem endgültigen Aus retten können.
Erst vor rund zwei Wochen wurde die Führungsebene von Gerry Weber verkleinert. Finanzchef Florian Frank hat die Modekette aus Halle in Westfalen zum 31. März 2024 verlassen, wie die Seite „Textil Wirtschaft“ berichtete.
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Nicht die erste Krise
Für das Unternehmen ist es nicht die erste Krise. Anfang 2019 stellte die Muttergesellschaft einen Antrag auf Insolvenz in Eigenverwaltung. Kurze Zeit später folgte die Gerry Weber Retail GmbH. Im Rahmen der Insolvenz wurde eine Restrukturierung vorgenommen, die zur Schließung von 120 Filialen in Deutschland führte. Das Insolvenzverfahren wurde rund ein Jahr nach Eröffnung beim Amtsgericht Bielefeld aufgehoben.