7. Dezember 2022, 13:04 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Das indonesische Parlament hat ein Gesetz verabschiedet, das Sex vor der Ehe mit bis zu einem Jahr Gefängnis bestraft. Wer vor der Ehe zusammenlebt, dem droht bis zu einem halben Jahr Haft. Proteste werden laut. Was das unter anderem für indonesische Frauen bedeutet, lesen Sie bei STYLEBOOK.
Das Parlament in Indonesien stellt außerehelichen Sex unter Strafe: Es können bis zu einem Jahr Gefängnis drohen. Das am Dienstag beschlossene Gesetz, das für Indonesier und Ausländer gleichermaßen gilt, verbietet auch das Zusammenleben unverheirateter Paare, wie indonesische Medien berichten. Die Polizei darf jedoch erst ermitteln, wenn ein nahes Familienmitglied Anzeige erstattet.
Wann die Gesetzesänderung zu außerehelichem Sex in Kraft tritt
Indonesien ist ein mehrheitlich islamisches Land. Einzige Ausnahme davon ist die beliebte Touristenhochburg Bali; dort leben mehr als 80 Prozent Hindus. Das von Bürgerrechtsorganisationen und der Tourismusbranche abgelehnte Gesetz soll 2025 landesweit in Kraft treten. Nach Verkündung der Reform protestierten vor dem Präsidentenpalast Hunderte Indonesier gegen die Verschärfung. 2019 war der erste Anlauf zur Strafrechtsreform an Studentenprotesten gescheitert.
Zudem sieht die Reform drei Jahre Gefängnis für die Beleidigung des Präsidenten vor. Das gelte nicht für Kritik am Präsidenten bei Demonstrationen, hieß es in den Berichten. Bürgerrechtler befürchteten trotzdem eine Unterdrückung der Meinungsfreiheit.
Es sei an der Zeit gewesen, eine historische Entscheidung über das überarbeitete Strafgesetzbuch zu treffen, „und das koloniale Strafgesetzbuch, das wir geerbt haben, hinter uns zu lassen“, sagte Justiz- und Menschenrechtsminister Yasonna Laoly.
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Was das indonesische Gesetz für Frauen bedeutet
Frauenrechtsaktivistinnen befürchten, dass das neue Strafgesetzbuch den Zugang zu reproduktiver Gesundheitsfürsorge erschweren könnte. Denn laut der Nachrichtenagentur AP liegt eine Kopie der jetzt überarbeiteten Paragrafen des Strafrechts vor. Demnach ist Werbung für Empfängnisverhütung in dem größten muslimisch geprägten Land der Welt ebenfalls illegal. Zudem könnte das Gesetz zur Folge haben, dass eine Kriminalisierung von Opfern sexueller Belästigung entstünde.
„Wenn das Opfer seine Stimme erhebt und [die Belästigung] anzeigt, besteht die Möglichkeit, dass der Täter sie unter Berufung auf den Artikel über das Zusammenleben anzeigt, um das Opfer zu kriminalisieren, da davon ausgegangen werden kann, dass sie vor der Ehe Sex hatte“, sagte Rechtsanwalt Referandum vom Jakarta Legal Aid Institute. Naila Rizqi, eine in Jakarta ansässige Frauenrechtsaktivistin, sagte, dass das neue Gesetz Frauen unter Druck setzen wird, die öffentliche Moral zu wahren. „Wenn wir über die öffentliche Moral sprechen, geht es in Wirklichkeit um die Moral der Frauen, die Frauen und ihre Körper werden reguliert“, sagte sie.
Quellen
- Indonesia’s criminal code bans more than premarital sex, DW
- mit Material von dpa und ap