10. November 2022, 12:44 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Jennifer Aniston ist Serien- und Filmstar, Produzentin, Regisseurin, besitzt eine eigene Haarpflege-Linie und gehört zu den wohl größten Größen ihrer Branche. Dennoch hängt sich die Öffentlichkeit seit Jahrzehnten daran auf, dass sie nie Mutter geworden ist. Nun sprach die heute 53-Jährige zum ersten Mal in einem Interview über ihren unerfüllten Kinderwunsch, die missglückten Versuche künstlicher Befruchtung und den Druck der Medien.
„The girl next door“ – so wurde Jennifer Aniston zu Beginn ihrer Schauspielkarriere gerne genannt. Beim „girl next door“ denkt man an eine freundliche, milde lächelnde und unnatürlich glückliche Person. Dass jedoch nicht alles in Anistons Leben Friede, Freude, Eierkuchen war, hat sie nun in einem Interview mit der amerikanischen Zeitschrift „Allure“ verraten. Besonders einschneidendes Erlebnis: Jennifer Anistons Versuch, Kinder zu bekommen und die damit einhergehenden Spekulationen der Medien.
„Ich habe so viele Jahre damit verbracht, meine Geschichte über IVF zu schützen. Ich bin so beschützerisch mit diesen Teilen, weil ich das Gefühl habe, dass ich so wenig für mich behalten kann. Die Welt kreiert Narrative, die nicht wahr sind, also kann ich genauso gut einfach die Wahrheit erzählen“, so Aniston über ihre überraschende Offenheit. Die 53-Jährige fühle sich „am besten als die, die ich heute bin; besser als ich es je in meinen 20ern oder 30ern, sogar in meinen Mitt-40ern getan habe.“ Denn gerade mit Ende 30 habe sie “really hard shit“ durchgemacht.
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Jennifer Aniston über Versuch, Kinder zu kriegen
Denn was die Öffentlichkeit bisher nicht wusste: Jennifer Aniston hat lange versucht, schwanger zu werden. Als die Journalistin sagt, sie habe ja keine Ahnung gehabt, antwortet Aniston: „Ja, niemand hatte die. All die Jahre über Jahre über Jahre der Spekulation… Es war wirklich hart. Ich habe In-Vitro-Fertilisation (Anm. d. Red.: Eine im Reagenzglas durchgeführte Befruchtung), chinesische Tees, was auch immer versucht. Ich habe mich richtig ins Zeug gelegt. Ich hätte alles dafür gegeben, wenn mir jemand gesagt hätte ‚Lass deine Eizellen einfrieren. Tu dir selbst einen Gefallen.‘ Doch daran denkst du einfach nicht. Also bin ich heute hier. Der Zug ist abgefahren.“
Jennifer Aniston wurde für egoistisch gehalten
Doch die Schauspielerin hatte nicht nur mit den erfolglosen Versuchen, schwanger zu werden, zu kämpfen, sondern auch mit dem Bild, das in der Öffentlichkeit über sie aufgrund ihrer Kinderlosigkeit grasierte. Wir erinnern uns an Schlagzeilen, die einen angeblichen Babybauch bei Jennifer Aniston entdeckt haben wollen oder, vermutlich noch verletzender, die Gerüchte rund um die Trennung von Brad Pitt. Der Tenor der Berichterstattungen: „Ich sei einfach egoistisch. Ich würde mich nur um meine Karriere kümmern. Und Gott bewahre, eine Frau ist erfolgreich und hat kein Kind. Und der Grund, warum mein Ehemann mich verlassen hat, warum wir uns getrennt haben und unsere Ehe beendeten, sei, weil ich ihm kein Kind schenken wollte. Es war komplett gelogen.“
Dass das nicht spurlos an einem vorbeigeht, ist nachvollziehbar. „Ich wurde so frustriert. Ich bin nicht übermenschlich, dass ich das reinlassen und mich verletzen lassen kann.“ Bereits 2016 hat Aniston deswegen einen Kommentar für die Huffington Post zum Thema geschrieben, nun das ehrliche Interview. Auf ihrem Instagram-Account postet sie eines der für das Allure-Cover geschossenen Fotos, das sie in einem rückenfreien und seitlich tief ausgeschnittenen schwarzen Kleid zeigt, und schreibt: „Das Ende einer Ära.“ Laut weiterer Caption bezieht sie sich damit auf die letzte Print-Ausgabe des Allure-Magazins, doch auch zu ihrer Lebenssituation würde dieser Satz passen. Das scheint auch Anistons Ex-Mann Justin Theroux so zu sehen. Er kommentiert den Post mit zwei Emojis: Einem Faustschlag und einem roten Herz.
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Hollywood-Star zieht Positives aus Erlebtem
Dennoch bereue der Hollywood-Star nichts. „Tatsächlich fühle ich eine Art Befreiung jetzt, weil es kein ‘Kann ich? Vielleicht. Vielleicht. Vielleicht.‘ mehr gibt. Ich muss mir darüber keine Gedanken mehr machen.“ Ganz im Gegenteil sei sie dankbar für diese Lektion. „Wenn ich das nicht durchgemacht hätte, wäre ich niemals die geworden, die ich sein sollte. Deswegen empfinde ich so viel Dankbarkeit für diese beschissenen Dinge. Ansonsten wäre ich diese Person geblieben, die so ängstlich, so nervös, so unsicher darüber war, wer sie ist. Und jetzt interessiert es mich nicht mehr.“
Hinter der Erkenntnis steckt bei Jennifer Aniston jedoch ein langer, steiniger Weg: Dieser ist nicht nur gepflastert mit dem unerfüllten Kinderwunsch, der ihr physisch und psychisch zusetzte, sondern auch mit dem Druck, den die Öffentlichkeit auf sie ausgeübt hat. Aniston überlege, über ihre Erfahrungen zu schreiben, verrät sie. Vielleicht hat sie mit ihrer Offenheit bereits der ein oder anderen Betroffenen geholfen. Und vielleicht regt sie damit auch diejenigen zum Nachdenken an, die „Und, wann willst du Kinder?“ immer noch für eine gelungene Small-Talk-Frage halten.
Quellen
- Jennifer Aniston has nothing to hide, allure.com