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Garnier-CEO Mareike Bell: »Ich will die Welt für meinen Sohn erhalten

Mareike Bell
Mareike Bell führt die Geschäfte bei Garnier. Sie sagt: „Dieser positive Spirit, gepaart mit meiner Authentizität, ist Teil meines Markenzeichens und persönlichen Leadership-Anspruchs.“ Foto: PR/Garnier
Daniela Garrasi Redaktionsleitung STYLEBOOK.de

14. Oktober 2020, 6:42 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Wie führt man als Frau? Gibt es besondere Herausforderungen? Wie motiviert man sich jeden Tag neu? In unserer Interviewreihe haken wir bei erfolgreichen Frauen in CEO-Positionen großer Unternehmen nach, wie sie Female Leadership und Empowerment definieren und leben. Den Anfang macht Mareike Bell, die seit diesem Jahr die Geschäfte der L’Orèal-Beautymarke Garnier leitet. Mit ihrem neuen Team hatte sie genau zwei Office-Wochen, bevor Corona alle ins mobile Arbeiten zwang. Wie sie diese Zeit als Chefin und Mutter eines Kindes erlebte und warum sie jedem ein weibliches Netzwerk ans Herz legt, verriet sie uns im Video-Interview.

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Mareike Bell ist 37, kommt gebürtig aus Aachen, lebt und arbeitet aber heute in Düsseldorf. Die Brand General Managerin sprüht vor guter Laune, lacht viel und hat mit ihrer Beautymarke gerade einen großen Schritt in Richtung Zukunft gemacht und ein Nachhaltigkeitsengagement gestartet.

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STYLEBOOK: Wie hast du die Corona-Zeit erlebt?

Mareike Bell: Ich bin wie viele von uns durch die klassischen Phasen gegangen. Anfangs konnte ich es nicht glauben, dass wir von einem auf den anderen Tag in die soziale Isolation gehen mussten, vor allem, weil ich soziale Interaktion als rheinische Frohnatiu wie die Luft zum Atmen brauchte. Dann hab ich festgestellt, dass eine gewisse Gewöhnung an die neue Situation einsetzt und damit kam die Ruhe und ich habe begonnen, das Positive zu sehen: Kein Weg zur Arbeit, Mittag essen mit meinem Mann oder meinen Sohn zwischen zwei virtuellen Meetings bei seinen ersten Schritten beobachten zu können, war für mich persönlich sehr wertvoll.

Wie führt man in so einer Situation?

Als ich angefangen habe, hatten wir genau zwei Wochen zusammen im Office, dann kam der Lockdown. Ein Team von über 30 Leuten auf diesem Remote-Weg zu führen, war spannend, aber auch herausfordernd. Ich habe bewusst an unseren bestehenden Strukturen mit regelmäßigen Catch-ups festgehalten und sie noch verstärkt – per Videocall. Das sind wichtige Momente mit dem Team. Wenn man sich schon nicht physisch sehen kann, hilft es, die Kamera konsequent anzumachen, um Präsenz und Energie ins Team zu tragen.

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Wie würdest du dich als Chefin beschreiben?

In zwei Worten würde ich vermutlich sagen: „fördernd und fordernd.“ Ich habe selbst viel Drive und Energie, aber habe auch einen hohen Anspruch an mein Team. Das kann manchmal auch wie ein „Dampfwalzen“-Effekt rüberkommen. Da ich mir dessen bewusst bin, versuche ich, das mit meinem positiven Spirit zu balancieren, um mein Team zu motivieren, was mir glücklicherweise meist gelingt. Dieser positive Spirit, gepaart mit meiner Authentizität, ist Teil meines Markenzeichens und persönlichen Leadership-Anspruchs: Wir arbeiten alle hart und lang genug, warum dann nicht der Schwere des Arbeitsalltags eine gewisse Leichtigkeit verleihen?

Wie kommst du aus schlechten Momenten raus?

Wenn ich an meine Grenzen komme, habe ich gelernt, dass es wichtig ist, das erst einmal für mich anzuerkennen und dann danach zu handeln. Eine Nacht durchschlafen hilft mir, oder mal zwei Stunden in der Sonne liegen, einfach die Gedanken fließen lassen, ohne innere Agenda. Dann merke ich, dass meine Batterien wieder aufgeladen sind und ich gut in den Tag starten kann.

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Wie empowerst du dich?

Ich schöpfe meine Energie aus Sport, aus Gesprächen mit Freunden und Familie und meinem inneren Leistungsantrieb, der mich nach vorne bringt. Ich liebe es, Neues zu lernen – beruflich und privat. Und: Mein Mann steht immer hinter mir, fängt mich auf und ist einfach mein Ein und Alles.

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Hast du dich jemals wegen deines Geschlechts diskriminiert gefühlt?

Mir fällt glücklicherweise keine Situation ein, in der ich mich als Frau benachteiligt gefühlt habe. Im Gegenteil: In meinem beruflichen Umfeld bei L’Oréal wimmelt es von Power-Frauen. Wer Leistung zeigt, kommt auch weiter, unabhängig vom Geschlecht. Im Privaten haben mir meine Eltern immer das Gefühl gegeben, dass ich alles erreichen kann. Und: Ich habe eine Zwillingsschwester. Wir sind als weibliches Power Pack durchs Leben gegangen und haben dadurch sicherlich auch eine gewisse innere Stärke gezogen.

Wie kann es deiner Meinung nach gelingen, dass mehr Frauen Führungspositionen besetzen?

Mit der „Power of female network.” Ich bin an entscheidende Stationen in meiner Karriere durch mein weibliches Netzwerk gekommen. Ich glaube, dass einige Frauen ihre Kontakte nicht so taktisch angehen, aber gerade das sollte man tun – ohne schlechtes Gewissen. Und positive Rollenbilder helfen. Ich habe die eine oder andere Mentorin gehabt, die mich inspiriert und ermutigt hat, diesen Weg zu gehen und dafür bin ich dankbar. Umgekehrt gilt das auch: Als junge Mutter in einer Führungsposition ist mir diese Verantwortung noch mal mehr bewusst geworden und ich hoffe, dass ich damit ein positives Zeichen für andere Frauen setzen kann.

Warum startet Garnier gerade jetzt ein Nachhaltigkeitsprogramm?

Unser Nachhaltigkeitsprogramm „Green Beauty“ ist in der Tat gerade ganz frisch an die Öffentlichkeit gegangen, aber wir befinden uns mit Garnier schon seit Jahren auf einer Reise zu mehr Nachhaltigkeit in unseren Formulierungen und Verpackungen. Corona war für uns alle eine Zäsur und hat zur einer Rückbesinnung geführt. Damit ist das Bewusstsein für den Umgang mit unseren Ressourcen und unserem Planeten gestiegen. Mit unserem „Green Beauty“-Programm haben wir uns konkreten Zielen der Nachhaltigkeit verschrieben und zwar über die gesamte Wertschöpfungskette, von dem Einsatz von mehr recyelbaren Verpackungen über umweltfreundlichere, biologisch abbaubare Formeln zu mehr Einsatz im Kampf gegen Plastikverschmutzung durch die Reduktion oder sogar den kompletten Verzicht von Plastik in unseren Verpackungen.

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Wie nachhaltig lebst du selbst?

Seit der Geburt meines Sohnes ist mein Bewusstsein für das Thema gestiegen, weil ich die Welt für ihn erhalten will. Ich gestalte mein Leben nachhaltiger, indem ich mir Mikroziele stecke, die für mich persönlich erreichbar und langfristig umsetzbar sind. Es muss zum Beispiel nicht Spaghetti Bolognese mit Hackfleisch sein, Soja-Hack ist genauso lecker. Für meinen Sohn habe ich erst einen neuen Strampler gekauft, alles andere ist second hand oder geliehen. Und ich habe festes Shampoo für mich entdeckt, verzichte somit auf eine Plastikflasche mehr und meine Haare fühlen sich trotzdem genauso weich an.

Themen Interview
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