4. September 2023, 15:59 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Haben Sie Ihren Partner schon daran erinnert, dass er morgen zum Zahnarzt muss und haben Sie bereits daran gedacht, neue Schulhefte fürs Kind zu kaufen? Tatsächlich kann es eine ganz schöne Belastung werden, wenn eine Person hauptverantwortlich für die Alltagsplanung der ganzen Familie ist. Die Rede ist dann von „Mental Load“.
Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut hat in einer Studie herausgefunden, dass Frauen besonders häufig einen hohen „Mental Load“ haben, sich also vermehrt um das Management des Alltags kümmern. STYLEBOOK hat die Ergebnisse der Studie zusammengefasst.
Übersicht
Was ist „Mental Load“?
„Mental Load“ beschreibt eine Art unsichtbare Denkarbeit im Alltag. Gemeint sind dabei oftmals organisatorische Aufgaben oder das Treffen von Entscheidungen. Bleibt in einer Partnerschaft der Hauptteil dieses Aufwandes an nur einer Person hängen, so kann das zu einer psychischen Belastung führen. Gefährlich ist das Ganze vor allem, weil der Mehraufwand oftmals nicht als solcher wahrgenommen wird – er ist „unsichtbar“. Vorstellen kann man sich den „Mental Load“ wie einen Eisberg. So gibt es einen sichtbaren Anteil an Alltagsaufgaben, die man bereits untereinander aufteilt (wie etwa Wäsche waschen) und einen Teil, der unter der Oberfläche schwimmt (ist beispielsweise das Waschmittel leer, muss jemand daran denken, neues zu kaufen). Bleiben diese versteckten Denkaufgaben größtenteils an einer Person hängen, spricht man von „Mental Load“.
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Verschlimmert wird der „Mental Load“ dadurch, dass es sich dabei um zusätzliche Aufgaben, neben Beruf, Haushalt und Care Arbeit handelt. Hat man also einen ohnehin schon stressigen Alltag, wird dieser durch die erhöhte Denkarbeit gefördert. Diese kognitive Mehrarbeit kann zum Beispiel folgende Aufgaben umfassen:
- Erstellen von To-do-Listen und Einkaufslisten
- Planen von Terminen für Familienmitglieder und das Erinnern an diese Termine
- Kontrollieren, ob die Kinder ihre Hausaufgaben erledigt haben
- Geburtstage, Familienfeiern und Jahrestage im Auge behalten
Frauen sind laut Studie hauptverantwortlich für die Familie
Eine Studie des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) hat nun herausgefunden, dass der „Mental Load“ hauptsächlich an der Frau hängenbleibt. Befragt wurden hierfür insgesamt über 2.000 erwerbstätige Männer und Frauen, die einen gemeinsamen Haushalt führen. Laut der Ergebnisse liegt die Wahrscheinlichkeit, Alltagsaufgaben zu planen und organisieren für Männer bei gerade mal 20 Prozent. Überraschend ist, dass der Anteil kognitiver Mehrarbeit bei Frauen auch dann höher ist, wenn beide Partner Vollzeit arbeiten. Sind Kinder in einer Partnerschaft vorhanden, übernehmen Frauen im Durchschnitt sogar 74 Prozent der Alltagsorganisation.
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Auch die dadurch entstehende Belastung wird von Frauen höher eingeschätzt als von Männern. So stuften Frauen in der Befragung die emotionale Last durch den „Mental Load“ deutlich höher ein, als Männer. Besonders hoch ist die Belastung dabei bei Müttern, da Kinder auch gleichzeitig mehr unsichtbare Denkarbeit erfordern. So müssen sich Mütter häufig um Arzttermine kümmern, Kindergeburtstage planen und dafür sorgen, dass Kind rechtzeitig zu Sportstunden und anderen Freizeitaktivitäten kommt.
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Was tun, wenn der „Mental Load“ zu viel wird?
„Mental Load“ muss keine Frauensache sein. Besonders, wenn Kinder im Spiel sind, ist es wichtig, im Vorhinein Aufgaben klar aufzuteilen und so für mehr Gleichgewicht zu sorgen. Die Elternzeit des Vaters kann das begünstigen. Je früher ein Mann sich aktiv an der Betreuung des Säuglings beteiligt, desto früher baut er entsprechende Kompetenzen auf und kann sich auch um organisatorische Aufgaben des Kindes besser kümmern.
Es kann auch helfen, in regelmäßigen Abständen (beispielsweise einmal die Woche) einen festen Termin zu vereinbaren, bei dem man sich gemeinsam einen Überblick über anfallende Aufgaben macht und abklärt, wer dafür verantwortlich ist, an sie zu denken. Selbst wenn dabei nicht immer eine 50/50 Aufteilung möglich ist, so werden auf diese Weise die unsichtbare Mehrarbeit sichtbar gemacht. Bereits das Aufzeigen der anstehenden Aufgaben kann also helfen, diese besser aufzuteilen.
Quelle
- Report: „Mental Load“, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliches Institut