14. Februar 2024, 11:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Nach einem wohl gut überstandenen Insolvenzverfahren stellt sich die deutsche Textil-Einzelhandels-Kette Peek & Cloppenburg nun neu auf. Mit weitreichenden Konsequenzen für Kunden. Welche das sind und wo der Geschäftsführer die größte Baustelle sieht, lesen Sie bei STYLEBOOK.
Der Düsseldorfer Modehändler „Peek & Cloppenburg“ (P&C) ist nach einem Insolvenzverfahren scheinbar auf dem Weg der Besserung. Um diesen Weg sicher zu pflastern, verfolgt das Unternehmen nun eine neue Strategie – mit Auswirkungen für die Kunden. So gab Geschäftsführer Thomas Freude im Gespräch mit der „Rheinischen Post“ an, künftig auf den beliebten Sale zu verzichten. Zumindest größtenteils: „Wir können und wollen uns dem Sale nicht grundsätzlich entziehen. Aber wir werden keine pauschalen Rabatte mehr auf das gesamte Sortiment haben. Das war in den vergangenen Jahren eine Fehlentwicklung bei uns und der gesamten Branche.“
Viele, insbesondere kleinere Modeunternehmen, erwehren sich schon länger der Sale-Kultur, die im Fashion-Bereich überhandnimmt. Peek & Cloppenburg will jetzt Ernst machen. Rabatte sollen dann nur noch am Ende der Saison auf ausgewählte Artikel gewährt werden.
Auch der Onlineshop soll überarbeitet werden
Auch im digitalen Bereich sind Neuerungen geplant. Als „eine der großen Baustellen, wegen der wir uns sanieren mussten“ bezeichnete der Geschäftsführer den Onlineshop. „Die digitalen Wachstumsphantasien waren zu groß, die Balance hat nicht mehr gestimmt.“ Knapp zehn Prozent mache das Online-Geschäft am Gesamtumsatz aus. Damit alle Filialen in Deutschland profitabel bleiben, sollen einige Verkaufsflächen verkleinert werden. Freude spricht von „Mixed-Use-Konzepten“, bei denen Büroflächen oder Hotels im selben Gebäude angesiedelt werden, um die Frequenz zu fördern, so der Geschäftsführer.
Freude war gerade zwei Monate bei Peek & Cloppenburg, als das Unternehmen im März 2023 Insolvent anmeldete. Die Insolvenz betraf die Peek & Cloppenburg KG, Düsseldorf, zu der die Unternehmenszentrale sowie 67 P&C-Häuser mit insgesamt rund 6.800 Beschäftigten gehören sowie die Einkaufsgesellschaft Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG.
Gründe für die „Peek & Cloppenburg“-Insolvenz
Als Begründung für das Insolvenzverfahren nannte das Unternehmen unter anderem die Corona-Pandemie genannt, die das Geschäft stark belastet habe. Der Ukraine-Krieg habe die Konsumneigung der deutschen Verbraucherinnen und Verbraucher noch weiter gedrückt, hieß es weiter. Freude zur „Wirtschaftwoche“: „Der Modehandel steckt in der Krise. Das Luxussegment und der Discountbereich funktionieren noch, aber in der Mitte bricht das Geschäft weg. Das gilt sogar für das Online-Geschäft, mit dem kaum ein Bekleidungshändler Geld verdient, auch P&C nicht. Für uns ist klar, dass wir rasch gegensteuern und das Unternehmen wieder auf Kurs bringen müssen.“
Auch interessant: Nach Görtz – zwei weitere Schuhhändler stecken in der Krise
Filialen sollen erhalten bleiben, Gehälter sind für drei Monate gesichert
P&C bleibt seinem Motto „Store first, Online second“ treu – und will sich damit weiterhin von der Konkurrenz abheben. „Die Erwartungen an das Online-Geschäft haben sich für uns nicht ansatzweise erfüllt“, so der Experte. Im E-Commerce wollte man daraufhin Logistikkosten und Marketingausgaben deutlich senken. Laut ihm sei bereits damals klar gewesen, dass es einen „nicht unwesentlichen Personalabbau in der Verwaltung inklusive der Führungsebenen“ geben muss. Genauere Angaben machte P&C dazu nicht, eine Schließung von Filialen konnte umgangen werden. Die rund 6.800 Beschäftigten, darunter 800 in der Düsseldorfer Zentrale, bekamen für drei Monate ihr Gehalt von der Agentur für Arbeit. Wie es danach weiterging, ist zum jetzigen Zeitpunkt noch offen. Auf Nachfrage von STYLEBOOK beim Unternehmen haben wir bisher keine Antwort erhalten.
Nach Görtz, Gerry Weber, … Weitere Modemarke muss Insolvenz anmelden
Einzelhandel Görtz gerettet? Neuer Investor für insolvente Schuhkette gefunden
Nach Insolvenz Schweizer Investor lässt „Hallhuber“ neu aufleben
Wie das Schutzschirmverfahren derweil die Insolvenz aufhalten soll
Bei dem Schutzschirmverfahren handelt es sich um eine Spezialform zur Sanierung des Unternehmens in Eigenverwaltung, bei dem das bisherige Management die Geschicke des Unternehmens in der Hand behält. Im Fall von P&C wurde der Jurist Horst Piepenburg vom Amtsgericht Düsseldorf als Sachwalter eingesetzt. Der erfahrene Sanierer Dirk Andres leitete die operative Sanierung als Restrukturierungsgeschäftsführer.
Laut Informationen vom „Manager Magazin“ wurde der Schritt schon Wochen vorher vorbereitet. Der erfahrene Sanierer Thomas Freude ersetzte Edgar Hert, der bis dahin die wichtigsten Ressorts führte. Hert, ein enger Vertrauter von Inhaber Patrick Cloppenburg, scheiterte an seinem Plan, P&C zum „führenden Omnichannel-Multibrand-Player Europas“ ausbauen.
Quellen
- „Der Modehandel steckt in der Krise“, Wirtschaftswoche
- Peek&Cloppenburg stellt Insolvenzantrag, Manager Magazin