3. Januar 2024, 13:13 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Die Modebranche in Deutschland erlebt düstere Zeiten. Und jetzt zieht auch der renommierte schwäbische Modehändler Peter Hahn die Notbremse und muss zahlreiche Mitarbeiter entlassen. STYLEBOOK kennt die Details!
In einem kühnen Schritt zur Neuausrichtung hat das Unternehmen Peter Hahn bereits im Oktober 2023 einen Antrag auf ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren eingereicht. Grund für diesen drastischen Schritt sind die verheerenden Auswirkungen der Insolvenz der Schwesterfirma TriStyle Group und die allgemein angespannte Lage im Versandhandel.
Übersicht
Investoren-Suche läuft seit einigen Monaten
Laut Pressemitteilung hat Peter Hahn in den letzten Monaten hart daran gearbeitet, Investoren für eine langfristige Neuausrichtung und Refinanzierung zu gewinnen. Diese Verhandlungen sind bereits weit fortgeschritten, aber die endgültige Umsetzung wird als am effizientesten im Rahmen des Schutzschirmverfahrens angesehen. Ob damit die Insolvenz von Peter Hahn abgewendet werden kann, wird sich nun zeigen.
Kunden sollten nicht betroffen sein
Die ausländischen Tochtergesellschaften des Unternehmens sind bisher noch nicht betroffen. Der Geschäftsbetrieb soll während des Schutzschirmverfahrens wie gewohnt fortgeführt werden. Bestellungen werden ohne Einschränkungen ausgeführt, und die Geschäfte bleiben unverändert geöffnet.
„Ich bin sicher, dass der Ansatz, unseren Kundinnen und Kunden ein Portfolio hochwertiger Markenmode anzubieten, nach erforderlichen Neuausrichtungen weiter erfolgreich sein wird. Gleichzeitig werden wir unsere Eigenmarken deutlich stärken, profilieren und weiterentwickeln, um die von uns vertriebenen Premiummarken mit hochwertigen Kollektionen und Outfits zu ergänzen“, so Daniela Angerer, Geschäftsführerin bei Peter Hahn.
Was passiert mit den Mitarbeitern?
Peter Hahn beschäftigt zuletzt etwa 1000 Mitarbeiter und erzielte einen Jahresumsatz von rund 350 Millionen Euro. Wie jetzt bekannt ist, muss sich das Unternehmen von einigen Mitarbeitern verabschieden. Rund 400 Angestellte verlieren demnach ihre Anstellung.
„Die Entscheidung, dass wir uns im Zuge dieser Neuausrichtung von einem Teil unserer verdienten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter trennen müssen, ist uns nicht leichtgefallen. Wir haben alles getan, um möglichst viele Beschäftigte an Bord zu halten. Auch wenn wir diesen Schnitt jetzt machen müssen: Ich bin zuversichtlich, dass wir den verbleibenden Beschäftigten eine langfristige Perspektive bieten und mit dem Unternehmen zu nachhaltigem Wachstum zurückkehren können“, zitiert die Seite „Fashion United“ Geschäftsführerin Alexandra Kohnke.
Das ist der Insolvenz-Plan von Peter Hahn
Die Sanierung des Unternehmens wird laut „Wirtschaftswoche“ von Detlef Specovius der renommierten Kanzlei Schultze & Braun geführt. Die Juristen Andreas Kleinschmidt und Nicolai Fischer von der Kanzlei White & Case unterstützen das Unternehmen als Sanierungsbevollmächtigte.
Um das Unternehmen zu retten, sieht der Sanierungsplan vor, Peter Hahn aus der Gruppenstruktur des Münchener Bekleidungskonzern TriStyle Group zu lösen und als eigenständiges Unternehmen fortzuführen.
Peter Hahns bisherige Erfolgsgeschichte
Die Erfolgsgeschichte begann vor fast 60 Jahren, als das Unternehmen Jacken und Decken aus Lamahaar erfolgreich auf den Markt brachte. In den folgenden Jahren wuchs das Unternehmen rasant und spezialisierte sich auf Mode für Frauen ab 45 Jahren. Peter Hahn ist in vielen europäischen Ländern aktiv. Und bietet Mode, Fashion und Lifestyle-Produkte über verschiedene Vertriebskanäle wie Katalog, Internet und stationären Einzelhandel an.
Einzelhandel Görtz gerettet? Neuer Investor für insolvente Schuhkette gefunden
Neuer Investor Versandhaus Madeleine scheinbar vorerst gerettet
Ist es final? Bereits zum dritten Mal! Galeria Karstadt Kaufhof meldet Insolvenz an
Modebranche leidet
Die Zukunft von Peter Hahn bleibt unsicher, und die kommenden Wochen werden zeigen, ob das Schutzschirm-Insolvenzverfahren erfolgreich ist. Die gesamte Branche leidet unter der Konsumzurückhaltung der Verbraucher aufgrund der hohen Inflation. Zudem machen es steigende Kosten und Zinsen schwer, diese Herausforderungen zu bewältigen. Das milde Wetter im September und der ersten Oktoberhälfte dürften zudem den Verkauf von Winter- und Übergangskleidung beeinträchtigt haben. Die Modebranche steht vor einer harten Bewährungsprobe, und Peter Hahn kämpft entschlossen um eine neue Zukunft.