17. Mai 2023, 10:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die Digitalisierung macht vor dem Einzelhandel keinen Halt. Auch der Drogeriemarkt Rossmann möchte mit der Zeit gehen und plant Medienberichten zufolge weitreichende Änderungen. Soweit nichts Außergewöhnliches, jedoch stoßen manche Maßnahmen auf Kritik. STYLEBOOK fasst die Anmerkungen im Detail zusammen!
Die Drogeriemarktkette plant, in Hunderten Filialen Änderungen durchzuführen. Unter anderem sollen flächendeckend SB-Kassen und digitale Preisschilder eingeführt werden. Experten zeigen sich von der Rossmann Digitalisierung jedoch nicht begeistert.
Digitalisierung von Rossmann schreitet voran
Laut der „Lebensmittelzeitung“ setzt Rossmann künftig auf Digitalisierung und führt in ausgewählten Filialen testweise Selbstbedienungskassen sowie elektronische Regaletiketten ein. Ziel sei es, das Einkaufserlebnis der Kunden zu verbessern und die Prozesse in den Filialen zu optimieren.
Durch die Selbstbedienungskassen sollen Kunden schneller bezahlen und Wartezeiten an den Kassen reduzieren – schon jetzt finden sich 340 SB-Kassen in den Läden. Die elektronischen Preisschilder sollen zudem eine effizientere Steuerung der Warenbestände und eine schnellere Preisauszeichnung ermöglichen. Sie sollen bis Ende 2023 in 50 Filialen eingesetzt werden. Rossmann reagiere damit laut „Lebensmittelzeitung“ auf den steigenden Bedarf an digitalen Lösungen im Einzelhandel und setze sich zum Ziel, das Einkaufserlebnis seiner Kunden zu verbessern und Prozesse zu optimieren.
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Kritik von Experten am ESL-System und Digitalisierung von Rossmann
Doch von einem verbesserten Einkaufserlebnis ist bislang wenig zu spüren. Besonders die digitalen Preisschilder, auch ESL genannt, sind dem Verbraucherschutz ein Dorn im Auge. Kritisiert wird etwa, dass Kunden Probleme haben könnten, die Preise nachzuvollziehen. „Der Nachteil für uns Verbraucher ist sicherlich, dass Preise nun viel öfter geändert werden können“, erklärt Verbraucher-Experte Ron Perduss im Gespräch mit RTL. „Die Drogerie-Kette hat also die Möglichkeit, viel schneller auf beispielsweise die gestiegene Nachfrage zu bestimmten Produkten zu reagieren und den Preis dann nach oben anzupassen.“
Auch der Verbraucherschutz äußert Kritik
Dr. Britta Schautz, Projektleiterin Ernährung und Lebensmittel von der Verbraucherzentrale Berlin e. V. äußerte sich auf STYLEBOOK-Nachfrage wie folgt: „Eine mögliche Einführung von digitalen Preisschildern kann für Verbraucherinnen und Verbraucher den Vorteil haben, dass sich die Preise zwischen Regal und Kasse nicht mehr so häufig unterscheiden. Manchmal kann es nämlich vorkommen, dass in der Kasse schon der neue Preis eingespeichert ist, am Regal aber noch das alte Schild steckt, es zählt jedoch der Preis an der Kasse. Genau diese mögliche Neuerung könnte aber auch Nachteile bringen.
Sogenannte „Flatterpreise“ – wie an der Tankstelle schon seit Jahren üblich – könnten dafür sorgen, dass zu gut besuchten Zeiten am Abend Preise höher sein können als am Vormittag. Auch erhöhte Nachfrage z. B. nach kalten Getränken an einem warmen Nachmittag könnte zu kurzfristigen Preiserhöhungen führen. Die Preise könnten sich sogar während des Einkaufs – auf dem Weg vom Regal zur Kasse – ändern. Deshalb sollten Verbraucherinnen und Verbraucher schon beim Scannen überprüfen, ob die Preise an der Kasse und am Regal übereinstimmen. Wenn dies nicht so ist, sollten sie den Kauf direkt rückgängig machen.
Auch bei digitalen Preisschildern müssen alle gesetzlichen Vorgaben wie die Lesbarkeit und die Angabe des Grundpreises eingehalten werden. Die zuständigen Behörden müssen sicherstellen, dass dies auch eingehalten wird und die Preisauszeichnung für Verbraucherinnen und Verbraucher eindeutig ist.“
STYLEBOOK hat bei Rossmann nachgefragt, wie das Unternehmen Kundentäuschung vermeiden will. Bis Redaktionsschluss gab es kein Statement vonseiten des Konzerns.
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Die Vor- und Nachteile von Selbstbedienungskassen
Die zweite Änderung, die Selbstbedienungskasse, kann zumindest differenziert betrachtet werden. Die Selbstbedienungskassen bieten grundsätzlich eine Alternative zum traditionellen Checkout-Prozess, bei dem ein Kassierer die Artikel des Kunden scannt und die Zahlung entgegennimmt. Zu den Vorteilen zählt aus Arbeitgebersicht klar die Kostenminimierung: Da keine Kassierer benötigt werden, können Unternehmen Kosten sparen. Zudem Kunden können ihre Artikel selbst scannen und bezahlen, was in der Regel schneller geht als der traditionelle Checkout-Prozess. Weiterhin können Kunden ihre Artikel selbst scannen, was ein höheres Maß an Privatsphäre bietet.
Doch es gibt auch Nachteile: Selbstbedienungskassen können bei technischen Problemen unbenutzbar werden, was zu längeren Wartezeiten führen kann. Ältere Menschen und ungeübte Kunden können Schwierigkeiten bei der Bedienung haben oder sich unsicher fühlen. Und auch die persönliche Kundenbetreuung durch einen Kassierer fällt weg. Ein Verlust, den man bei Rossmann scheinbar gewillt ist, einzugehen.
Quellen
- Rossmann rollt SB-Kassen und ESL aus, Lebensmittelzeitung
- Fluch oder Segen für Kunden? Rossmann bastelt an dieser Änderung, Rtl