26. Mai 2023, 12:14 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Im März 2023 hatte der Schuhhändler Reno Insolvenz angemeldet. Nun ist klar, dass fast alle der 180 Filialen in Deutschland schließen müssen. Welche klaren Worte Insolvenzverwalter von Valtier dafür findet und was das für die Mitarbeitenden bedeutet, weiß STYLEBOOK.
Die Serie an Insolvenzen reißt nicht ab. Peek & Cloppenburg, Gerry Weber, Görtz und auch der Schuhhändler Reno mussten in den vergangenen Monaten Insolvenz anmelden. Im Fall von Reno gibt es nun Neuigkeiten – jedoch keine guten für die Mitarbeitenden. Wie die „Wirtschaftswoche“ weiß, werden rund 150 der 180 Filialen geschlossen. Sie berichtet auch, dass es laut Insolvenzverwalter Immo Hamer von Valtier nur eine „kleine Lösung“ bei der Suche nach Investoren gegeben habe.
Nur 120 der über 1000 Mitarbeitenden werden weiterbeschäftigt
So übernimmt die Kienast-Gruppe von den verbleibenden 30 Filialen neun, die auch unter dem Namen Reno fortgeführt werden. Acht oder neun Standorte werden an andere Filialisten abgegeben. Jedoch werden die Reno-Mitarbeiter dieser Niederlassungen nicht weiterbeschäftigt. Lediglich 120 der 1100 Mitarbeitenden in den übrigen 23 Filialen bekämen eine neue Perspektive. Damit dürfte das Ziel, das von Valtier zu Beginn des Insolvenzverfahrens formuliert hatte, möglichst viele Arbeitsplätze zu retten, nicht erreicht worden sein.
Dabei waren die Hoffnungen auf einen neuen Aufschwung für Reno im März noch groß. Auf STYLEBOOK-Nachfrage ließ die Presseagentur von Reno über eine Pressemitteilung verkünden, dass das Management noch versucht habe, „das Unternehmen durch Restrukturierungsmaßnahmen und Kosteneinsparungen wieder in die Gewinnzone zu bringen.“ Dabei habe es auch erste Teilerfolge gegeben, wie die Mitteilung verlauten lässt. So habe es beispielsweise bereits Interessenten für die Übernahme von rund einem Drittel der
Filialen gegeben. „Wir hatten eigentlich vor, mit etwas verkleinerter Mannschaft, einem guten Grundbestand an Filialen und neuem Sortiment durchzustarten“, erklärte Dieter Metz, Geschäftsführer Finanzen bei Reno. Die erwarteten Umsätze seien jedoch ausgeblieben. „Zusätzlich zu deutlich gesunkenem Kaufverhalten im stationären Einzelhandel, steigender Energiekosten, Inflation und Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Weltwirtschaft blieb dann nur noch der Schritt in die Insolvenz,“ lässt die Pressemitteilung verlauten.
Insolvenzverwalter findet klare Worte für Reno-Pleite
Neben den bereits genannten Auslösern sehen die Verantwortlichen den Umsatzrückgang auch durch nicht gelieferte Ware ausgelöst. Über Monate hinweg sei keine Neuware an Filialen geliefert worden, der Warenstand lag nur noch bei rund 20 Prozent. Bereits bevor der Insolvenzantrag eingereicht wurde, sei die Hälfte der Filialen nicht mehr in der Lage gewesen, den Strom zu bezahlen. Wie es so weit kommen konnte, erklärt von Valtier laut Wirtschaftswoche mit deutlichen Worten. So sagte er gegenüber Mitarbeitenden, Reno sei „so dermaßen runtergewirtschaftet“, dass eine weitere Übernahme für Investoren nicht infrage kam.
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Wie es bei Reno jetzt weitergehen soll
Geplant sei nun laut Insolvenzverwalter auch eine Untersuchung der Hintergründe. Dabei gehe es unter anderem um Geldabflüsse in Millionenhöhe. Von Valtier gibt an, auch mögliche Haftungsansprüche gegen Verantwortliche prüfen zu lassen. Wenigstens damit kann er den Mitarbeitenden etwas Mut machen, denn von Valtier gehe von erheblichen Ansprüchen aus.
Nur sechs Monate vor Anmeldung der Insolvenz, im September 2022, verkaufte die ehemalige Muttergesellschaft Osnabrücker Schuhhandelsgruppe HR Group Reno an den neuen Eigentümer cm.sports GmbG. Die HR Group wollte sich zukünftig auf Dienstleistungen, wie Ladenbau oder Warenbeschafftung, für Schuhhändler konzentrieren. In dieser Funktion war sie auch nach der Übernahme für Reno tätig. Im April 2023 meldete jedoch auch die ehemalige Muttergesellschaft Insolvenz an.
Quelle
- Schuhhandelskette Reno wird weitgehend abgewickelt, Wirtschaftswoche