17. Mai 2018, 17:55 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Schon als Prinz Harrys Eltern, Charles und Diana, 1981 heirateten, berichtete der TV-Journalist Rolf Seelmann-Eggebert aus London. Die Hochzeit von Harry und Meghan wird er von Hamburg aus verfolgen – und ist in vielerlei Hinsicht gespannt darauf.
Wenn Prinz Harry und Meghan Markle sich in Windsor das Jawort geben, ist Deutschlands bekanntester Royal-Experte, der ARD-Journalist Rolf Seelmann-Eggebert, nicht live für das Fernsehen dabei – im Wechsel von ARD und ZDF ist diesmal das Zweite dran. Aber der in Hamburg lebende Königshauskenner, der seit Anfang der 80er Jahre zahlreiche Adelsereignisse als TV-Journalist kommentierte, wird auch diese Eheschließung genau beobachten. Im Interview der Deutschen Presse-Agentur sprach der 81-Jährige über Glück und Geheimnis rund um die Hochzeit des Jahres.
Worauf sind Sie bei dieser Hochzeit am meisten gespannt – und worauf in der Ehe von Harry und Meghan?
„Normalerweise ist man auf das Brautkleid besonders gespannt. Bei Live-Übertragungen war das für mich immer eine Herausforderung, weil ich mit der Haute Couture nicht so vertraut bin. Vor allem aber ist diese Hochzeit das absehbar größte freudige Ereignis für Europas Königshäuser in den nächsten Jahren. Danach wird man auch bei diesem Paar auf Nachwuchs warten, die beiden werden sicherlich recht bald ein eigenes Kind haben wollen. Bei Harrys Auftritten kann man oft sehen, wie sehr er Kinder liebt. Und natürlich wird die große Frage sein: Geht das gut mit den beiden? Ich bin da sehr zuversichtlich, allein schon weil sie viel mehr Freiheiten genießen dürfen als William und Kate. Diesen Vorteil gegenüber seinem Bruder als übernächstem Thronfolger hat Harry schon immer zu genießen gewusst. Die Bedingungen für eine glückliche Ehe sind deutlich besser als bei Charles und Diana.“
So geheim wie Meghans Brautkleid ist auch die Gästeliste. Was sagen Sie zu den ganzen Spekulationen darum?
„Ob da Hollywood neben dem Adel sitzt, interessiert mich persönlich weniger als die Frage, inwieweit die deutsche Verwandtschaft bei den Einladungen berücksichtigt wurde. Prinz Philip hatte ja vier ältere Schwestern: Cecilia ist bereits im Alter von 26 Jahren gestorben, aber die drei anderen – Margarita, Sophie und Theodora – sind mit hoher deutscher Fürstlichkeit aus den Häusern Hannover, Hessen und Baden verheiratet gewesen. Inzwischen sind alle Schwestern längst tot – es wird interessant sein zu beobachten, ob sich die Verbindungen in den nächsten Generationen fortsetzen und die Kontakte zwischen dem englischen Königshaus und dem deutschen Hochadel weiter gepflegt werden.“
Die Mehrheit der Briten ist begeistert von Meghan, aber freut sich auch der Adel tatsächlich über Harrys Wahl?
„Es hat im europäischen Adel in den vergangenen Jahren insgesamt eine Revolution stattgefunden. Früher war eine Ehe mit nicht standesgemäßem Partner ausgeschlossen. Wenn man sich heute ansieht, wer in der letzten Zeit nachgerückt ist oder bereits mit den Füßen scharrt, um einzuheiraten, wird man feststellen, dass es schon lange keine derartige Eheschließung mehr gegeben hat. Dass Prinzen und Prinzessinnen der Hochadelshäuser einander heiraten, ist an den europäischen Höfen seit der Hochzeit von Philippe von Belgien und Gräfin Mathilde 1999 nicht mehr passiert. Das hat sich alles verändert und ist in der Form auch wichtig für die Königshäuser, denn eine Monarchie überlebt nur dann, wenn sie noch als zeitgemäß gilt.“
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Viele betrachten Meghan als eine neue Diana. Was sehen Sie vor allem, wenn Sie Harrys Mutter und seine künftige Ehefrau vergleichen?
„Ich denke, Meghan wird viel mehr als Diana in der Lage sein, in gewissem Maße auch ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Diana war dafür viel zu jung, Charles hat das Problem total unterschätzt und sie alleine gelassen. Harry hat Meghan spätestens von dem Augenblick an, als die Verlobung bekannt gegeben wurde, an die Hand genommen und ins Königshaus eingeführt – er wird sie nicht alleine lassen. Außerdem ist Meghan als 36-jährige Darstellerin einer US-Serie deutlich gefestigter als damals die blutjunge Diana bei ihrer Hochzeit. Meghan dürfte wissen, worauf sie sich einlässt, wenn sie den begehrtesten Junggesellen der Welt heiratet. Immerhin gibt sie auch ihre Schauspielerei dafür auf.“
Hätte sie überhaupt die Möglichkeit gehabt, Mitglied der Royals und Schauspielerin zu sein?
„Sie ist jedenfalls gut beraten, sich nur auf ihre neue Rolle zu konzentrieren. Als Angehörige einer Königsfamilie mit einem solchen Repräsentationsapparat wäre ein weiterer Job eine Überforderung und würde nur Kritik herausfordern. Es sind etwa 15 Mitglieder der Royals, die Repräsentationsaufgaben übernehmen. Seit Prinz Philips Rückzug aus der Öffentlichkeit sind bestimmt rund 700 Patenschaften neu zu besetzen. Auf Meghan warten also so oder so viele neue Aufgaben und Hürden – allein schon, wenn es darum geht, die Magie der Krone zu wahren, also nicht zu viel preiszugeben und einen gewissen Abstand zur Öffentlichkeit zu halten. Aber Harry wird ihr helfen.“
Wie schätzen Sie das Verhältnis der beiden Paare William & Kate und Harry & Meghan ein?
„Die beiden Brüder – der eine etwas zurückhaltender, der andere lockerer und gelegentlich sogar frech – ergänzen sich perfekt. Die beiden ebenfalls sehr unterschiedlichen Frauen dürften sich auch gut ergänzen – Kate und Meghan können gut befreundet sein. Kate hatte bislang noch nicht so viele Möglichkeiten, eigene Akzente zu setzen, da sie ein Kind nach dem anderen bekommen hat. Man sollte aber die Erwartung zurückschrauben, dass Harry und Meghan so viel im Königshaus verändern werden. Harry steht inzwischen an sechster Stelle der Thronfolge und hat kaum die Chance, jemals König zu werden. Er kann gar nicht so viel frischen Wind in die Bude bringen. Im Moment denken viele, dass es große Veränderungen geben wird, weil eine Schauspielerin aus Amerika einheiratet. Aber nichts wird sich ändern. Dafür sind Harry und Meghan zu weit vom Thron entfernt.“
Haben Sie auch den Eindruck, dass die Queen in letzter Zeit nicht nur fit für ihr Alter, sondern auch viel fröhlicher wirkt?
„Wenn ein solches Ereignis wie eine Hochzeit ins Haus steht, strahlt das natürlich auch auf die ältere Generation aus. Vor allem aber darf man das besondere Verhältnis nicht vergessen, das die Königin und Harry haben. Er hat bei ihr einen Stein im Brett. Schon als Kind, als er noch in Eton zur Schule ging, soll er so manches Mal von dort am Wochenende ausgebüxt sein und im benachbarten Schloss Windsor mit der Oma die ein oder andere Tasse Tee zusammen getrunken haben. Die beiden haben eine ganz besondere freundschaftliche Verbindung. Die Queen ist einfach sehr glücklich über ihren Enkel und freut sich, dass sie seine Hochzeit noch miterleben kann. Dann sind alle erst einmal unter der Haube.“
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ZUR PERSON: Rolf Seelmann-Eggebert ist Deutschlands bekanntester Adelsexperte. 1978 ging der ARD-Journalist erstmals als TV-Korrespondent und Studioleiter nach London, seitdem hat er sich in zahlreichen Sendungen und Dokumentationen mit den englischen Royals ebenso wie mit anderen Königshäusern befasst. Er ist Träger des Ordens „Commander of the British Empire (CBE)“ und Ehrenmitglied der Deutsch-Britischen Gesellschaft.