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In der Kritik

Shein populärer als jemals zuvor! Was das für unsere Umwelt bedeutet

Shein ist Nummer eins in der Google-Suche. Doch zu welchem Preis?
Shein ist Nummer eins in der Google-Suche. Doch zu welchem Preis? Foto: Getty Images
Rebecca Stringa
Redaktionsleitung bei STYLEBOOK

6. Juni 2023, 13:06 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten

Der chinesische Online-Fashion-Retailer Shein bleibt weiterhin auf der Überholspur. Doch zu welchem Preis? Wie der Moderiese zur Google-Nummer-Eins wurde und warum die Umwelt stark darunter zu leiden hat, lesen Sie bei STYLEBOOK.

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Laut eines Berichtes von Money.co.uk hat Shein Giganten wie Nike und Adidas als meistgesuchte Modemarke in den Google-Suchanfragen überholt. Und das trotz mehrerer Berichte über schockierende Menschenrechtsverletzungen und die umweltschädliche Geschäftspraxis des Unternehmens. Doch warum ist Shein trotz stetiger Kritik bei den Verbrauchern so beliebt? Wir schauen uns das Erfolgsmodell einmal genauer an.

Shein ist scheinbar beliebter als Dior

Das chinesische Unternehmen dominiert die globalen Suchergebnisse und ist in insgesamt beeindruckenden 113 Ländern die Top-Marke. Demnach wird der letztjährige Gewinner Zara auf den zweiten Platz verwiesen und ist nur noch in 26 Ländern die meistgesuchte Marke, einschließlich seines Heimatlandes Spanien, Kroatien, Griechenland, Japan und der Türkei. Zalando behält seinen Platz als die drittbeliebteste Modemarke der Welt bei.

Auf der Liste der weltweit beliebtesten Modemarken sind auch Zara, Macy’s, H&M, Uniqlo, ASOS und Next vertreten, was zeigt, dass High-Street-Marken mit einem starken E-Commerce-Angebot eine große Anziehungskraft auf Käufer haben. Führende Sportmarken sind ebenfalls prominent vertreten, wobei Nike in 10 Ländern die Spitzenposition einnimmt, Adidas in acht Ländern die beliebteste Modemarke ist und Lululemon und Puma in Kanada bzw. Indien an erster Stelle stehen.

Einige Luxusmarken sind ebenfalls in einigen Ländern führend. Zum Beispiel steigt Dior im Vergleich zum Vorjahr um einen Platz, da Uganda, Tansania und Kenia nach dieser Marke häufiger suchen als nach jeder anderen Modemarke. Chanel fällt um zwei Plätze, während Hugo Boss und Michael Kors erstmals in die Liste aufgenommen werden.

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Doch was macht Shein trotz Kritik so erfolgreich?

Shein, ausgesprochen „schie-in“, startete 2008 in der Stadt Nanjing als ein günstiger chinesischer Bekleidungshändler und entwickelte sich im Laufe der Jahre zu einem globalen Online-Modegiganten. Der Umsatz stieg laut Wirtschaftsmagazin „Bloomberg“ von 10 Milliarden US-Dollar im Jahr 2020 auf unglaubliche 100 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022.

Das Alleinstellungsmerkmal des Unternehmens sind die niedrigen Preise der Kleidung, die in mehr als 150 Länder und Regionen weltweit verschickt wird und sich an Teenager und junge Frauen richtet. Das Geschäftsmodell ähnelt dem von Amazon: Ein weitläufiger Online-Marktplatz vereint etwa 6.000 Bekleidungsfabriken in China unter dem Label Shein, während interne Managementsoftware nahezu in Echtzeit Daten darüber sammelt, welche Artikel sich gut verkaufen und welche nicht, um die beliebten Artikel deutlich zu fördern. Laut einer Untersuchung von Rest of World hat Shein zwischen Juli und Dezember 2021 täglich zwischen 2.000 und 10.000 individuelle neue Styles zu seiner App hinzugefügt.

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Wegwerfmode? Shein ignoriert Kritik

Shein produziert jeden Tag eine erstaunliche Anzahl von Artikeln. Laut dem renommierten Time Magazine hat Sheins CEO, Molly Miao, angegeben, dass jedes Produkt nur in kleinen Stückzahlen, zwischen 50 und 100 Stück pro Tag, hergestellt wird, bevor es in Massenproduktion geht. Doch der schnelle Einsatz von (un-recyceltes) Polyester durch die Hersteller und der hohe Ölverbrauch führen zu einer CO₂-Emission, die der Menge von ungefähr 180 kohlenbetriebenen Kraftwerken entspräche. Folglich produziere das Unternehmen etwa 6,3 Millionen Tonnen Kohlendioxid pro Jahr.

Die Modeindustrie insgesamt ist somit laut Time Magazine für mehr als 10 Prozent der Kohlenstoffemissionen verantwortlich. Viele Marken, die Unterzeichner des Fashion Industry Charter for Climate Action, der führenden Klima-Initiative der Branche unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen, sind, haben sich verpflichtet, ihre Emissionen bis zum Ende des Jahrzehnts zu halbieren oder wissenschaftlich fundierte Reduktionsziele festzulegen. Auch Shein ist dabei – die Resultate werden jedoch erst in ein paar Jahren sichtbar sein.

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Droht bald ein EU-Verbot für Fast-Fashion?

Anfang Juni stimmte das EU-Parlament mit großer Mehrheit für eine Reihe von Empfehlungen, die darauf abzielen, dass die Modeindustrie nachhaltiger wirtschaftet und den Verbrauchern dabei hilft, verantwortungsvollere und ethischere Entscheidungen zu treffen. Die Parlamentarier forderten dabei eine klare Definition von Fast-Fashion. Zudem sollen strengere Maßnahmen ergriffen werden, um die übermäßige Produktion und den übermäßigen Verbrauch von Textilien zu bekämpfen.

Des Weiteren drängten sie auf rechtlich verbindliche, quantifizierbare Klimaziele und umfassendere Umweltanforderungen. Diese sollten Themen wie biologische Vielfalt, Tierschutz, Maßnahmen gegen Mikroplastik-Verschmutzung und strengere Beschränkungen für Chemikalien abdecken. Darüber hinaus forderten sie Bemühungen zur Bekämpfung von Missbrauch in der Arbeitswelt der Branche und empfahlen Maßnahmen gegen unfaire Einkaufspraktiken.

Giftige und krebserregende Schadstoffe in Shein-Kleidung

Doch nicht nur die Anzahl, sondern auch der Inhalt von Shein steht unter Kritik. Greenpeace schickte 2022 47 unterschiedliche Kleidungsstücke zur chemischen Analyse an das Bremer Umwelt Institut (BUI). Dabei kam heraus, dass in sieben Fällen, also rund 15 Prozent, gefährliche Chemikalien enthalten sind. Ein klarer Verstoß gegen EU-Grenzwerte, die im Rahmen der REACH-Verordnung verbindlich festgelegt sind. Außerdem wurden bei insgesamt 15 Produkten (32 Prozent) gefährliche Stoffe in besorgniserregenden Mengen gefunden. Bei einem weiteren verarbeiteten Material wird der Grenzwert um satte 680 Prozent überschritten – das bestätigte Greenpeace dem Magazin 20 Minuten Lifestyle auf Nachfrage. 

Die bei Shein gefundenen Schwermetalle, Schadstoffe, Beschichtungen sowie Weichmacher können Greenpeace zufolge bei Konsumenten Hautirritationen, allergische Reaktionen und in hoher Konzentration sogar Leberkrankheiten oder Hormonstörungen auslösen. Zusätzlich seien sie eine große Gefahr für die Arbeiter und die Umwelt in den Produktionsländern.

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Shein schadet Mensch und Umwelt gleichermaßen

Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace, kritisiert: „In einem Kleid für ein kleines Kind wies das Labor einen hohen Gehalt an krebserregendem Formaldehyd nach. In einem Schuh die Weichmacher Phthalate. Die Ergebnisse machen klar, dass Shein keine Übersicht über das Chemikalienmanagement in den eigenen Zulieferbetrieben hat.“ Wohlgemuth weiter: „Dass der Online-Gigant auch keine Liste mit gefährlichen Chemikalien veröffentlicht hat, die für die Produktion ausgeschlossen sind, ist bedenklich. Bei verantwortungsvollen Produzenten ist das mittlerweile Standard. Aus Profitinteresse gefährdet der Konzern so die Gesundheit der Verbraucher:innen – doch die Hauptlast für die Chemikalien-Abhängigkeit der Billigproduktion zahlen die Arbeiterinnen in den Produktions- und Zulieferbetrieben. Gelangen die Stoffe über Abwasser und Luft in die Umwelt, verschmutzen sie zudem etwa Flüsse und gefährden die Bevölkerung in den Produktionsländern im globalen Süden.“

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Mode als Wegwerfartikel

Über die vergangenen Jahre ist die Wegwerfkleidung von Ultra-Fast-Fashion-Marken wie Shein zunehmend Teil des stetig wachsenden Müllbergs geworden. Der Textilmüll wird häufig nach Ostafrika und in andere Länder des Globalen Südens verschifft. Dort landet er auf Deponien oder wird unter freiem Himmel verbrannt. Da die Textilien hauptsächlich aus synthetischen Fasergemischen bestehen, verschmutzen sie als Plastikmüll voller Chemikalien die Umwelt. Die Schadstoffe von Shein können so unbemerkt in die Umwelt gelangen.

Quellen

Themen Mode-Trends Nachhaltigkeit
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