24. November 2022, 12:24 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Unübersehbare Social-Media-Werbung, ständig neue Rabattaktionen, Niedrigpreise, die jeden Konkurrenten überbieten, und mindestens drei Rabattcodes, wenn man die Website öffnet – am Online-Fashion-Shop Shein gibt es im Netz kaum ein Vorbeikommen. Der Fast-Fashion-Konzern steht zudem auch immer wieder in der medialen Kritik. Nebst Design-Klau und unmenschlichen Arbeitsbedingungen wurde laut eines Greenpeace-Berichtes nun eine hohe Menge an Giftstoffen in Kleidung gefunden. STYLEBOOK kennt die Fakten …
Das Modeunternehmen selbst wirbt mit nachhaltigen Produktionspraktiken, minimiertem Rohstoffverbrauch, recyceltem Material, Reduktion von Energie- und Kohlenstoffemission, solarbetriebenen Fahrzeugen und dem Verbot von Tierversuchen. Dennoch geriet Shein in der Vergangenheit immer wieder in die Kritik. Von schlechten Arbeitsbedingungen war da die Rede, von fehlender Transparenz und mieser Qualität. Wie es hinter den Kulissen wirklich abläuft, scheint tatsächlich niemand so genau zu wissen. Greenpeace hat es sich zum Anlass genommen und die Kleidung in einem Labor untersuchen lassen. Mit schrecklichem Ergebnis: Eine hohe Menge an giftigen Schadstoffen konnte bei Shein-Kleidung nachgewiesen werden!
Giftige und krebserregende Schadstoffe in Shein-Kleidung
Insgesamt wurden dabei 47 unterschiedliche Kleidungsstücke zur chemischen Analyse an das Bremer Umwelt Institut (BUI) geschickt. Dabei kam heraus, dass in sieben Fällen, also rund 15 Prozent, gefährliche Chemikalien enthalten sind. Ein klarer Verstoß gegen EU-Grenzwerte, die im Rahmen der REACH-Verordnung verbindlich festgelegt sind. Außerdem wurden bei insgesamt 15 Produkten (32 Prozent) gefährliche Stoffe in besorgniserregenden Mengen gefunden. Bei einem weiteren verarbeiteten Material wird der Grenzwert um satte 680 Prozent überschritten – das bestätigte Greenpeace dem Magazin 20 Minuten Lifestyle auf Nachfrage.
Die bei Shein gefundenen Schwermetalle, Schadstoffe, Beschichtungen sowie Weichmacher können Greenpeace zufolge bei Konsumenten Hautirritationen, allergische Reaktionen und in hoher Konzentration sogar Leberkrankheiten oder Hormonstörungen auslösen. Zusätzlich seien sie eine große Gefahr für die Arbeiter und die Umwelt in den Produktionsländern.
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Shein schadet Mensch und Umwelt gleichermaßen
Viola Wohlgemuth, Expertin für Ressourcenschutz und Kreislaufwirtschaft bei Greenpeace, kritisiert: „In einem Kleid für ein kleines Kind wies das Labor einen hohen Gehalt an krebserregendem Formaldehyd nach. In einem Schuh die Weichmacher Phthalate. Die Ergebnisse machen klar, dass Shein keine Übersicht über das Chemikalienmanagement in den eigenen Zulieferbetrieben hat.“ Wohlgemuth weiter: „Dass der Online-Gigant auch keine Liste mit gefährlichen Chemikalien veröffentlicht hat, die für die Produktion ausgeschlossen sind, ist bedenklich. Bei verantwortungsvollen Produzenten ist das mittlerweile Standard. Aus Profitinteresse gefährdet der Konzern so die Gesundheit der Verbraucher:innen – doch die Hauptlast für die Chemikalien-Abhängigkeit der Billigproduktion zahlen die Arbeiterinnen in den Produktions- und Zulieferbetrieben. Gelangen die Stoffe über Abwasser und Luft in die Umwelt, verschmutzen sie zudem etwa Flüsse und gefährden die Bevölkerung in den Produktionsländern im globalen Süden.“
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Mode als Wegwerfartikel
Über die vergangenen Jahre ist die Wegwerfkleidung von Ultra-Fast-Fashion-Marken wie Shein zunehmend Teil des stetig wachsenden Müllbergs geworden. Der Textilmüll wird häufig nach Ostafrika und in andere Länder des Globalen Südens verschifft. Dort landet er auf Deponien oder wird unter freiem Himmel verbrannt. Da die Textilien hauptsächlich aus synthetischen Fasergemischen bestehen, verschmutzen sie als Plastikmüll voller Chemikalien die Umwelt. Die Schadstoffe von Shein können so unbemerkt in die Umwelt gelangen.
Quellen
- Mehr SHEIN als Sein, Greenpeace
- Onlinehändler Shein überschreitet Giftstoff-Grenzwert um 680 Prozent, 20 Minuten Lifestyle