29. November 2023, 15:02 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Hören Babys schon im Mutterleib eine Sprache, wirkt sich das auf ihr Gehirn aus und macht sie sensibler für diese Sprache, fanden Forschende der Université Paris Descartes in Paris heraus. Mehr über die Studie und was das für Schwangere und Babys bedeutet, erfahren Sie hier.
Wenn Sie schwanger sind oder waren: Haben Sie mit Ihrem Baby im Bauch gesprochen? Falls ja, geht es Ihnen da wie den meisten Schwangeren. Das kann aus Liebe sein, aus Vorfreude oder um auch vor der Geburt eine möglichst enge Bindung aufzubauen. Doch es hat noch einen weiteren Vorteil, wie eine Studie der Université Paris Descartes nun zeigt. So führt das Hören einer Sprache, insbesondere der Muttersprache, bei Babys auch pränatal zu signifikanten und langanhaltenden Veränderungen in den neuronalen Dynamiken des Hirns.
Studie untersucht, wie sich Sprache auf 49 ungeborene Babys auswirkt
Dazu haben die Forschenden 49 Neugeborene untersucht, die pränatal verschiedenen Sprachen ausgesetzt waren. Die Auswahl der Teilnehmenden erfolgte nach strengen Kriterien. So mussten die Babys termingerecht geboren und gesund sein, ein Geburtsgewicht von über 2800 Gramm haben und bei den Apgar-Werten – also den Messungen fünf und zehn Minuten nach der Geburt – eine möglichst hohe und damit gute Punktzahl erreicht haben. Noch dazu durften sie maximal fünf Tage alt sein. Die Muttersprache der Mutter musste Französisch sein und sie musste mindestens 80 Prozent der Zeit während des letzten Trimesters der Schwangerschaft Französisch gesprochen haben.
Gehirn von Babys spezialisiert sich früh auf die Muttersprache
Um herauszufinden, was das mit dem Gehirn des ungeborenen Nachwuchses macht, wurde die neuronale Oszillation der Babys, also der aktive Rhythmus ihrer Gehirnzellen, analysiert. Mit spannendem Ergebnis. Denn wie die Forschungsgruppe herausstellte, weist „die elektrophysiologische Aktivität von Neugeborenen nach Stimulation mit Sprache, insbesondere in der pränatal gehörten Sprache, erhöhte langfristige zeitliche Korrelationen“ auf. Dies deute laut den Forschenden auf ein frühes Aufkommen einer Hirnspezialisierung für die Muttersprache hin.
So gingen die Forschenden bei ihrer Studie vor
Konkret haben die Forschenden für die Studie mithilfe von Elektroenzephalographie (EEG) die elektrischen Aktivitäten des Gehirns gemessen. Die Neugeborenen wurden in Ruhephasen sowie während mit ihnen in Französisch, Spanisch und Englisch gesprochen wurde, untersucht. In jeder Phase wurden die unterschiedlichen Frequenzbereiche im Hirn gemessen, um Veränderungen zu erfassen.
Dabei zeigte sich, dass die Langzeit-zu-Kurzzeit-Korrelationsverhältnisse (LRTCs) in den verschiedenen Frequenzbereichen nach Stimulation der Babys mit Sprache signifikant zunahmen. Das galt insbesondere für die pränatal gehörte Sprache, in diesem Fall Französisch. Bei LRTCs geht es darum, die Aktivität der Gehirnzellen über verschiedene Zeitskalen hinweg miteinander in Beziehung zu stellen. Die erzielten Ergebnisse deuten darauf hin, dass das Sprechen mit dem Baby im Bauch zu anhaltenden Veränderungen in den neuronalen Dynamiken führt und die Babys sensibler für ihre Muttersprache macht.
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Große Möglichkeit, dass Babys später die Muttersprache leichter erlernen
Es wäre weiter möglich, dass das die Babys darüber hinaus empfänglicher für diese Sprache macht. Das wiederum würde sich auch auf die spätere Sprachentwicklung auswirken. Dazu hat die Studie jedoch keine Untersuchungen angestellt. Jedoch gibt es bereits Hinweise darauf, dass Neugeborene nach der Geburt eine Vorliebe für die Stimme ihrer Mutter und für die Sprache, die ihre Mutter während der Schwangerschaft sprach, zeigen können.