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Gewaltsame Proteste

Textilarbeiter in Bangladesch demonstrieren für mehr Lohn

Vermummte Frauen, eine reckt die Faust in die Luft
Mitarbeitende der Textilfabriken in Bangladesch demonstrieren für mehr Gehalt. Die Forderung: Umgerechnet 195 Euro statt wie bisher 68 Euro monatlich Foto: dpa picture alliance
Carmen Dörfler
Redakteurin STYLEBOOK

6. November 2023, 12:57 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten

Bangladesch gilt als einer der wichtigsten Exporteure in Sachen Kleidung und Textilien. Während dort produzierende Marken Unsummen einnehmen, verdienen die Mitarbeitenden oft nicht genug, um über der Armutsgrenze leben zu können. Mit Demonstrationen fordern Zehntausende nun mehr Lohn. STYLEBOOK berichtet!

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Zehntausende Mitarbeitende der Textilbranche demonstrieren derzeit in Bangladesch für die Anhebung ihres Gehalts. Dabei kam es zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Aktuell verdienen die meist weiblichen Produzenten eines Großteils unserer Kleidung umgerechnet 68 Euro monatlich. Sie fordern nun 195 Euro.

Im hinteren Teil des Bildes erkennt man Zahntausende Mitarbeitende der Textilbranche, die in Dhaka, der Hauptstadt von Bangladesch auf eine Wand aus Polizisten zumaschieren.
Als die Polizei in Bangladeschs Hauptstadt Dhaka auf die Protestierenden trifft, kommen Schallgranaten und Tränengas zum Einsatz. Mindestens zwei Menschen starben. Foto: dpa picture alliance

Textilarbeitende fordern Lohnerhöhung

68 Euro, was könnten Sie sich davon im Monat leisten? Nicht viel. Und sicher, ein direkter Vergleich mit anderen Ländern hinkt, dennoch, auch in Bangladesch kommen Menschen mit 68 Euro nicht weit, insbesondere, wenn das der gesamte Monatslohn ist.

So geht es den Mitarbeitenden der Textilbranche. 68 Euro, 8.000 Taka in der Landeswährung, bekommen sie im Monat für ihre Arbeit in Textilfabriken. Dabei stellt die Textilbranche mitunter den wichtigsten Wirtschaftszweig des Landes dar. Sowohl günstige Marken als auch Luxuslabels lassen in den über 3.500 Fabriken produzieren. Damit ist die Textilbranche für 85 Prozent der bengalischen Exporte verantwortlich. Das solle sich nun auch im Gehalt der Mitarbeitenden widerspiegeln, zitiert die Tagesschau den Präsident der Textilarbeiter-Gewerkschaft Amirul Haque Amin.

Der Mitbegründer der „National Garment Workers Federation“, der größten Gewerkschaft in Bangladesch, engagiert sich bereits seit 1984 für die Reche der Arbeitenden in der Textilbranche. Er erhofft sich einen Umbruch durch die Proteste. Die Tagesschau zitiert: „Durch die Proteste merken Regierung und Textilverbände, dass die Leute sich wehren und nicht alles einfach nur hinnehmen. Wir hoffen, dass die Verantwortlichen zu einer Einsicht gelangen und dadurch endlich der Lohn von den Menschen steigt, die in der Textilindustrie arbeiten.“

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Demonstrationen verlaufen tödlich

Von einer friedlichen Demonstration kann jedoch leider nicht die Rede sein. Die Polizei geht mit Tränengas gegen die Demonstrierenden vor, diese hätten Feuer gelegt und teils erhebliche Schäden an Anlagen angerichtet, wie Fabrikbesitzer beklagen. Rund 400 Fabriken mussten vorübergehend schließen. Mindestens zwei Menschen sind bereits ums Leben gekommen.

Doch die Wut und das Unverständnis der Arbeitenden ist groß. Die 30-jährige Nasima, selbst Textilarbeiterin, sagt: „Ich verstehe nicht, warum die Unternehmen uns nicht angemessen bezahlen können. Sie exportieren doch Kleidung ins Ausland, wo sie zu hohen Preisen verkauft wird.“

Textilverband in Bangladesch legt Angebot vor

Ein erstes Angebot des Textilverbandes liege nun wohl vor. Demnach wird den Beschäftigten 25 Prozent mehr Gehalt angeboten. Zur Erinnerung: Gefordert werden über 180 Prozent Gehaltssteigerung. Und so werden die Demonstrationen in Bangladesch weiter anhalten.

Auch interessant: Reportage enthüllt unmenschliche Arbeitsbedingungen bei SHEIN

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Darum ist Bangladesch so reizvoll für die Modeproduktion

Eine klare Antwort auf die Frage, warum so viele Modemarken auf die Produktion in Bangladesch setzen: die niedrigen Kosten, insbesondere aufgrund mehr als magerer Löhne für die über vier Millionen Beschäftigten der Textilfabriken. Laut der Plattform „Femnet“ leiste eine Näherin mehr als 100 Überstunden im Monat, um überhaupt überleben zu können. Dabei gilt Bangladesch, nach China, als zweitwichtigster Exporteur von Kleidung.

Neben der geringen Bezahlung sind auch die sozialen Standards mehr als fraglich. So finden sich in der bengalischen Textilbranche kaum Gewerkschaften. Wer dennoch eine gründen möchte, muss mit Entlassung, Verfolgung oder auch körperlicher Gewalt rechnen. Auch die überwiegend weiblichen Mitarbeiter sind oftmals körperlicher sowie sexueller Gewalt durch die Aufseher ausgesetzt.

Ein Bild aus der Luft des eingestürzten Rana-Plaza-Gebäudes von 2013. Davor stehen Helfer und Freiwillige.
Ende April 2013 stürzte das Rana-Plaza-Gebäude in Bangladesch ein. Mehr als 1.100 Menschen starben. Foto: Getty Images

Noch dazu sind die Fabriken baulich zum größten Teil so schlecht in Schuss, dass die Arbeit vor Ort lebensgefährlich sein kann. In diesem Zusammenhang erinnern wir uns an die Rana-Plaza-Tragödie in Bangladesch vor rund zehn Jahren, bei der die gleichnamige Fabrik einstürzte und weit über 1000 Menschen in den Tod riss sowie knapp doppelt so viele verletzte.

In den Trümmern wurden damals auch Kleidungsstücke gefunden, die für deutsche Marken produziert worden waren. Nach der Katastrophe gab es zwar einen Aufschrei und erste Schritte in Richtung Arbeitsschutz, doch scheinen diese über die Jahre wieder ins Stocken und dann in Vergessenheit geraten zu sein, sodass die Arbeit in den Textilfabriken weiterhin mit Unterdrückung, Armut und Angst einhergeht.

Themen Female Empowerment Nachhaltigkeit
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