7. Februar 2018, 18:16 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die Idee, mich für die „Bachelor“-Staffel zu bewerben, war eigentlich eine Schnapsidee – eine Schnapsidee, die sich aber schon bald in echten Trash-Ernst verwandeln sollte! Was ich auf dem Weg durch die Castings für das Kuppel-Format alles erlebte, war eher Seelenstriptease als Romantik.
Ich erinnere mich noch genau: Es war Sommer 2017, ich war gerade im Büro, hatte einen ruhigen Moment und scrollte mich durch meinen Facebook-Newsfeed. Dort ploppte eine Anzeige auf: „Bachelor 2018- Jetzt bewerben“. Ich klickte sofort rein. Nur, um ganz kurz zu gucken, ob jetzt schon etwas zur neuen Staffel preisgegeben wurde. Allerdings verwies der Link nur auf einen kurzen Artikel, der auf die Bewerbungsphase für die nächste Staffel hinwies. Da kam mir die Idee: „Mach‘ doch mal“.
Ich füllte den Anmeldebogen aus, bis ich zum letzten Fenster gelangte: „Video hochladen“, hieß es da. Mein spontanes Motto: Auffallen um jeden Preis. Mit Hilfe von ein paar Kollegen drehte ich einen Clip, in dem ich mich von meiner kessesten Seite zeigte. Ich war so drin im Thema, dass ich das Video sofort hochlud und die Bewerbung rausschickte.
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133 intime Fragen
Ein paar Tage später checkte ich eher zufällig meinen Spam-Ordner, in dem ich tatsächlich eine Mail der Produktionsfirma fand. Man bedankte sich für meine Bewerbung und das mitgesandte Video. Man würde mich gerne besser kennenlernen und im Anhang würde ich einen Fragebogen-Link finden, den ich bitte binnen drei Tagen ausfüllen und zurücksenden sollte. „Fragen beantworten? Easy!“, dachte ich. Mit 133 Fragen hatte ich für die Bewerbung nun nicht gerechnet! Und die sollten so detailliert wie möglich beantwortet werden, hieß es. Beim Überfliegen wusste ich bereits: Das wird ein Seelenstriptease.
Da waren intime Fragen zu meiner Lieblingsstellung beim Sex dabei und zum schlimmsten Erlebnis meines Lebens. Ich saß zwei Tage an dem Bogen. Mit dem Ausfüllen kamen erste Bedenken: Was würde die Teilnahme bedeuten? Was hätte sie für Folgen? Was würden meine Freunde und Familie von mir denken? Würde ich als Ex-„Bachelor“-Babe später noch einen Job finden, in Zeiten, in denen das Internet nichts vergisst? Und will ich überhaupt, dass Fremde meine Lieblingsstellung beim Sex kennen?
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Zwei Tage nach Versand klingelte wieder mein Telefon. Noch mehr Fragen, bis man mir schließlich mitteilte, dass ich ab jetzt in der engeren Auswahl sei und ich nichts kommunizieren dürfe, ansonsten würde ich von der Teilnahme disqualifiziert werden. Man würde sich in den nächsten Wochen bei mir melden und mir mitteilen, wie es für mich weitergehen würde.
Tage und Wochen vergingen. Dann eine Mail: Meine Bewerbung interessiere die Produktion sehr und man wolle mich persönlich kennenlernen: Beim Casting in Köln!
So lief das Casting in Köln
Ich wurde von einem Fahrer abgeholt und in ein Hotel unweit des Bahnhofs in Köln Deutz gefahren. Ich war zu keinem Zeitpunkt alleine oder unbewacht, hatte quasi immer „Security“ um mich herum, denn im Hotel war ich nicht die einzige Bewerberin. Es wurde peinlichst genau darauf geachtet, dass sich die Mädchen unter keinen Umständen über den Weg liefen. Kurze Zeit später setze sich jemand vom Team zu mir und besprach mit mir alle bürokratischen Dinge. Man machte Bilder von meinem Pass und Personalausweis, prüfte das Ablaufdatum meines Reisepasses.
Ich musste versichern, dass gegen mich keine Verfahren laufen, ich kein Management oder Exklusivverträge habe und dass ich mit meiner Schule/Uni/Arbeitgeber abklären würde, während der Dreharbeiten frei zu bekommen. Es wurde noch kein genaues Datum verkündet, allerdings musste ich zusichern, dass ich im Zeitraum Oktober bis Dezember uneingeschränkt verfügbar sei (Klar, schließlich wird ja in Miami gedreht). Dann kam eine Extra-Seite zum Thema „elektronische Geräte, insbesondere Mobilgeräte während der Dreharbeiten“: Alle Smartphones müssen am Flughafen vor Abflug an ein Teammitglied abgegeben werden. Ich musste unterschreiben, dass ich eine „Durchsuchung“ von möglichen „Attrappen“ jederzeit gewährleiste, jeglicher Verstoß führe zu Ausschluss der Teilnahme. Das Einloggen in jegliche sozialen Netzwerke während der Dreharbeiten sei strikt untersagt und sollte dies nachgewiesen werden können, führe ein Verstoß ebenfalls zum Ausschluss. Telefonate bzw. Kontakt zur Familie dürfen nur im Beisein von Team-Mitgliedern stattfinden. WOW!
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Ein Gefühl wie bei einer improvisierten Miss-Wahl
Anschließend wurde ich verkabelt und nahm auf einem Stuhl vor einer Jury Platz – vergleichbar mit der Casting-Situation. Die Jury bestand aus fünf Leuten, die mich 20 Minuten lang mit den wildesten Fragen bombardierten. Anschließend sollte ich mich in Abendrobe umziehen, also ein potenzielles Outfit für die erste Nacht der Rosen (Für die Kleider in der Show bekommen die Kandidatinnen übrigens ein bestimmtes Budget, um sich einzudecken. Hoch ist das allerdings nicht, was man so manchem Kleid auch ansieht, wie ich finde). Mehrere Casting-Videos wurden gedreht: von Crazy-Tanzeinlagen bis hin zur Catwalk-Show im Bikini. Ganz schön nackig, fand ich. Ging es nicht um die große Liebe? Ich fühlte mich jedenfalls ein bisschen wie bei einer improvisierten Miss-Wahl.
Die letzte Station war das Büro der Aufnahmeleitung. Auch hier wollte man alles von mir wissen: die Berufe meiner Eltern (warum?), alle besuchten Urlaubsorte der letzten sieben (!) Jahre (wer weiß sowas schon noch?), meine Stempel im Reisepass wurden überprüft, manche Destinationen wurden direkt gegengecheckt. Ich wurde nach sämtlichen Familienmitgliedern gefragt: Wo sie leben, was sie beruflich machen und Vieles mehr (teils wusste ich das selbst nicht). Nach circa zwei Stunden war das „Verhör“ vorbei. Man würde mich bald informieren, ob es klappt mit meiner Teilname oder nicht. Das Casting war am 16. August.
Aus „bald“ wurden Wochen: Die finale Absage kam am 30. November. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich längst die ersten Bilder von den Dreharbeiten in Miami gesehen – ohne mich. Ob ich mich geärgert habe? Vielleicht ein bisschen. Die aktuelle Staffel gucke ich aber jetzt mit ganz anderen Augen und frage mich, welche Antwort auf die 133 Fragen wohl wirklich der Türoffner für die Teilnahme gewesen ist. Die Sexfrage habe ich zumindest ausgelassen.