3. August 2020, 20:25 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Ermittlungen gegen Spaniens Ex-König Juan Carlos wegen angeblicher Schmiergeldzahlungen hatten nicht nur ihn selbst in Verruf gebracht, sondern auch dem gesamten Königshaus geschadet. Mit 82 Jahren zieht er nun ins Ausland – nicht ganz freiwillig, versichern gut informierte Medien.
Er verlasse den Zarzuela-Palast in Madrid und auch sein Heimatland und ziehe ins Ausland um, teilte der „Rey emérito“, der emeritierte König, seinem Sohn und Nachfolger Felipe VI. in einem am Montag vom Königshaus in Madrid veröffentlichten Brief mit. Die in Sachen Monarchie gewöhnlich sehr gut informierte Tageszeitung „El Mundo“ versicherte, die Entscheidung sei in erster Linie von Felipe getroffen worden. Das Königshaus habe Juan Carlos zum Verlassen Spaniens „gezwungen“, so das Blatt. Die Affäre hatte dem Image Felipes und der spanischen Monarchie sehr geschadet, Rufe nach der Abschaffung der Monarchie waren zuletzt immer lauter geworden.
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Mit seiner Entscheidung wolle er dazu beitragen, seinem Sohn Felipe die Ausübung der Arbeit als Staatschef zu erleichtern, „angesichts der öffentlichen Auswirkungen, die gewisse vergangene Ereignisse derzeit verursachen“, schreibt Juan Carlos in deutlicher Anspielung auf die Justizermittlungen, die gegen ihn derzeit nicht nur in Spanien, sondern auch in der Schweiz laufen. Wie „El Mundo“ weiter berichtet, bleibt seine Frau Sofía in Spanien zurück und wird weiter im Zarzuela-Palast wohnen.
„Es ist eine Entscheidung, die ich mit tiefen Gefühlen, aber mit großer Ruhe treffe“, fügt Juan Carlos in seinem Brief hinzu. Wohin er zieht, wurde vorerst nicht mitgeteilt. Im Skandal um mutmaßliche Schmiergeldzahlungen beim Bau einer Schnellbahnstrecke in Saudi-Arabien durch ein spanisches Konsortium hatte das Oberste Gericht in Madrid am 8. Juni Ermittlungen gegen Juan Carlos eingeleitet.
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Schmiergelder in Höhe von 100 Millionen Dollar?
Bei den Untersuchungen gehe es darum, die „strafrechtliche Relevanz der Taten abzugrenzen oder auszuschließen“, die nach der Abdankung von Juan Carlos als König im Juni 2014 erfolgt seien, teilte die Staatsanwaltschaft am Obersten Gericht seinerzeit mit. In der sogenannten „Affäre um den Wüsten-Zug“ ermitteln die für Korruption und Wirtschaftsdelikte zuständigen Behörden schon seit 2018. Im Jahr 2008 soll Juan Carlos Schmiergeld in Höhe von 100 Millionen US-Dollar aus Saudi-Arabien kassiert haben.
Für die vier Jahrzehnte, die er König und Staatsoberhaupt von Spanien war (vom 22. November 1975 bis zum 14. Juni 2014) genießt Juan Carlos Immunität. Nach seinem Thronverzicht zugunsten seines Sohnes hat er zwar heute noch Sonderrechte, er kann aber vom Obersten Gericht auf die Anklagebank gesetzt werden. Obwohl die mutmaßliche Schmiergeldzahlung 2008 erfolgte, könnte Juan Carlos in Zusammenhang mit dem Skandal unter anderem der Geldwäsche in der Zeit nach 2014 beschuldigt werden.
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Die von mehreren spanischen Firmen gebaute Hochgeschwindigkeitsstrecke zwischen Mekka und Medina wurde im Oktober 2018 eingeweiht. Für die rund 450 Kilometer benötigt der „Al Haramain“-Schnellzug etwa zwei Stunden. Für die Passagiere, darunter Millionen Pilger, verkürzte sich die Fahrzeit um über 50 Prozent.