18. Mai 2018, 13:08 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Das Städtchen Windsor ist auch dann von der britischen Monarchie geprägt, wenn gerade kein Royal dort heiratet. Vor der Hochzeit von Prinz Harry und Meghan gibt es dort nur noch ein Thema – und reichlich Geschäftssinn. Ein kleiner Rundgang.
Die knapp 1000 Jahre alten Schlossmauern leuchten in der Frühsommer-Sonne. Als die ersten Soldaten mit funkelnden Helmen durch Tor von Schloss Windsor reiten, geht ein Raunen durch die Menge, die sich mit Union-Jack-Fahnen und Pappkronen hinter Absperrgittern drängt.
Da kommt sie endlich, die Kutsche des Brautpaars, und rollt an der streng blickende Statue von Queen Victoria vorbei. Ist denn schon Hochzeitstag?
Nein, es ist nur eine Probe: Die Kutsche ist verrammelt und ziemlich sicher sitzt niemand drin. Jedenfalls nicht Prinz Harry, 33, und Meghan Markle, 36, die sich hier in Windsor am Samstag das Jawort geben sollen. Das Städtchen ist royalen Rummel gewohnt, Queen Elizabeth II. schaut hier regelmäßig vorbei. Aber vor der Hochzeit des Queen-Enkels und der US-Amerikanerin herrscht Ausnahmezustand.
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Die Proben-Parade wirkt nicht übermäßig festlich, ein paar der Zuschauer sind enttäuscht. Manche haben Stunden gewartet, um den Testlauf zu sehen. Darüber können die sogenannten Superfans, an denen die Kutsche gleich zu Beginn vorbei fährt, nur lachen. Sie campen schon seit Tagen hier, eingehüllt in britische Fahnen, die Gesichter weiß von dicken Schichten Sonnencreme.
Für John Loughrey hat das Dasein als Superfan mit der Beerdigung von Harrys Mutter Diana angefangen. „Ohne sie würden wir hier heute nicht als Gruppe sitzen“, sagt er mit Blick auf seine Mitstreiter. Dass sie hier ausharren, sei von der Polizei genehmigt, erklärt der schmale Mann, der in Großbritannien eine Art Promi-Status genießt. Und dann macht er vor, wie sie am Samstag feiern werden: „Hip hip hooray“, mit Champagner und blauen, weißen und roten Konfetti.
Die Kutsche rollt vorbei an Souvenirgeschäften, die Bilder des Brautpaars auf Keksdosen, T-Shirts, Taschen, Geschirr und Geschirrtüchern anbieten. Kein Pub kommt ohne Wimpel aus, Geschäfte gratulieren per Poster im Schaufenster. „Harry liebt Meghan“-Tee finde reißenden Absatz, berichtet eine Verkäuferin. Die Monarchie ist ein Wirtschaftsfaktor in diesem Land, jetzt klingeln die Kassen besonders laut. Die Hauptstraße ist von riesigen Union Jacks gesäumt, hier und da haben Anwohner auch US-Fahnen an ihre Fenster gehängt.
Die Gegend links und rechts der Absperrgitter wird ruhiger. Polizei und mächtige Straßensperren an jeder Kreuzung – die Briten haben zu viele Terroranschläge erlebt, um darauf bei solchen Gelegenheiten zu verzichten. Vorbei geht es am „Windsor Castle Pub“. Auf der Karte: „Harry & Meghan’s Windsor Knot“, das Hochzeitsbier der örtlichen Brauerei, ein nicht allzu bitteres Ale, das TV-Journalisten aus aller Welt vor Kameras testen und überschwänglich loben.
Als es wirkt, als sei die Stadt zu Ende, biegt die kleine Parade ab auf den „Long Walk“. Er führt schnurgerade zurück zum Schloss, gesäumt von Kastanienbäumen. Das Spektakel des Wochenendes ist aber auch hier schon erkennbar: Burger, Bier, Käsetoast und natürlich den berüchtigten britischen Sommerdrink Pimm’s wird es hier geben. Die Buden stehen längst. Mobile Toiletten in langen Reihen und riesige Bildschirme für royales Public Viewing – wie bei einem Festival.
Zwei Brasilianerinnen posieren lachend mit Harry- und Meghan-Masken. Eine Hand voll Soldaten, die am Samstag dabei sein werden, posieren mit Touristen für Selfies. Claire, 33, hat eine Harry-Meghan-Tasche über der Schulter. Sie lebt hier und genießt den Rummel. In der Nacht zum Samstag will sie sich mit einem Klappstuhl postieren. Dass manche Anwohner genervt seien, versteht sie aber auch: „Eigentlich braucht man hier zehn Minuten überall hin, jetzt muss man einen Umweg von einer Stunde machen.“ Trotzdem sei die Stimmung „wirklich positiv“.
Vor dem Schloss ist Schluss für die Öffentlichkeit, die Kutsche verschwindet auf dem Gelände. 25 Minuten soll die Fahrt am Samstag dauern. Im „Prinz Harry“ ist man auf riesigen Andrang hungriger Schaulustiger eingestellt. Der Pub heißt erst seit ein paar Tagen so. Für eine Hochzeit könne man ein ehrwürdiges Gasthaus auch mal umbenennen, findet Wirtin Kelly Carpenter und zapft „Windsor Knot“ in Pintgläser. Am Samstag nimmt sie Sonder-Burger auf die Karte? Wie die heißen? „Ist doch klar. Harry und Meghan.“