19. November 2024, 17:43 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Azelainsäure gilt als Power-Mittel im Kampf gegen Pickel und Pusteln. Doch der Wirkstoff kann angeblich noch viel mehr – in der Kosmetik schwören viele auf den Zusatz und auch in der Promiwelt steht Azelainsäure hoch im Kurs. So verriet uns Hollywood-Star Emma Stone im Interview, dass sie damit ihre Akne in den Griff bekommen hat.
Emma Stone litt jahrelang unter hartnäckigen Hautproblemen. Während der vielen Drehs und aufgrund des starken Make-ups habe ihre Haut verrückt gespielt, wie sie im Interview mit STYLEBOOK erzählte. Ihr Geheimtipp, um ihre Akne loszuwerden? Azelainsäure! Wie das Ganze richtig angewendet wird und welcher Hauttyp am meisten profitieren kann – STYLEBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt.
Übersicht
Azelainsäure kann bei Akne und Rosacea helfen
Säure klingt im wahrsten Sinne des Wortes erst einmal ganz schön ‚ätzend’, doch „Azelainsäure ist ein pharmakologischer Wirkstoff, der sowohl im medizinischen als auch kosmetischen Bereich schon lange eingesetzt wird“, weiß Dr. Isabell Sick, Inhaberin des Münchner Isarderma-Zentrums für Dermatologie und Ästhetik. Oftmals wird auf Kosmetikprodukten, wie auch bei Paula’s Choice oder Theramid, der englische Begriff Azelaic Acid verwendet.
„Akne und Rosacea sind entzündliche Erkrankung der Talgdrüsen“, erklärt die Dermatologin. „Bei der Rosacea bilden sich im Gegensatz zur Akne keine Mitesser, sondern kleine Pusteln. Rosacea tritt vermehrt bei Erwachsenen auf, Akne eher bei Jugendlichen. Es gibt aber auch Mischformen.“ Laut einem Bericht der „Deutschen Apotheker-Zeitung“ leiden in Deutschland bis zu fünf Millionen Menschen unter einer Rosacea. Frauen seien dabei häufiger als Männer betroffen. „Die für Rosacea typischen Rötungen im Gesicht, vorwiegend an Stirn, Nase und Wangen, werden durch innere und äußere Reize wie Stress oder Sport noch begünstigt“, sagt Dr. Isabell Sick.
„Die Hautgefäße werden durch die stärkere Durchblutung erweitert, das Gesicht wird knallrot. Das ist für die Betroffenen sehr unangenehm.“ Bei beiden Erkrankungen kommt Azelainsäure zum Einsatz: Bei einer Rosacea wird ein Gel mit 15 Prozent Azelainsäure verwendet, das auch bei Akne angewandt werden kann. Für Akne gibt es allerdings zusätzlich noch eine Creme mit 20 Prozent Azelainsäure. Präparate, die mehr als 15 Prozent enthalten, sind verschreibungspflichtig.
Wirkung von Azelainsäure
„Azelainsäure hemmt die Bildung von Mitessern und wirkt zugleich entzündungshemmend“, erklärt Dr. Isabell Sick. Zum einen normalisiert es Verhornungsstörungen, wodurch sich Hautschüppchen gleichmäßiger ablösen. Komedonen – also verstopfte Poren und Mitesser – entstehen seltener. Zum anderen wirkt das Aknemittel Azelainsäure direkt auf die mikrobielle Hautflora. Besonders das Bakterium Propionibacterium acnes, das sich häufig auf Akne-Haut nachweisen lässt, wird durch den Wirkstoff gehemmt. Schmerzhaften, geröteten Entzündungen bei Akne-Patienten können zudem auch verringert werden.
Auch bei der Hautkrankheit Rosazea (Rosacea) kann Azelainsäure das Hautbild verbessern und die Symptome verringern – besonders imsogenannten papulopustulösen Stadium, bei dem Pickel und unreine Haut mitsamt einer dauerhaften Rötung auftreten.
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So wendet man Azelainsäure richtig an
„Das Gel oder die Creme wird täglich morgens und/oder abends dünn auf die gereinigte Haut aufgetragen.“ Um erste Erfolge sehen zu können, bedarf es jedoch etwas Geduld. „Eine erste Verbesserung des Hautbildes tritt nach acht Wochen ein“, sagt die Dermatologin. Die Präparate seien in der Regel gut verträglich, können vereinzelt aber Juckreiz auslösen oder die Haut austrocknen. In diesem Fall sollte man die Azelainsäure-Behandlung für ein, zwei Tage auszusetzen.
Für welche Hauttypen eignet sich Azelainsäure?
Azelainsäure wird nicht nur im medizinischen Bereich verwendet. Es gibt auch freiverkäufliche Kosmetik-Pflegeprodukte, die aber niedriger dosiert sind als die Präparate für Akne und Rosacea (unter 15 Prozent). Doch was genau bewirkt Azelainsäure? „Sie glättet und verjüngt, indem sie die oberste Hautschicht exfoliert, also abschuppt“, erklärt Dr. Isabell Sick. „Bei längerer, regelmäßiger Anwendung schwinden auch Pickelmale und Hautverfärbungen.“
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Achtung ist bei Neurodermitis und Schwangerschaft geboten
Prinzipiell sind diese kosmetischen Produkte mit Azelainsäure zwar für alle Hauttypen geeignet – wer aber sehr empfindliche und trockene Haut hat oder unter Neurodermitis leidet, sollte sich nur vorsichtig heranwagen. Hier am besten immer ein beratendes Gespräch beim Hautarzt einfordern. Da nach dem Auftragen von Azelainsäure ein kleiner Teil des Wirkstoffs die Haut durchdringt, gelangt das Produkt auch in den Blutkreislauf. Im Körper wird der Wirkstoff wie eine Fettsäure zum Teil abgebaut und dann über den Harn ausgeschieden. Hier ist Achtung für Schwangere geboten, da die Studienlage hierzu nicht ausreichend ist. Säuglinge sollten auf keinen Fall mit der eingecremten Haut in Kontakt kommen, da dies die empfindliche Kinderhaut stark reizen kann.