13. Mai 2024, 13:54 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Eine Haut, die möglichst lange faltenfrei ist, ist für viele Menschen der Traum in puncto Hautalterung. Was dabei helfen soll, sind bioidentische Hormone. Auch Schauspielerin Penélope Cruz soll auf deren Unterstützung setzen – und das offensichtlich erfolgreich. Doch was sind bioidentische Hormone eigentlich und können sie wirklich der Hautalterung entgegenwirken? Das hat Carmen Dörfler für Sie (und sich selbst) recherchiert.
Schauspielerin Penélope Cruz ist am 28. April 2024 50 Jahre alt geworden. Wenn Sie sich jetzt verwundert die Augen reiben und sich fragen, ob ich einen Tippfehler gemacht und eigentlich die 4 drücken wollte – nein, das hat seine Richtigkeit. Dass Penélope Cruz umwerfend aussieht, ist kein Geheimnis. Was dahintersteckt, ist sicherlich eine Mischung aus Genetik und einem ausgewogenen Ernährungsstil. So will die Daily Mail1 wissen, dass die Spanierin nicht nur ein Fan von regelmäßigem Sport, Meditation, gesunder Ernährung und Hautpflege ist, sondern auch auf bioidentische Hormone setzt. Für uns Grund genug, zu fragen, was bioidentische Hormone sind – und ob sie wirklich ein Anti-Aging-Wunder sind.
Übersicht
Das sind bioidentische Hormone
Bioidentische Hormone sind Hormone, die auf molekularer Ebene mit den Hormonen identisch sind, die der menschliche Körper natürlicherweise produziert. Sie werden oft aus pflanzlichen Quellen wie Yamswurzeln oder Soja hergestellt.
Verwendet werden sie häufig im medizinischen Umfeld, wenn beispielsweise ein Hormonungleichgewicht im Körper herrscht und dieses ausgeglichen werden soll. Das kann der Fall sein bei frühzeitigem Einsetzen der Wechseljahre sowie Hormonersatztherapien bei Problemen während der Wechseljahre oder auch davor.
Jedoch sind Hormonersatztherapien nicht unkritisch zu betrachten. Die dort verabreichten Medikamente können bei langjährigem Gebrauch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Brust- oder Eierstockkrebs erhöhen. Die Substitution von Östrogen kann außerdem Endometriumkarzinome, also Krebs der Gebärmutterschleimhaut, steigern.
Wie wirken sich bioidentische Hormone auf die Haut aus?
In Bezug auf die Hautalterung können bioidentische Hormone eine Rolle spielen, da Hormone wie Östrogen, Progesteron und Testosteron wichtig für die Aufrechterhaltung der Hautgesundheit sind. Mit zunehmendem Alter produziert der Körper jedoch weniger dieser Hormone, was die Hautstruktur verändern kann. Dazu gehören z. B. Elastizitätsverlust, Trockenheit und Faltenbildung. Nun verfolgen einige Experten den Ansatz, bioidentische Hormone im Kampf gegen die Zeichen der Hautalterung einzusetzen.
Dazu werden bioidentische Hormone in Form von Kapseln oder Cremes eingesetzt, die den natürlichen Hormonspiegel im Körper wieder ausgleichen und so die Hautalterung verlangsamen sollen. Eindeutige wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit der Präparate gibt es jedoch nicht.
Forschung sei noch nicht vollständig abgeschlossen, so der Facharzt
Allerdings sei die Forschung auf diesem Gebiet noch nicht vollständig abgeschlossen, wie Dr. Golüke erklärt: „In einigen Studien und klinischen Beobachtungen wird nahegelegt, dass bioidentische Hormone, insbesondere Östrogene und Testosteron, positive Auswirkungen auf die Haut haben könnten.“
So spielten Östrogene eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der Feuchtigkeit und Elastizität der Haut und können helfen, Pigmentstörungen, wie Melasma, zu reduzieren, die im Zusammenhang mit hormonellen Veränderungen stehen können. Testosteron hingegen kann die Kollagenproduktion in der Haut stimulieren. Kollagen ist darüber hinaus ein Protein, das für die Festigkeit und Struktur der Haut verantwortlich ist.
„Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Verwendung von bioidentischen Hormonen zur Hautalterung noch nicht vollständig erforscht ist und dass individuelle Ergebnisse variieren können.“
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Bioidentische Hormone als Kapseln oder Cremes?
Ob Cremes oder Kapseln eingesetzt werden, hinge von verschiedenen Faktoren ab, so Dr. Timm Golüke: „Das können die individuellen Bedürfnisse des Patienten, der Art der Hormontherapie und persönliche Vorlieben sein. Dies sollte immer mit dem behandelnden Arzt abgestimmt werden.“
Der Profi wägt die Vorteile ab: „Cremes trägt man normalerweise direkt auf die Haut auf und so wäre eine schnelle Absorption der Hormone möglich. Dies kann besonders vorteilhaft sein, wenn man sich eine lokale Wirkung wünscht oder wenn der Patient Schwierigkeiten hat, oral eingenommene Medikamente zu schlucken. Kapseln hingegen werden oral eingenommen und müssen den Verdauungstrakt passieren, bevor die Hormone in den Blutkreislauf gelangen. Die Bioverfügbarkeit der Hormone kann je nach Verabreichungsform variieren.“
Allerdings ermöglichten Kapseln eine präzise Dosierung, „da die Menge an Hormonen in jeder Kapsel genau bekannt ist. Dies kann es einfacher machen, die richtige Dosis zu verabreichen und die Therapie zu überwachen. Bei Cremes kann die Dosierung weniger genau sein, da sie oft anhand von Schätzungen oder Richtlinien angewendet werden.“
Risiken sollten nicht außer Acht gelassen werden
Allerdings haben bioidentische Hormone auch Nebenwirkungen, weshalb diese nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden sollten, so der Arzt weiter. Es gibt auch dementsprechende Produkte, die frei verkäuflich sind. Prof. Dr. Christiane Bayerl, Direktorin der Klinik für Dermatologie und Allergologie an den Helios Kliniken in Wiesbaden im Interview mit dem Berufsverband der Deutschen Dermatologen2 erklärt jedoch: „Hormonhaltige Fertigpräparate und Individualrezepturen sind verschreibungspflichtig und fallen nicht unter die Kosmetikverordnung. Wir Hautärzte können hier beraten und gegebenenfalls geeignete Präparate rezeptieren. Davon zu unterscheiden sind frei verkäufliche Kosmetika mit Pflanzeninhaltsstoffen, die eine Östrogen-ähnliche Wirkung haben sollen. Deren Effekte sind jedoch wissenschaftlich weniger gut untersucht.“
Und auch Dermatologe Timm Golüke erinnert an die Risiken einer solchen Behandlung: „Es ist wichtig, die Verwendung von bioidentischen Hormonen individuell anzupassen und dass potenzielle Risiken und Nutzen sorgfältig abgewogen werden. Vor Beginn einer Hormonersatztherapie sollten Patienten mit ihrem Arzt über ihre persönliche Krankengeschichte, ihre Risikofaktoren und ihre Therapieziele sprechen.“ Mögliche Risiken seien Kopfschmerzen, Brustspannen, Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen und Übelkeit.
Insbesondere bei Frauen in der Postmenopause könnten weiterhin auch Herz-Kreislauf-Probleme auftreten, so der Facharzt: „Einige Studien legen nahe, dass die langfristige Verwendung von Hormonersatztherapien das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen könnte. Es ist wichtig, das individuelle Risiko sorgfältig abzuwägen und die Therapie entsprechend anzupassen.“
Bei Frauen, bei denen weitere Risikofaktoren zusammenkommen, könnten bioidentische Hormone auch die Gefahr für Blutgerinnsel erhöhen. „Das gilt insbesondere bei Frauen mit zusätzlichen Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder einer Vorgeschichte von Blutgerinnseln.“
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Es ist also ratsam, sich bei Interesse an der Arbeit mit bioidentischen Hormonen mit Ihrer Haus-, Frauen- oder Hautarztpraxis kurzzuschließen. Und wie bei den meisten Anti-Aging- oder Well-Aging-Produkten gilt: Auch Produkte mit bioidentischen Hormonen sind keine Wundermittel. Die Hautpflege sollte ergänzt werden durch eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf, Sonnenschutz, etc.
Auch Penélope Cruz setzt nicht ausschließlich auf die Hormonsubstitution. Die 50-Jährige sagt, sie mache rund viermal pro Woche Sport – von Bikram Yoga über Pilates bis hin zu Ballett. Von nichts kommt eben nichts, egal ob Promi oder nicht.