12. Oktober 2023, 17:25 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Die ayurvedische Hautpflege basiert auf der alten indischen Medizin und ist nach dem ganzheitlichen Prinzip des Ayurveda gezielt auf bestimmte Hauttypen und Bedürfnisse ausgerichtet. STYLEBOOK hat einen Experten gefragt, was es genau mit ayurvedischer Hautpflege auf sich hat.
„Der Begriff ‚Ayurveda‘ wird aus dem Sanskrit als ‚Wissen vom langen und gesunden Leben‘ übersetzt und bezeichnet eine ganzheitliche, indische Gesundheitslehre“, weiß Dr. Ko-Ming Chen, Dermatologe und Dermatohistologe in Düsseldorf. „Sie befasst sich mit dem Leben als Ganzes und vereint körperliche, psychische, mentale und spirituelle Aspekte. Das Ziel des Ayurveda ist es, Körper, Geist und Seele ins Gleichgewicht zu bringen und so langfristig gesund zu erhalten.“ Gleiches gilt auch für die ayurvedische Hautpflege.
Übersicht
Die Grundlagen des Ayurveda
Im Ayurveda legt man der menschlichen Existenz die fünf Elemente Erde, Wasser, Feuer, Luft und Raum zugrunde. Entsprechend dieser Elemente unterscheidet man drei Lebensenergien, Doshas genannt, die die Grundlage des ayurvedischen Denkens bilden und den Menschen in drei Typen, plus Mischtypen, einteilen. Dem sogenannten Vata-Dosha werden die Elemente Raum und Luft zugeordnet, dem Pitta-Dosha das Feuer und dem Kapha-Dosha Erde und Wasser. Daraus abgeleitet ergeben sich entsprechende Lebensweise- und Ernährungsempfehlungen.
Was verbirgt sich hinter Ayurvedischer Hautpflege?
Bei Ayurvedischer Hautpflege verhält es sich ebenso. Schönheit und Hautpflege sind etwas sehr persönliches und individuelles und genau darauf zahlt sie ein und spricht Produkt- und Anwendungsempfehlungen für Ihre individuelle Hautpflegeroutine aus. Sie unterscheidet drei Hauttypen, die ebenfalls auf den drei Doshas Vata, Pitta und Kapha basieren.
Die drei Hauttypen im Ayurveda
Vata_Haut: trocken, dünn
Nach der ayurvedischen Lehre hat eine Vata-dominierte Person weniger Fettdepots und eher trockene, raue Haut, die fein, blass und glanzlos aussieht.
Sie neigt zu vorzeitiger Hautalterung, Bildung von Linien und Falten und benötigt eine intensive, regelmäßige Feuchtigkeitsversorgung, sowohl von innen als auch von außen. Es empfiehlt sich eine Feuchtigkeitscreme auf Ölbasis und der Verzehr von warmen Gewürzen wie Ingwer und Kardamom. Nutzen Sie eine sehr milde Reinigung, um die Haut nicht unnötig auszutrocknen.
Pitta-Haut: Warm, ölig
Der Pitta-Hauttyp hat eher fettige Haut, die zu Entzündungen, Unreinheiten, Akne und Rosazea neigen kann. Er ist oft rötlich, stark pigmentiert, warm, ölig. Dieser Hauttyp ist am stärksten ernährungsbeeinflusst. Wichtig sind eine konsequente Intensivreinigung, sowie Pflegeprodukte, die reizarm, kühlend und talgreduzierend sind. Greifen Sie zu kühlenden Elementen wie Aloe vera, entzündungshemmendes Kurkuma und beruhigendes, linderndes Sandelholz.
Kapha: kühl, leuchtend
Menschen mit einem hohen Kapha-Anteil neigen zu kühler, leuchtender und fettiger Haut, Unreinheiten und Wassereinlagerungen. Regelmäßiges Trockenbürsten kann verstopfte Poren öffnen, das Lymphsystem zu stimulieren und einen sichtbaren Peelingeffekt haben. Vermeiden Sie Cremes auf Ölbasis und das regelmäßige Auftragen von Gesichtsmasken, da diese die Kapha-Haut unnötig belasten. Achten Sie stattdessen auf eine regelmäßige Reinigung.
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Ayurveda bei Hauterkrankungen
„Obwohl es keine ausreichenden wissenschaftlichen Beweise gibt, die die Wirksamkeit belegen, umfasst die ayurvedische Tradition auch verschiedene Behandlungen für Hautkrankheiten. Laut Ayurveda werden leichte Symptome durch eine Dominanz eines bestimmten Doshas verursacht. So soll beispielswiese Kokosnussöl Ekzeme lindern können“, so Dr. Chen. „Ayurveda kann durchaus eine hilfreiche Ergänzung zur medizinischen Behandlung darstellen. Bei schwerwiegenden Erkrankungen ist aber immer die Behandlung durch einen Facharzt erforderlich.“
Entstehung von Hautkrankheiten nach Ayurveda
Durch die drei Säulen gesunde Ernährung, die richtige Hautpflege und ein mentales Gleichgewicht können Sie nach Ayurveda langfristig für gesunde Haut sorgen. Nach dem ayurvedischen Prinzip haben Störungen des Stoffwechsels starke Auswirkungen auf das Hautbild. Folgende Faktoren sollen eine solche Störung und somit die Entstehung von Hautkrankheiten begünstigen.
Ernährung: Gluten, Joghurt, Fisch, sehr Salziges, Milchprodukte, fettige, schwer verdauliche Lebensmittel
Körperliche Faktoren: Unterdrückung natürlicher Bedürfnisse, v.a. von Übelkeit, Erbrechen, Ausscheidung, körperliche Anstrengung in starker Hitze sowie nach einer schweren Mahlzeit
Mentale Faktoren: Aufwühlende Situationen, Stress, mentales Ungleichgewicht
Ayurvedische Hautpflege
„Wenn Sie Ihre Haut ayurvedisch pflegen möchten, greifen Sie am besten zu ayurvedischer Naturkosmetik zurück. Die darin enthaltenen Wirkstoffe, Öle und Heilpflanzen werden auf die jeweiligen Bedürfnisse Ihres Dosha-Hauttyps abgestimmt“, erklärt Dr. Chen.
Wie bestimme ich meinen Ayurveda-Hauttyp?
Online finden sich viele ayurvedische Dosha-Tests, die Ihnen helfen, innerhalb kürzester Zeit Ihren Ayurveda-Typ zu bestimmen. Wenn Sie unter einer Hauterkrankung leiden oder tiefer in die Materie eintauchen wollen, empfiehlt es sich, einen praktizierenden Ayurveda-Mediziner bzw. -Praktiker aufzusuchen.
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Fazit
„Ayurveda ist eine uralte, indische Gesundheitslehre, dessen Grundprinzip auf dem Ausgleich der drei Doshas beruht. Die ayurvedische Hautpflege kann Gesichtsbehandlungen, Gesichtsmasken und Kräuterrezepturen umfassen und durchaus unterstützend bei der Behandlung von Hautproblemen wie Akne, Ekzemen, Trockenheit, Rötungen und Rosazea helfen können. Es sind jedoch weitere wissenschaftliche Untersuchungen erforderlich, um die Rolle des Ayurveda bei der Behandlung von Hautkrankheiten zu bestätigen. Ayurveda-Behandlungen sollten daher neben der medizinischen Behandlung eingesetzt werden, insbesondere bei schweren Erkrankungen“, rät Dr. Chen.
Quellen
- mit fachlicher Beratung von Dr. Ko-Ming Chen, Dermatologe und Dermatohistologe. Praxis für Dermatologie und Ästhetik in Düsseldorf
- Ayurveda Dosha-Test, Zentrum der Gesundheit