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Expertenrat

Wie man Nagelpilz erkennt und richtig behandelt

Nagelpilz ist extrem lästig und verbreitet sich rasant. Was hilft und was nicht, erklärt eine Fachärztin!
Nagelpilz ist extrem lästig und verbreitet sich rasant. Was hilft und was nicht, erklärt eine Fachärztin! Foto: Getty Images
Julia Kuntz Autorin bei STYLEBOOK

5. Juni 2024, 17:56 Uhr | Lesezeit: 10 Minuten

Mehr als 12 Prozent der Bevölkerung sind ein- oder sogar mehrmals im Leben von Nagelpilz betroffen. Wie sich diese lästige Erkrankung äußert, wie Sie sie behandeln und vor allem auch, wie Sie ihr vorbeugen können, erklärt eine Fachärztin im Gespräch mit STYLEBOOK.

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Onychomykose, auch Tinea unguium genannt, ist eine Pilzinfektion, die sowohl die Finger- als auch die Fußnägel befallen kann. Unbehandelt kann diese den kompletten Nagel zerstören. „Nagelpilz befällt erfahrungsgemäß zunächst oft den großen Zeh und breitet sich dann auch auf andere Zehennägel aus. In schweren Fällen können alle Nägel des Fußes betroffen sein“, so Dr. Sadlo. „Gleiches gilt auch für die Fingernägel.“

Was ist eine Pilzinfektion?

„Pilze sind ganz natürlich in und auf unserem Körper neben verschiedenen Bakterien vorhanden“, weiß Dr. med. Dorothea Sadlo, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie in Düsseldorf. „Wenn allerdings ein Pilz zu stark wächst, kann es zu einer Infektion kommen. Eine solche Pilzinfektion (Mykose) kann jeden Teil des Körpers befallen.“

Woran erkenne ich Nagelpilz?

Nagelpilz kann nur einen Teil des Nagels, den gesamten Nagel oder gleich mehrere Nägel betreffen. Häufige Anzeichen für eine Nagelpilzinfektion sind ein verfärbter, verformter Nagel, der sich vom Nagelbett abheben kann sowie eine brüchige oder verdickte Nagelplatte. Bei einem extremen Pilzbefall kann vom infizierten Nagel auch ein unangenehmer Geruch ausgehen.

Da sich Pilzinfektionen in der Regel im Laufe der Zeit entwickeln, fallen sie oftmals nicht unmittelbar durch eine Veränderung des Aussehens oder der Haptik des Nagels auf. Oftmals werden erst in einem späten Stadium entdeckt. Bei Verdacht auf Nagelpilz sollten Sie einen Dermatologen aufsuchen, der mittels eines Abstriches des Nagels unter dem Mikroskop Anzeichen eines Pilzbefalls identifizieren kann.

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Entstehung und Übertragung

„Eine Nagelpilzinfektion entsteht durch die Überwucherung von Pilzen im, unter oder auf dem Nagel“, so Ärztin Sadlo. „Pilzinfektionen treten häufiger an Zehennägeln als an Fingernägeln auf, da ihr Entstehen durch eine warme, feuchte Umgebung – wie in einem Schuh, Schwimmbad, Dusche– begünstigt wird. Hinzu kommt, dass die Füße eher zu Verletzungen neigen, in die sich die Pilzkulturen einnisten können, da sie höheren mechanischen Belastungen ausgesetzt sind. Dieselben Pilze, die Juckreiz, Fußpilz und Ringelflechte verursachen, können übrigens auch Nagelinfektionen hervorrufen.“

Da Nagelpilz hochansteckend ist, wird er auch oft durch direkten Kontakt von einer infizierten Person an eine andere übertragen. Eine häufige Infektionsquelle ist auch das Nagelstudio: Es lohnt sich, dort ganz besonders auf die Hygiene zu achten. Werkzeuge wie Nagelfeilen und Nagelknipser können Pilzinfektionen von Mensch zu Mensch übertragen, wenn sie nicht ausreichend desinfiziert sind.

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Für wen besteht ein erhöhtes Risiko einer Pilzinfektion?

Obwohl viele der Ursachen einer Nagelpilzinfektion vermeidbar sind, gibt es einige Risikofaktoren, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, eine Pilzinfektion zu bekommen. Menschen über 65 Jahren haben ein hohes Risiko für Nagelpilzinfektionen, weil diese schlechter durchblutet sind. Außerdem wachsen die Nägel mit zunehmendem Alter langsamer und werden dicker. Ebenfalls gefährdet sind Diabetiker und Personen mit einem geschwächten Immunsystem.

Im Grunde kann aber jeder leicht an einer Pilzinfektion erkranken, wenn er in einem öffentlichen Schwimmbad schwimmt, Nagel- oder Hautverletzungen in der Nähe des Nagels hat, geschlossene Schuhe trägt und so über einen längeren Zeitraum die Zehen in einer feuchtwarmen Umgebung hält.

Auch treten Nagelpilzinfektionen bei Männern häufiger auf als bei Frauen, und die Infektionen kommen bei Erwachsenen häufiger vor als bei Kindern. Wenn Sie Familienmitglieder haben, die häufig diese Art von Pilzinfektion bekommen, ist es wahrscheinlicher, dass auch Sie daran irgendwann erkranken.

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Was für Arten von Nagelpilz gibt es?

Distale und laterale subunguale Onychomykose

Distale subunguale Infektionen sind die häufigste Form der Nagelpilzinfektion und können sowohl Finger- als auch bei Fußnägeln befallen. Bei einer Infektion sieht der äußere Rand des Nagels zerklüftet aus und weist weiße und/oder gelbe Flecken auf. Die Infektion greift auch auf das Nagelbett und die Unterseite des Nagels über.

Weiße superfizielle Onychomykose

Diese bestimmte Pilzart befällt die oberen Schichten der Zehennägel und bildet zunächst gut abgegrenzte weiße Flecken auf dem Nagel. Diese bedecken mit der Zeit den gesamten Nagel und machen ihn rau und porös, bis er bröckelt.

Proximale subunguale Onychomykose

Diese Infektion kann sowohl Finger- als auch Zehennägel betreffen und ist eher selten. Hierbei breiten sich gelbe Flecken vom Nagelbett aus weiter aus.

Candida-Infektion

Diese Art der Infektion wird durch Candida-Hefepilze verursacht, die in Nägel eindringen, die bereits durch eine frühere Infektion oder Verletzung geschädigt wurden. Am häufigsten sind die Fingernägel betroffen und Personen, die ihre Hände häufig in Wasser eintauchen. Diese Infektion beginnt in der Regel an der Nagelhaut um den Nagel herum. Zunächst ist sie geschwollen, gerötet und berührungsempfindlich. Bei weiterem Fortschreiten kann der Nagel sich teilweise vom Nagelbett abheben oder ganz abfallen.

Behandlungsmöglichkeiten

„Die Nagelpilztherapie orientiert sich an Art, Stadium und Schwere der Symptome. Freiverkäufliche Produkte werden normalerweise nicht zur Behandlung von Nagelpilzinfektionen empfohlen, da sie keine zuverlässigen Ergebnisse liefern“, so Dr. Sadlo. „Je nach Art des Pilzes, der die Infektion verursacht, und je nach Ausmaß der Infektion müssen Sie diese Medikamente möglicherweise mehrere Monate lang anwenden und sich hier wirklich in Geduld üben.“

1. Lokale Behandlung mit Nagellack

Je nach Befund liefern antimykotische Nagellacke, Cremes oder Stifte sehr gute Resultate. Sie werden in Selbstbehandlung zu Hause mit einem Pinsel wie Nagellack auf den Nagel aufgetragen. Am sichersten wirken sie, wenn nur ein Nagel maximal bis zur Hälfte der Nagelfläche befallen ist. Bei Unsicherheit und spätestens sobald die Nagelmatrix (Nagelwurzel) befallen ist, sollten Sie einen Facharzt oder Podologen (medizinischen Fußpfleger) aufsuchen.

2. Systemische Lösung: Tabletten

Antimykotisch wirksame Tabletten sind eine mögliche Ergänzung zur lokalen Therapie, wenn diese nicht die gewünschten Resultate liefert und sich der Pilz weiter ausbreitet. Je nach Erregertyp verschreibt Ihr Arzt Ihnen den geeigneten Wirkstoff, in der Regel Terbinafin, Itraconazol oder Fluconazol.

3. Laser

„Bei der Nagelpilzbehandlung mit Laser wird der Pilz durch die Erhitzung über einen bestimmten Zeitraum zerstört. Die Laserstrahlen werden vom Körpergewebe absorbiert und inaktivieren so alle Pilzfäden“, erklärt die Fachärztin. „Die Lasertherapie ist ein sicheres Verfahren und hat die Vorteile, kaum Nebenwirkungen zu haben, für die meisten Menschen geeignet zu sein und keine Anästhesie zu benötigen.“

4. Operation

Da die chirurgische Nagelentfernung mit starken Nebenwirkungen verbunden ist und oftmals nicht zum gewünschten Ergebnis führt, wird sie in der Regel nicht mehr zur Nagelpilztherapie durchgeführt.

5. Hausmittel

„Bitte lassen Sie die Finger von abenteuerlichen Möglichkeiten der Selbstbehandlung wie dem Auftragen von Eigenurin, Apfelessig oder Zahnpasta. Im besten Fall erzielen Sie damit keinerlei Wirkung, im schlechteren Fall kann es die Infektion noch vorantreiben. Auch sollten Sie niemals in Eigenregie die Nagelplatte abfeilen. Sie riskieren Schmerzen und Entzündungen“, rät Dr. Sadlo.

Mögliche Komplikationen bei der Behandlung

Für manche Menschen kann eine Nagelpilzinfektion schwer zu heilen sein, und die erste Runde von Medikamenten schlägt möglicherweise nicht an und bedarf einer weiteren Behandlungsrunde. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass die Pilzinfektion zurückkehrt, obwohl der Nagel zunächst nicht mehr infiziert ist.

Es ist besonders wichtig, dass Sie Ihren Arzt aufsuchen, wenn Sie an Diabetes leiden und eine Nagelpilzinfektion haben. Menschen mit Diabetes haben ein höheres Risiko für die Entwicklung potenziell schwerwiegender Komplikationen, die durch diese Infektionen verursacht werden.

Tipps während der Behandlung

In der Regel fällt im Laufe der Behandlung der Nagel bzw. ein Teil des Nagels ab. Um zu verhindern, dass der Nagel schief nachwächst bzw. nicht in seiner ursprünglichen Nagelspur, kann man sich Nagelschablonen bedienen. Sie unterstützen den natürlichen Nagelwuchs.

Ein Zeh ohne (Teil-)Nagel kann schmerzhaft sein, da die Haut darunter sehr empfindlich ist und jeglicher auf Druck besonders spürbar ist. Hier helfen Silikonkappen, die man über den betroffenen Nagel ziehen kann. Sie mildern den direkten Druck und Kontakt etwas ab.

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Wichtig: Therapie nicht vorher abbrechen!

Eine Nagelpilz-Behandlung ist oftmals langwierig und mühsam. Wichtig ist aber, dass Sie geduldig sind und die Behandlung konsequent zu Ende führen, auch wenn Sie sich über Wochen oder sogar Monate hinzieht. Die Infektion gilt erst als geheilt, wenn die erkrankte Nagelpartie vollständig rausgewachsen und ein neuer, infektionsfreier Nagel nachgewachsen ist. Selbst wenn optisch kein Befall mehr sichtbar ist, ist es möglich, dass nach wie vor noch ein Teil der Nagelplatte infiziert ist, welcher dann wiederum auf die gesunden Bereiche übergreifen und sie infizieren kann.

Was passiert, wenn Nagelpilz nicht behandelt wird?

Nagelpilz ist zwar äußerst lästig, aber ungefährlich. Da er sich dennoch rasant ausbreitet, hoch ansteckend ist und nie von selbst heilt, sollte er frühzeitig behandelt werden. Ansonsten riskiert man, dass er auch andere Nägel befällt. In schweren Fällen kann der Nagel dauerhaft geschädigt werden, sodass er komplett entfernt werden muss.

Bei Menschen mit Diabetes oder einem geschwächten Immunsystem besteht außerdem ein erhöhtes Risiko, dass die Nagelmykose eine bakterielle Infektion der angrenzenden Haut verursacht.

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Wie kann ich Nagelpilz vorbeugen?

Hygiene

Ein paar einfache Änderungen in der Lebensweise können helfen, eine Pilzinfektion der Nägel zu verhindern. Eine gute Pflege Ihrer Nägel, indem Sie sie ordentlich schneiden und sauber halten, ist ein erster wichtiger Schritt, um Infektionen vorzubeugen. Waschen Sie sich unbedingt die Hände, nachdem Sie infizierte Nägel berührt haben und benutzen keinesfalls das gleiche Werkzeugwie Nagelfeile oder Schere.

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Verletzungen vermeiden

Vermeiden Sie es auch, die Haut um Ihre Nägel herum zu verletzen. Maniküre und Pediküre in vertrauenswürdigen Salons, die ausreichend desinfizieren. Dort entsteht leicht mal eine Verletzung der Nagelhaut.

Hände trocken halten

Tragen Sie Gummihandschuhe, wenn Sie über einen längeren Zeitraum feuchte oder nasse Hände haben. Trocknen Sie Ihre Füße nach dem Duschen gut ab, insbesondere zwischen den Zehen, denn von Fußpilz kann auch Nagelpilz ausgehen.

Barfuß gehen

Vermeiden Sie es, an öffentlichen Orten barfuß zu gehen, speziell in Schwimmbädern und Duschen.

Shellack und Kunstnägel

Auch künstliche Nägel bergen das Risiko einer Infektion, da sich bereits bei der Modellage zwischen dem Natur- und Gelnagel Zwischenräume bilden können. Diese sind mit ihrem warmen, sauerstoffarmen Milieu ein idealer Nährboden für Hefe-, Schimmel- oder Fadenpilze.

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