25. April 2024, 6:24 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Manche Frauen hadern mit ihren Zehen. Tatsächlich bieten einige plastische Chirurgen Zehenverkürzungen an – ein gefährlicher Eingriff? STYLEBOOK fragte Experten, welche Folgen eine Beauty-OP am Fuß haben kann.
Wenn der zweite Zeh länger ist als der Große, soll das etwas über den Charakter aussagen: Betroffene Menschen (etwa 20 Prozent) seien besonders dominant, weiß der Volksmund. Unabhängig davon empfinden viele Betroffene diese Anordnung als unästhetisch. Oder sie stören sich daran, dass ihnen der extra-lange „Zeige-Zeh“ eine Schuhgröße on top beschert. Ein operativer Eingriff verspricht Abhilfe.
Zehenverkürzung – Überblick
Man kann Zehen operativ verkürzen
Dr. med. Adrian K. Wiethoff ist Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie bei Ars Pedis in Düsseldorf. Er operiert seit über elf Jahren Zehen, die von Patienten als zu lang oder zu groß empfunden werden, aus äthetischen und/oder funktionalen Gründen. Die Grenzen seien hier oft fließend, erklärt der Mediziner. „Ist der mittlere Zeh deutlich länger, kann das optisch stören und gleichzeitig zu starken Schmerzen im Schuh führen“, so Dr. Wiethoff im Gespräch mit STYLEBOOK. Doch selbst, wenn keine medizinische Indikation besteht, spricht seiner Meinung nach nur wenig dagegen, sich für die erwünschte Verschönerung der Füße zu entscheiden.
Es handele sich um einen risikoarmen Eingriff, bei dem es im Laufe seiner Tätigkeit niemals zu ernsthaften Komplikationen gekommen sei. Heute hat er etwa zwei bis drei Zehenverkürzungen pro Woche, 80 bis 90 Prozent davon an Frauenfüßen.
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Wie läuft eine Zehenverkürzung ab?
Bei dem Eingriff kürzt Dr. Wiethoff ein kleines Stück Knochen aus dem Mittelglied des zu behandelnden Zehs. Die operierte Stelle wird entweder mit Drähten fixiert, die nach vier bis fünf Wochen entfernt werden müssen, oder mit kleinen Schräubchen. Diese dürfen im Zeh verbleiben. Daraufhin wird die Haut gestrafft und modelliert – laut Dr. Wiethoff der zeitaufwändigste und sensibelste Teil des Eingriffs, der für die Optik von großer Bedeutung sei. Die Prozedur dauere etwa eine halbe Stunde und werde meist unter Lokalbetäubung durchgeführt.
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„Wenn Patienten gleich mehrere Zehen auf einmal verkürzen lassen, empfiehlt sich eine leichte Dämmerschlafnarkose“, so der Facharzt. Nach dem Eingriff können die Patienten in der Regel direkt die Praxis verlassen. Für den unwahrscheinlichen Fall von postoperativen Problemen empfiehlt der Arzt auswärtigen Patienten, noch eine Nacht in Düsseldorf zu verbringen. Bereits wenige Tage später können wieder normale Schuhe getragen werden. Voraussetzung dafür sei das Einlegen einer zu diesem Zweck entwickelten Metallschiene.
Welche Risiken gibt es?
Je nach Art des Eingriffs und abhängig von verschiedenen Faktoren – beispielsweise dem Patientenalter und der Ausprägung der gewünschten Verkürzung – sei ein Anschwellen des operierten Zehs oder des gesamten Fußes möglich. Dieser Zustand könne zwischen einigen Tagen und mehreren Monaten andauern, sei aber kein Grund zur Beunruhigung. Wichtig sei, dass man den Fuß nach dem Eingriff schone und der Schwellung gegebenenfalls mit Lymphdrainagen und Kühl-Packs entgegenwirke. „Es kann unter Umständen sein, dass der Knochen nicht so zusammenwächst, wie er soll“, räumt Dr. Wiethoff ein. In diesem Fall müsse man ein weiteres Mal operieren. Schlimmere Gesundheitsrisiken seien bei seinen Patienten aber noch nie aufgetreten.
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Wie bei jeder Beauty-OP üblich, muss der Arzt darüber aufklären, dass Entzündungen, Störungen der Knochenheilung und vergleichbare Nebenwirkungen möglich sind. Patienten sollten in jedem Fall sorgfältig überlegen, ob der Leidensdruck den Schritt unters Messer wirklich rechtfertigt.
Wie viel kostet eine Zehenverkürzung?
Wenn kein medizinischer Handlungsbedarf besteht, müssen Patienten die Kosten für den Eingriff und vorangehende Beratungsgespräche vollständig selbst tragen. In Einzelfällen – etwa aufgrund starker Schmerzen oder im Zuge einer Geschlechtsumwandlung, bei der auch die Füße dem neuen Frauenkörper angepasst werden – kann die OP von der Krankenkasse übernommen werden. Die Preise variieren zwischen 1.000 und 2.500 Euro, erklärt uns Dr. Wiethoff. „Am teuersten ist die Korrektur des großen Zehs. Er muss für die Kraftübertragung beim Laufen besonders stabil sein, entsprechend sind bereits die Materialkosten höher.“
»Der Eingriff ist nicht ohne
Dr. med. Willibald Walter, Facharzt für Orthopädie, Chirotherapie und spezielle interventionelle Schmerztherapie bei Marianowicz Medizin in München, rät von operativen Eingriffen im Bereich der Zehen generell ab. „Eine Zehenverkleinerung kann nachhaltige Schmerzen nach sich ziehen“, gibt der Arzt zu bedenken. Das liege daran, dass der Mensch von seinem Vorfuß beim Aufstehen, Gehen und Stehen absolut abhängig ist. Eine Operation verheilen zu lassen, führe automatisch zu einer Schonhaltung, die eine Fehlhaltung zur Folge haben könne. Dadurch verändere sich unter Umständen die gesamte Muskelkette. „Die Folge können Beschwerden vom Fuß in den Rücken bis zur Halswirbelsäule sein“, warnt Dr. Walter.
Hinzu kämen die üblichen Risiken operativer Eingriffe. So seien Infektionen und Wundheilungsprobleme möglich und laut Dr. Walter im empfindlichen Vorfußbereich besonders wahrscheinlich. Der Fachmann erklärt: „Die Blutversorgung ist hier nicht so optimal wie etwa in der Hüfte, da die Blutgefäße in den feingliedrigen Fußzehen kleiner sind.“
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Fazit
Operative Eingriffe aus ästhetischen Gründen sind grundsätzlich kritisch zu bewerten. Und genau an jener Stelle anzusetzen, die uns täglich durchs Leben trägt, kann tatsächlich schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. In letzter Instanz können aber nur Betroffene selbst beurteilen, wie hoch der eigene Leidensdruck ist. Sollten Sie einen solchen Eingriff in Erwägung ziehen, lautet unser Rat: Bitte unbedingt mit einem erfahrenen Fachmann sprechen!