26. Januar 2024, 14:09 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Sich den Körper zu enthaaren, ob mit Lasermethoden, Rasierer oder Wachsstreifen, gehört für die meisten Frauen einfach dazu, um sich wohlzufühlen. Doch woher kommt es eigentlich, dass Frauen sich rasieren und nur ein glatter Körper lange Zeit als Schönheitsideal galt? Eine Geschichte über die Rasur.
Immer mehr Frauen entscheiden sich dazu, ihre Körperbehaarung nicht zu entfernen. Schließlich sind diese von der Natur aus gegeben – und Männer scheren sich in der Regel auch nicht darum, ob Arme, Beine oder Achseln mit Haaren versehen sind. Außerdem verbinden viele Frauen den Erhalt ihrer Körperhaare mit einem Ausdruck von Feminismus und einem gewissen Freiheitsgedanken.
Doch es gibt auch die andere Seite, die noch überwiegt: Für viele Frauen gehört es einfach zur täglichen Routine, den Rasierer zu schwingen. Oder sie besuchen monatlich für viele Euros ein Laserstudio. Oder lassen Schmerzen beim Wachsen über sich ergehen. Doch woher kommt es eigentlich, dass Frauen sich rasieren?
Auch interessant: Sollten Frauen sich das Gesicht rasieren?
Die Geschichte der Rasur
Das Entfernen von Körperhaaren war etwas, das Frauen und Männer gleichermaßen bereits in der Steinzeit, im alten Ägypten und im Römischen Reich taten: In der Steinzeit rasierten sich die Männer beispielsweise, damit die Gesichtshaare nicht einfroren. Dafür verwendeten sie geschärfte Steine und Muscheln. Im alten Ägypten entfernten Frauen mit Bienenwachs und Pinzetten aus Muscheln die Haare – erstmals aus ästhetischen Gründen. Im alten Rom verwendeten Frauen und Männer Bimssteine zur Entfernung der Körperhaare. Um den Selbstkonstruktionen ein Ende zu setzen, wurde 1680 dann das erste Rasiermesser entworfen. Und der erste Rasierhobel kam dann im Jahr 1874 in Großbritannien auf den Markt. Mit Erfolg, denn der Verkauf erstreckte sich schnell über die Ländergrenze hinaus.
Unterschiedliche Kulturen, unterschiedliche Rasier-Sitten
In unterschiedlichen Kulturen herrschten auch immer schon andere Einstellungen gegenüber der Körperbehaarung: In Persien war die Enthaarung ein Zeichen für das Erwachsensein bei Frauen. In China und vielen anderen asiatischen Ländern galt Körperbehaarung lange Zeit als alltäglich.
Warum rasieren Frauen sich eigentlich?
Später, um 1910 herum, rasierten sich auch Frauen in den USA. Erst Achseln, dann, um in den kurzen Kleidern „besser“ auszusehen, die Beine, später auch den Intimbereich. Und da begann eigentlich der Ursprung dessen, worüber wir heute so heiß diskutieren. Denn dort begann der eigentliche Trend zur Entfernung der Körperbehaarung. Die Frauen in den USA versprachen sich mit der Rasur plötzlich einen attraktiveren Auftritt bei den Männern. 1915 wurde daraufhin der erste Frauenrasierer, der Milady Decollette, von Gillette eingeführt. Und das, was sich in den USA etablierte, schweifte schon damals schnell nach Europa ab.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erreichte dieses Schönheitsideal auch Europa. Seither sind junge Frauen dem Bild eines haarlosen, perfekten Körpers ausgesetzt. Es begann in Filmen und Zeitschriften und wird heute auf den sozialen Medien stets präsentiert: die glatten, makellosen Körper. Dafür geben Frauen heute Unmengen an Geld aus. Die ersten Systemrasierer, also jene Rasierer, die die meisten Menschen auch heute noch nutzen, kamen Ende der 1980er auf den Markt.
Auch interessant: Warum sich Frauen im Januar unrasiert posten
Hashtag #januhairy Warum sich Frauen im Januar unrasiert posten
Tipps und Tricks Darauf sollten Frauen bei der Intimrasur achten
Ursachen und Tipps Was hilft bei eingewachsenen Haaren?
Heute können sich Frauen (eigentlich) dazu entscheiden, ob sie sich rasieren möchten
Und heute? Heute gehört es einfach dazu, sich jeden zweiten Tag unter der Dusche den Rasierer ans Bein gleiten zu lassen, oder monatlich teure Kosmetikstudios aufzusuchen. Besonders im Sommer schauen die meisten Frauen wie besessen darauf, kein Haar am Körper ausgelassen zu haben. Absolut Haar-frei soll es sein. Selbst der Intimbereich wird in Studios behandelt, dabei sind die Schmerzen nahezu unerträglich. Aber wer schön sein will..? Dabei hat all das nichts mit der Schönheit gemein, eher mit einem Schönheitsideal der westlichen Welt.
Doch wofür eigentlich? Wofür setzen sich Frauen solche Schmerzen und so einem Stress aus? Es ist heute oftmals der äußere, aber auch mal der innere Druck. Denn Schönheit wird immer noch anhand verschiedener Ideale interpretiert. Dazu gehört auch der glatte Körper. Auch wenn viele Frauen sich dem entgegensetzen, und den Diskurs immer wieder antreiben, damit sich Frauen nicht unter Druck gesetzt fühlen, wenn es um die Körperbehaarung geht, haben wir noch einen langen Weg vor uns.