27. Juli 2022, 6:08 Uhr | Lesezeit: 8 Minuten
Wenn der Körper erhitzt, sucht er eine Möglichkeit, sich abzukühlen. Das tut er, indem er schwitzt. Und Schweiß ist nicht nur auf die Achselhöhlen beschränkt, sondern bildet sich auch in empfindlichen Bereichen wie Leistengegend, Po und Brüsten. Wie Sie Brustschweiß vorbeugen können und warum Sie das tun sollten, erfahren Sie hier von einer Expertin.
Übersicht
- Warum schwitzen wir?
- Warum schwitzt man unter und zwischen den Brüsten?
- Entsteht auch Schweißgeruch unterhalb der Brüste?
- Wieso schwitze ich eigentlich besonders nachts an der Brust?
- Warum sollten Sie Brustschweiß vorbeugen?
- Was tun bei Pickelbildung nach Brustschweiß?
- Was tun bei akut wunden Stellen?
- Wie können Sie Brustschweiß vorbeugen?
- Bei übermäßig starkem Schwitzen
- Quelle
Warum schwitzen wir?
„Schwitzen ist ein lebenswichtiger und ganz natürlicher Prozess, um die Körpertemperatur zu regulieren. Sobald sich die Außentemperatur erhöht bzw. der Körper erhitzt, senden die Nervenzellen ein Alarmsignal an das Gehirn, um die Schweißdrüsen zu aktivieren“, weiß Dr. med. Dorothea Sadlo, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie in Düsseldorf. „Diese beginnen umgehend damit, Tröpfchen zu produzieren, welche als Schweiß durch die Poren an die Hautoberfläche treten und verdunsten. Diese Verdunstung führt dann den gewünschten Abkühlungseffekt herbei.“ So entsteht auch Brustschweiß.
Warum schwitzt man unter und zwischen den Brüsten?
„Zunächst muss gesagt werden, dass Brustschweiß, auch Boob Sweat genannt, eine vollkommen normale körperliche Reaktion ist“, so Frau Dr. Sadlo. „Durch die natürliche Anatomie der Brust gibt es eine Hautfalte zwischen Busen und Oberkörper. Da hier die Luft nicht ausreichend zirkulieren kann, entsteht Stauwärme und übermäßige Feuchtigkeit. Diese kann außerdem aufgrund der Hautfalte schwer trocknen und begünstigt dadurch unangenehme Geruchsbildung, Hautreizungen und Wundscheuern. Das Wundreiben wird also konkret durch Feuchtigkeit und Reibung (Friktion) herbeigeführt, wobei die Bereiche zwischen und unter den Brüsten die häufigsten Stellen für aufgeriebene, wunde Haut sind.“ Frauen mit großen Brüsten schwitzen unterhalb der Brust mehr als andere und leiden eher unter gereizter Haut, denn je größer die Auflagefläche unterhalb der Brüste auf der Haut ist, desto mehr Stauwärme entsteht auch.
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Entsteht auch Schweißgeruch unterhalb der Brüste?
„Schweißgeruch entsteht nicht durch den Schweiß alleine, sondern durch die Keime, die den Schweiß zersetzen“, so Frau Dr. Sadlo. „Sie können Geruchsbildung vorbeugen, indem Sie die Haut mit sanften, antibakteriellen Lösungen reinigen. Hierzu eignen sich z.B die freiverkäuflichen Produkte Tricolosan oder Octenisept, die somit auch Hefepilzen vorbeugen.“
Wieso schwitze ich eigentlich besonders nachts an der Brust?
„Der Rumpf mit Brust und Nacken ist eine besonders wärmeempfindliche Körperregion. Sie reagiert mit Schweißbildung auf hohe Temperaturen ebenso wie auf Nervosität oder Fieber. Entsprechend kann sich auch der sogenannte Nachtschweiß vor allem an Brust und Nacken zeigen“, erklärt Frau Dr. Sadlo.
Warum sollten Sie Brustschweiß vorbeugen?
„Schweißbildung führt zu Feuchtigkeitsverlust und greift damit die Hautbarriere an, wodurch sie anfälliger für Krankheiten wird. Speziell unterhalb der Brüste kann vermehrte Schweißbildung zu Intertrigo führen, eine häufige Form der Dermatitis. Diese Reizung betrifft intertriginöse Körperareale, also Bereiche, wo sich gegenüberliegende Hautflächen berühren, wie im Leisten- und Genitalbereich, den Achseln und unterhalb der Brüste“, klärt Frau Dr. Sadlo auf. „Bei Intertrigo, auch intertriginöses Ekzem oder Hautwolf genannt, kommt es häufig zu Pilz- und bakteriellen Infektionen. Bei Verdacht sollten Sie Ihren Dermatologen aufsuchen. Er kann Ihnen für die akute Behandlung eine desinfizierende Salbe oder je nach Schwere auch Kortikosteroidsalben (Kortisonsalben) verschreiben. Bei einer Pilzinfektion werden zusätzlich entsprechende Salben (Antimykotika) eingesetzt.“
Was tun bei Pickelbildung nach Brustschweiß?
Plötzliche Pickelbildung sollte vom Dermatologen untersucht werden. Sie kann sowohl auf eine selbstheilende Entzündung der Haarfolikel hinweisen als auch auf behandlungsbedürftige Pilzinfektion.
Was tun bei akut wunden Stellen?
„Zunächst sollte die betroffene Stelle mit PH-neutraler, milder Seife oder klarem Wasser gereinigt und so von Bakterien befreit werden. Tragen Sie nun eine rückfettende, feuchtigkeitsspendende Salbe, z.B. mit Lanolin, auf oder verwenden Sie Arganöl. Dieses wird bereits seit Jahrhunderten zur Behandlung von Hautinfektionen eingesetzt und kann Brustschweiß und Hautirritationen lindern“, so Frau Dr. Sadlo. „Auch eine kalte Kompresse kann helfen, Schwellungen und Schmerzen zu reduzieren.“ Verzichten Sie generell auf scharfe, parfümierte Duschgele, um die Hautbarriere nicht unnötig zu reizen.
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Wie können Sie Brustschweiß vorbeugen?
1. Baumwolle statt Synthetik
Die meisten BHs werden aus synthetischen Materialien wie Polyester und Viskose hergestellt. Diese sind nicht atmungsaktiv, sondern stauen Wärme und Feuchtigkeit. Dadurch kann der Schweiß nicht verdunsten und begünstigt unangenehmen Geruch und Hautreizungen. Setzen Sie stattdessen auf Baumwolle, denn diese ist ein natürlich atmungsaktiver Stoff, der Wärmestau verhindert. Allerdings braucht er sehr lange zum Trocknen. Auch ein durchlässiger Spitzen-BH, selbst wenn er aus Synthetik besteht, schließt weniger Feuchtigkeit ein und bildet eine luftdurchlässigere Alternative.
2. Ungepolsterte BHs
„Jede Polsterung, z.B. bei Push-up BHs, ist eine zusätzliche Kleidungsschicht, die für noch mehr Hitzestau sorgt“, so Frau Dr. Sadlo. „Die Polsterungen bestehen in der Regel ebenfalls aus synthetischen Materialien, die die Feuchtigkeit am Körper einschließen und das Risiko von Hautinfektionen erhöhen können.“
3. Baumwolleinlagen für BHs
Es gibt spezielle BH-Einlagen aus Baumwolle, die so konzipiert sind, dass sie Feuchtigkeit von der Haut ableiten und Reizungen verhindern. Alternativ können Sie auch Stilleinlagen ausprobieren.
4. Sport-BHs
Ein guter Sport-BH ist nicht nur für das Fitnessstudio geeignet, sondern kann aufgrund seiner atmungsaktivem, schweiß- und feuchtigkeitsableitenden Materialien täglich getragen werden, um unangenehme Schweißbildung zu verhindern.
5. Öfter mal ganz ohne BH
Gehen Sie doch mal wieder ohne BH aus dem Haus. Sie werden so gut wie keinen Brustschweiß bemerken, da dieser sofort wieder verdunstet. Wenn Sie sich Sorgen machen, dass Ihre Brustwarzen zu sehen sind, können Sie z.B. Pasties zur Abdeckung verwenden.
6. Luftige Oberteile
Frische, zirkulierende Luft ist die beste Waffe im Kampf gegen Schweiß. Enge Kleidung staut Wärme und Feuchtigkeit und führt zu mehr sichtbaren Schweißflecken und nasse Stellen. Wohingegen lockere, fließende Oberteile und atmungsaktive Stoffe wie Baumwolle und Leinen, die Luftzirkulation fördern und Schweiß vorbeugen. Wenn Sie dennoch Angst vor Schweißflecken haben, bevorzugen Sie schwarze Stoffe, dort sind sie weniger sichtbar.
7. Brustdeo oder Aluminiumfreies Deo
Greifen Sie zu einem aluminiumfreien Deodorant, um den Schweißgeruch zu überdecken (Desodorierung) und tragen Sie es unterhalb der Brüste auf. Verzichten Sie aber auf ein Antitranspirant, da einige Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen den darin enthaltenen Aluminiumverbindungen und Brustkrebs sehen. Dieser ist allerdings wissenschaftlich noch nicht bestätigt. Es gibt auch spezielle Brustdeodorants, auch in Puder- und Cremeform, die frisch duften und Schwitzen sowie Scheuern verhindern.
8. DIY-Deo
Sie können auch Ihr eigenes Deodorant herstellen, indem Sie Maisstärke und Backpulver zu gleichen Teilen mischen. Tupfen Sie es mit den Händen sanft auf die Haut und testen Sie, ob es bei Ihnen wirkt.
9. Creme gegen Wundscheuern
Nutzen Sie spezielle Creme-Sticks, um Wundreibung zu verhindern. Der Stick kann übrigens ebenso bei scheuernden BH-Trägern oder aber auch bei Wundreibung an den Oberschenkelinnenseiten eingesetzt werden.
10. Babypuder
Tragen Sie Babypuder auf, um Scheuerstellen und Hautausschlägen vorzubeugen. Sie können auch talkumfreie Puder kaufen, der speziell dafür entwickelt wurden, Schweiß zu stoppen.
11. Slipeinlagen
Business-Meeting im Hochsommer oder eine Party auf der Dachterrasse? Da haben Schweißflecken nichts verloren. Gehen Sie auf Nummer sicher und stecken Sie ein paar Slipeinlagen in Ihren BH, um den Schweiß aufzusaugen und zu verhindern, dass sich Flecken auf Ihrer Kleidung bilden. Greifen Sie am besten zu atmungsaktiven Produkten aus 100 Prozent Baumwolle. Wenn Sie keine Einlagen zur Hand haben, können Sie auch Taschentücher verwenden und diese in Ihre BH-Schalen stecken.
12. Feuchttücher griffbereit halten
Erfrischen Sie sich zwischendurch mit einem milden Babytuch bzw. Feuchttuch und reinigen Sie den Unterbrustbereich damit. Die Reinigung hilft, denn Schweiß riecht nur, wenn er sich mit Bakterien auf der Haut vermischt.
13. Hygiene
Beugen Sie Geruchsbildung vor und waschen Sie Ihre BHs regelmäßig.
Bei übermäßig starkem Schwitzen
„Wenn Ihnen Ihr Schwitzen übermäßig stark erscheint und Ihr tägliches Leben zu beeinträchtigen beginnt, sollten Sie einen Termin bei Ihrem Dermatologen vereinbaren. Möglicherweise zeigen Sie Anzeichen von Hyperhidrose, einer Erkrankung, die mit übermäßigem, unkontrollierbaren und damit krankhaftem Schwitzen einhergeht und von der rund eine Million Menschen allein in Deutschland betroffen sind“, rät Frau Dr. Sadlo.
Nachgefragt beim Dermatologen Ist der übermäßige Gebrauch von Deodorant eigentlich ungesund?
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Quelle
– mit fachlicher Beratung von Frau Dr. Sadlo, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie in Düsseldorf