4. November 2024, 17:20 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Haben Sie schon mal von Borretschöl gehört? Es beruhigt trockene, gereizte Haut, glättet sie und kann aufgrund seiner entzündungshemmenden Eigenschaften Hautprobleme wie Ekzeme oder Akne lindern. Ob es hält, was es verspricht und was Sie bei der Anwendung beachten sollten, hat STYLEBOOK eine Expertin gefragt.
Borretschöl ist ein Extrakt, das aus den Samen der Borretschpflanze (Borago officinalis) gewonnen wird. Diese große, essbare Pflanze, die wegen ihrer sternförmigen blauen Blüten den Spitznamen „Sternblume“ trägt, stammt ursprünglich aus Nordafrika und dem Mittelmeerraum, ist aber inzwischen auch in Europa beheimatet.
Übersicht
Welche Hauptwirkstoffe stecken in Borretschöl?
Gamma-Linolensäure (GLA)
Borretschöl wird vor allem wegen seines besonders hohen Gehalts an Gamma-Linolensäure (GLA), einer Omega-6-Fettsäure, geschätzt. Man nimmt an, dass sie dazu beitragen kann, Entzündungen zu verringern, die mit vielen Krankheiten einhergehen. GLA findet sich auch in anderen Samen, Nüssen und Pflanzenölen wie im Nachtkerzenöl und im schwarzen Johannisbeeröl, allerdings in deutlich geringeren Mengen.
Vitamin E
Borretschöl enthält auch Vitamin E, das als Antioxidans zur Hautgesundheit beiträgt. Es schützt die Zellen vor freien Radikalen und reduziert somit oxidative Schäden.
In welcher Form gibt es Borretschöl?
Das Öl kann als Nahrungsergänzungsmittel in Form von Kapseln oder Softgels oral eingenommen oder topisch (äußerlich) angewendet werden. Die Wahl der richtigen Anwendungsform hängt davon ab, welches Ergebnis Sie sich wünschen.
Als Nahrungsergänzungsmittel
Wenn Sie GLA oral einnehmen, wandelt Ihr Körper es in Prostaglandin E1 (PGE1) um. Diese Substanz trägt zur Verringerung entzündlicher Erkrankungen bei. So kann Borretschöl entzündliche Hauterkrankungen wie Neurodermitis lindern, wird bei rheumatoider Arthritis verwendet und kann PMS-Beschwerden (Prämenstruelles Syndrom) mildern, indem es hormonelle Schwankungen ausgleicht.
Äußerliche Anwendung
„Topisch aufgetragen wirkt Borretschöl lokal und somit direkt auf der Haut. Es kann dabei helfen, die Hautbarriere zu stärken und Feuchtigkeit einzuschließen. Sie können es gezielt in Bereichen einsetzen, die z. B. zu Trockenheit neigen oder wo Sie sich einen Anti-Aging-Effekt wünschen“, empfiehlt Dermatologin Dr. Derendorf. „Achtung: Topische Produkte sind nicht für die orale Einnahme geeignet. Lesen Sie daher unbedingt die Anweisungen und Vorsichtsmaßnahmen auf dem Etikett.“
Anwendung des Öls für Haut & Haare
„Vor dem Auftragen auf Haut oder Haare muss Borretschöl mit einem Trägeröl verdünnt werden. Achten Sie darauf, die Verdünnung entsprechend Ihrem Hauttyp und dem gewünschten Zweck vorzunehmen. Nutzen Sie bei normaler, unkomplizierter Haut z. B. Jojoba oder Mandelöl. Sie sind besonders mild, feuchtigkeitsspendend und ziehen schnell ein. Sollten Sie eher fettige Haut haben, verwenden Sie z. B. Traubenkernöl. Es ist sehr leicht und nicht komedogen, ohne die Poren zu verstopfen. Bei unreiner Haut können Sie aufgrund seiner antibakteriellen Eigenschaften z. B. zu Kokosöl greifen“, weiß Dr. Stefanie Derendorf, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in München.
Tragen Sie das Öl zweimal täglich in einer dünnen Schicht auf die betroffene Stelle auf. Es kann mehrere Wochen oder Monate dauern, bis das Öl seine volle Wirkung entfaltet. Wenden Sie das Produkt konsequent an, um die gewünschten Ergebnisse zu erzielen.
Wirkung
Anti-Aging
Die enthaltenen Antioxidantien, allen voran Vitamin E, schützen die Haut vor freien Radikalen, die durch Umweltbelastungen und UV-Strahlung entstehen und die Hautalterung fördern. Somit tragen sie dazu bei, die Haut jugendlich und gesund zu halten. Außerdem stärkt die enthaltene GLA die Hautbarriere, unterstützt die Feuchtigkeitsspeicherung und kann die Elastizität der Haut verbessern, was sie weniger anfällig für Falten macht.
Fördert die Hautgesundheit
Borretschöl kann wegen seiner entzündungshemmenden Eigenschaften trockene, gereizte oder geschädigte Haut beruhigen sowie die Hautfeuchtigkeit verbessern und Feuchtigkeitsverlust verhindern. Es gilt als emollient, was bedeutet, dass es die Haut weich und geschmeidig macht sowie trockene, gereizte Haut beruhigt und pflegt.
Behandlung von Ekzemen & Akne
Aufgrund seiner sowohl entzündungshemmenden als auch antioxidativen Wirkung kann Borretschöl Hautprobleme wie Ekzeme, atopische Dermatitis und Akne lindern.
Gesundes Haar & Kopfhaut
Das Öl kann helfen, die Kopfhaut zu beruhigen und Trockenheit zu reduzieren, besonders bei empfindlicher oder schuppiger Kopfhaut. Zudem fördert es die Haargesundheit, indem es das Haar stärkt, ihm Glanz verleiht und die Haarstruktur verbessert. Das Haar wird dadurch geschmeidiger und weniger anfällig für Spliss und Haarbruch.
Fördert das Haarwachstum
Einige schwören darauf, dass Borretschöl das Haarwachstum fördert, indem es die Durchblutung der Kopfhaut anregt und die Haarfollikel stärkt. Diese Wirkung ist allerdings wissenschaftlich nicht belegt.
Gestärkte Nägel
Borretschöl spendet Feuchtigkeit und hilft, rissige und trockene Nagelhaut zu nähren und zu regenerieren. Weiterhin stärkt es die Nägel selbst, indem es ihre Struktur verbessert und die Elastizität erhöht. Dadurch werden brüchige Nägel repariert und Absplitterungen vorgebeugt.
Unterstützt die körperliche Gesundheit
Dank seiner entzündungshemmenden Eigenschaften kann Borretschöl helfen, hormonelle Ungleichgewichte zu regulieren, die z. B. zu PMS-Symptomen oder Wechseljahrsbeschwerden führen können. Es kann sich auch positiv auf die Herzgesundheit auswirken, da es zur Senkung des Blutdrucks und zur Verbesserung des Cholesterinspiegels beitragen kann.
Mögliche Risiken
Borretschöl gilt zwar im Allgemeinen als sicher, kann aber dennoch bei oraler Einnahme mögliche Nebenwirkungen haben. Dazu zählen Blähungen, Kopfschmerzen, Verdauungsstörungen und Übelkeit. Ferner kann die langfristige orale Einnahme von Borretschöl potenzielle Langzeitnebenwirkungen haben und wird daher nicht empfohlen.
Topisch angewendet können in seltenen Fällen allergische Reaktionen wie Ausschlag, Schwellungen hin zu Schwindelgefühl auftreten. Bevor Sie verdünntes Borretschöl auf einer größeren Hautpartie, insbesondere auf gereizter Haut, anwenden, sollten Sie vorab einen Patch-Test durchführen, um mögliche Allergien auszuschließen. Wenn Sie innerhalb von 48 Stunden auf einer kleinen Hautpartie keine Anzeichen einer Reizung oder allergischen Reaktion feststellen, können Sie das Öl anwenden. Lassen Sie sich vor der Anwendung von Borretschöl auf gereizter Haut vorsichtshalber immer von einem Arzt beraten.
Worauf Sie beim Kauf achten sollten
Achten Sie beim Kauf von Borretschöl auf die Qualität und Reinheit des Öls, insbesondere wenn es für die Hautpflege verwendet wird. Kaltgepresstes und biozertifiziertes Öl ist ideal, da es schonend hergestellt wird und seine wertvollen Inhaltsstoffe behält. Außerdem ist es wichtig, darauf zu achten, dass das Öl frei von Zusatz- oder Konservierungsstoffen ist, um eine maximale Wirksamkeit und Verträglichkeit zu gewährleisten. Greifen Sie zu einer dunklen Glasflasche, denn sie schützt das Öl vor Licht und erhält seine Qualität länger.
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Experteneinschätzung
„Borretschöl wird allgemein als gut hautverträglich eingestuft und häufig in Pflegeprodukten eingesetzt. Wichtig ist jedoch, auf die Reinheit und die richtige Dosierung zu achten, da die langfristige Wirkung auf empfindliche Hauttypen nicht umfassend erforscht ist“, so Frau Dr. Derendorf.