26. Juni 2024, 18:12 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Die traditionelle Bräunung durch die Sonne birgt immer das Risiko für Sonnenbrand, vorzeitige Hautalterung und Hautkrebs. Selbstbräuner in Form von Lotions und Sprays bieten bereits eine Alternative dazu, aber es gibt eine ganz neue Möglichkeit, die das sonnenlose Bräunen angeblich noch einfacher macht: Bräunungskapseln. Aber kann man durch die Einnahme einer Kapsel ohne Risiken braun werden und wirken diese Kapseln überhaupt? STYLEBOOK hat bei einer Expertin nachgefragt.
Übersicht
Bräunungskapseln werden oral eingenommen. Ihr häufigster Wirkstoff ist ein Lebensmittel-Farbzusatzstoff namens Canthaxanthin. Canthaxanthin ist ein roter Farbstoff aus der Gruppe der Xanthophylle (Carotinoide). Er ist auch sichtbar in Krabben und Flamingo-Federn und kommt in kleinen Mengen auch in Lebensmitteln wie Obst und Gemüse vor. In der Kosmetikindustrie wird dieser Farbstoff im Labor hergestellt.
„Wenn Sie diesen Farbzusatz zu sich nehmen, setzt er pigmentverändernde Verbindungen in Ihrer Haut frei. Bei langfristiger Einnahme soll Ihre Haut dunkler werden und gebräunt aussehen. Während die Bräunung in der Sonne dazu führt, dass das Melanin in der Haut dunkler wird, wirken Bräunungspillen von innen nach außen und setzen die Farbzusätze in der gesamten Haut frei“, weiß Dr. med. Dorothea Sadlo, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie in Düsseldorf.
Inhaltsstoffe der Bräunungskapseln
Neben dem häufigsten Wirkstoff Canthaxanthin können Bräunungskapseln auch andere Inhaltsstoffe enthalten. In der Regel sind dies Verbindungen, die dem Beta-Carotin ähneln. Beta-Carotin ist eine Form von Vitamin A und dafür verantwortlich, dass Karotten und Süßkartoffeln ihre auffällige orange Farbe erhalten. Weitere Inhaltsstoffe können Lycopin, Lutein oder auch Kurkuma sein.
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Funktionieren Bräunungskapseln wirklich?
„Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis sich die Farbstoffe in Ihrem Körper so weit aufgebaut haben, dass sie auf Ihrer Haut sichtbar werden“, so Frau Dr. Sadlo. „Bräunungskapseln können aber durchaus funktionieren und zu sichtbaren Ergebnissen führen, auch bei sehr hellen Hauttypen. Allerdings nicht ohne Risiken.“
Mögliche Risiken
„Ein entscheidender ästhetischer Risikofaktor ist, dass das Farbergebnis am Ende mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eher orange oder orangebraun aussehen wird und wenig mit dem begehrten Bronzeton zu tun hat, den man sich wünscht“, weiß Frau Dr. Sadlo. Außerdem sind die Inhaltsstoffe in Bräunungskapseln nicht natürlich und können zu ernsthaften Nebenwirkungen führen. Zum Beispiel Nesselsucht, Magen-Darm-Probleme oder Leber- und Augenschäden sowie Nachlassen der Sehkraft. Sehr beunruhigend ist auch, dass das Risiko für diese Nebenwirkungen noch Jahre nach der Einnahme der Kapseln bestehen kann, da Canthaxanthin bis zu sieben Jahre im Körper verbleiben kann.
Es ist auch wichtig zu wissen, dass Bräunungskapseln als Nahrungsergänzungsmittel geführt werden. Somit unterliegen sie nicht der strengen Kontrolle und Überwachung der FDA (Food and Drug Administration) und werden sozusagen auf eigenes Risiko eingenommen. Canthaxanthin selbst ist zwar zugelassen, aber nur als Inhaltsstoff in kleinen Mengen für Lebensmittelfarben und nicht in den größeren Dosen, wie sie in Bräunungskapseln vorkommen.
Achtung auch bei Bräunungsbeschleunigern
„Alle, die nun etwas abgeschreckt sind, denken jetzt als Alternative vielleicht an sogenannte Bräunungsbeschleuniger, die das Entstehen der angestrebten Sonnenbräune beschleunigen sollen. Auf dem Markt gibt es einige dieser Produkte, die oral eingenommen werden. Aber Achtung, denn auch diese können gefährlich sein. Sie können einen Inhaltsstoff namens Tyrosin enthalten, eine Art Aminosäure, die überdosiert zu Kopfschmerzen führen und das Wachstum von Krebszellen begünstigen kann“, warnt Frau Dr. Sadlo. „Auch bei der Einnahme von Kapseln mit Beta-Carotin sollte man vorsichtig sein. Denn eine Überdosierung kann eine gefährliche Vitamin-A-Toxizität verursachen, welche zu Gelbsucht führen kann.“
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Fazit der Expertin
„Bräunungskapseln sind relativ neu auf dem Markt, aber erste Erkenntnisse zeigen bereits, dass diese Produkte mit zahlreichen Nebenwirkungen einhergehen können“, so Frau Dr. Sadlo. „Viele Selbstbräuner in Form von Lotions oder Sprays bieten eine sichere Möglichkeit der sonnenlosen Bräunung, ohne das Risiko einer längeren UV-Bestrahlung und ohne riskante Bräunungskapseln.“