24. März 2023, 16:56 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Unsere Augen und unsere Haut sind ständig elektronischen Bildschirmen ausgesetzt, ob Handy, Laptop, Tablets oder Fernseher. Somit werden wir auch in hohem Maße mit dem sogenannten blauen Licht und dessen gesundheitlichen Risiken konfrontiert. Kein Wunder, dass aktuell immer mehr Kosmetikprodukte mit Blaulichtfilter aus dem Boden schießen. Aber sind diese Produkte wirklich notwendig und hilfreich oder einfach nur ein Marketingtrick? STYLEBOOK hat eine Expertin gefragt.
Blaues Licht ist eine elektromagnetische Strahlung und gehört zum Spektrum des sichtbaren Lichts mit einer Wellenlänge zwischen 400 und 525 nm (Nanometer) sowie der hochenergetischen Wellenlänge (HEV). Elektromagnetische Strahlung umgibt uns nahezu pausenlos. Denken Sie nur an Röntgenstrahlen, Mikrowellen, Radiowellen und auch UV-Strahlen. „Was uns allerdings am meisten mit blauem Licht belastet, sind die elektronischen Geräte des täglichen Gebrauchs wie LED-Lampen, Laptop, Fernseher und allen voran das Smartphone“, weiß Dr. Stefanie Derendorf, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in München. Sind daher Blaulichtfilter in der Kosmetik sinnvoll?
Inhaltsverzeichnis
Warum ist blaues Licht gefährlich?
„Blaues Licht hat von allen Komponenten des sichtbaren Lichts die höchste Energie. Sie ist vergleichbar mit UV-Strahlen, die mit Hautkrebs, grauem Star und anderen Augenproblemen in Verbindung gebracht werden. Obwohl blaues Licht etwas weniger Energie hat als UV-Licht, dringt es tiefer in das Auge ein und kann dies schädigen“, so Frau Dr. Derendorf. Des Weiteren wird blaues Licht mit trockenen Augen, einer Überanstrengung der Augen und Unwohlsein in Verbindung gebracht. Da wissenschaftlich erwiesen ist, dass blaues Licht, je nach Exposition und Intensität, unsere Augen und unser Sehvermögen schädigen kann, liegt es auf der Hand sich zu fragen, wie es sich auf unsere Haut auswirkt. Deswegen ist die Frage, ob Blaulichtfilter notwendig sind, durchaus gerechtfertigt.
Wie beeinflusst blaues Licht unsere Haut?
Vorzeitige Hautalterung
Man geht davon aus, dass blaues Licht degenerative Auswirkungen hat und auch in gesunder Haut oxidative Veränderungen hervorrufen kann. Es kann es zu einer ähnlichen vorzeitigen Hautalterung und Faltenbildung beitragen, wie sie durch UVA-Bestrahlung ausgelöst wird. Nachdem ein Erwachsener im Durchschnitt mehr als 3,5 Stunden täglich mit seinem Smartphone verbringt – Tendenz steigend – ist es nicht verwunderlich, dass deren Gebrauch inzwischen der Hauptgrund für den Kontakt mit blauem Licht ist. Man spricht daher auch von Digital Aging.
Erschlaffte Haut
Blaues Licht schwächt die natürliche Schutzbarriere der Haut, kann Entzündungen verursachen und lässt oxidativen Stress entstehen. Das greift wiederum die Zellen sowie das straffende Kollagengerüst der Haut an.
Störung der Hautregeneration
Es wird außerdem angenommen, dass es den zirkadianen Rhythmus, sozusagen die innere Uhr, stört. Dadurch werden die Körperfunktionen beeinträchtigt und es entstehen Schäden in den Hautzellen. „Die Hautzellen der Epidermis können Licht direkt wahrnehmen. Blaues Licht veranlasst die Zellen dazu, auch in der Nacht zu denken, dass es Tag sei. Dies hat zur Folge, dass die Zellen weniger in der Lage sind, den Schlaf während der Dunkelheit zu nutzen, um sich zu reparieren“, erklärt Frau Dr. Derendorf.
Hautschäden durch freie Radikale
Blaues Licht kann auch Schäden durch freie Radikale fördern, die die Pigmentproduktion anregen und zu dunklen Flecken führen können. Ebenso können Irritationen und Hautunreinheiten auftreten, sowie eine trockene, fahle Haut daraus resultieren.
Sind die Auswirkungen wissenschaftlich belegt?
Über die Auswirkungen von blauem Licht auf die Gesundheit der Augen wird viel diskutiert und geforscht, ebenso wie über blaues Licht und Hautschäden. Im Vergleich zur Forschung über UVA/UVB-Strahlen und Sonnenschutzmittel in der Hautpflege gibt es bisher nur sehr wenige schlüssige, unabhängige wissenschaftliche Untersuchungen über die Auswirkungen von blauem Licht auf die Haut
Wie wirken Kosmetikprodukte mit Blaulichtfilter?
Die Kosmetikindustrie setzt bei ihren Blaulichtfiltern auf Wirkstoffe mit stark antioxidativer Wirkung, um die natürliche Hautbarriere zu stärken und oxidativem Stress vorzubeugen. Hierzu zählen unter anderem Leinsamen und Hagebutte, aber vor allem auch die Vitamine C und E. Auch extra starke Feuchtigkeitsspender wie zum Beispiel Sheabutter, Traubenkern- und Mandelöl sollen den Heilungsprozess der Haut unterstützen und Irritationen vorbeugen.
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Tipps im Umgang mit blauem Licht
Dunkelheit im Schlafzimmer
„Wenn wir unser blaues Licht emittierenden Geräte bis in den späten Abend hinein benutzen oder sogar noch in der Dunkelheit mit Hintergrundbeleuchtung einschalten, stören wir unseren zirkadianen Rhythmus und den Schlaf. Außerdem nehmen wir der Dunkelheit die Fähigkeit, die richtige Umgebung für die Reparatur und Erneuerung unserer Hautzellen zu schaffen. Daher: Setzen Sie sich bereits mindestens eine Stunde vor dem Schlafengehen nicht mehr blauem Licht aus“, empfiehlt Frau Dr. Derendorf.
Geräte mit „Low Blue Light“-Zertifikat
Entscheiden Sie sich für elektronische Geräte, die mit „Low Blue Light“ zertifiziert sind. Dieses Zertifikat sagt aus, dass die Geräte weniger energiereiches blaues Licht in ihren Displays ausstrahlen.
Reduktion durch Displayfolien
Bildschirmschutzfolien mit Blaulichtfilter sind für nahezu jedes Display erhältlich und können zur Reduzierung von blauem Licht beitragen.
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Hautschutz
„Es spricht nichts dagegen, Ihre Haut genauso zu schützen, wie Ihre Augen. Greifen Sie zu Seren und Feuchtigkeitscremes mit Blaulichtfilter. Außerdem ist es immer sinnvoll, Ihre Haut jeden Morgen durch ein Produkt mit hohem Lichtschutzfaktor vor hochenergetischem sichtbarem Licht zu schützen“, rät Frau Dr. Derendorf.
Ernährung
Unterstützen Sie Ihre Haut von innen und greifen Sie öfter zu gesunden Antioxidantien, die sind in pflanzlichen Lebensmitteln wie Obst und Gemüse, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten, Nüssen und hochwertigen pflanzlichen Ölen enthalten. Vermeiden Sie hingegen fettreiche und stark verarbeitete Lebensmittel.
Wenn blaues Licht schädlich ist, was ist dann die Blaulichtherapie?
Manchmal kann blaues Licht sogar positiv für unsere Haut sein – allerdings nur in kontrollierter Form, wie in der sogenannten Blaulichttherapie. Sie wird medizinisch eingesetzt zur schnelleren Wundheilung, der Behandlung von Akne, Schuppenflechte, Neurodermitis und anderen Hautkrankheiten.
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Fazit
Es wurde noch nicht ausreichend erforscht, wie sich die Exposition gegenüber blauem Licht im Laufe der Zeit wirklich auf die Haut auswirkt. Allerdings reicht das, was wir bisher wissen, aus, um blaues Licht als möglichen Risikofaktor für eine gesunde, jung aussehende Haut auszumachen. Es spricht nichts dagegen, bei der Wahl unseres Pflegeprodukts auf einen Blaulichtfilter zu achten. Nur, wenn wir unsere Haut hier und heute umfassend schützen und pflegen, können wir sie auch auf lange Sicht gesund und schön erhalten.
Quellen
- Mit fachlicher Beratung von Frau Dr. Derendorf, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie. Praxis Dermatologie am St. Anna Platz in München