29. Dezember 2022, 14:44 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Ceramide schützen unsere Haut vor schädlichen Einflüssen und sorgen für genug Feuchtigkeit – sie sind also der Schlüssel für eine gesunde und gepflegte Haut und somit unerlässlich in der Hautpflege-Routine. Trotz ihrer wichtigen Funktion gehören Ceramide eher zu den unbekannteren Wirkstoffen. STYLEBOOK fasst alle wichtigen Punkte zusammen: Welcher Hauttyp profitiert am meisten und welche weiteren Vorteile – neben Anti-Aging – bieten Ceramide?
Retinol, Vitamin C, Hyaluronsäure: Die Liste der Geheimwaffen aller essenziellen Inhaltsstoffen unserer Hautpflegeprodukte ist unendlich lang, vielfältig und wächst stetig. Uns sind fast alle Mittel recht, das einzige Ziel vor Augen: ein gesundes, strahlendes und reines Hautbild. Die Grundlage dafür setzt eine solide Hautgesundheit voraus. Und genau hier kommen Ceramide ins Spiel.
Übersicht
Was sind Ceramide?
Ceramide sind natürliche Bestandteile unserer Haut. Sie sind eine Untergruppe der Lipide und setzen sich jeweils aus einem Fettsäure-Molekül und einem ungesättigten Aminoalkohol zusammen. Gemeinsam mit anderen Hauptbestandteilen kommen sie in der obersten Hautschicht – auch Hornschicht genannt – vor und bilden dort Doppellipidschichten. Die Funktionen der Ceramide bestehen darin, die natürliche Schutzbarriere zu erhalten und aufzubauen, Irritationen zu vermeiden und den Feuchtigkeitshaushalt der Haut aufrechtzuerhalten. Zusammengefasst fungieren sie als zentrales Schutzschild der Haut und zählen zu den essenziellen Anti-Aging-Wirkstoffen. Aufgrund ihrer Zusammensetzung sind Ceramide sowohl „hydrophil“, als auch „lipophil“. Das bedeutet: Sie verbinden sich sowohl gut mit Wasser als auch mit Fetten.
Darum sollte man Cremes und Seren mit Ceramiden verwenden
Ceramide kommen somit bereits in großer Menge in unserer Hautschutzbarriere vor. Wieso sollten wir sie dann noch von außen zuführen? Weil Ceramide einen erheblichen Vorteil haben: Sie können auch im Labor hergestellt werden, um in Form von Seren und Cremes in die eigene Pflegeroutine mit aufgenommen zu werden. Denn während eine junge Haut ständig neue Ceramide bildet, lässt die Bildung bei älterer Haut schleichend nach. Diesen Prozess kennen wir beispielsweise auch von der Kollagenbildung.
„Obwohl unser Körper permanent neue Ceramide bildet, um die Schutzfunktion aufrechtzuerhalten, nimmt der natürliche Ceramidspiegel der Haut im Laufe der Zeit deutlich ab. Mit Anfang 30 haben sich etwa 40 Prozent der Ceramide in unserer Haut abgebaut und mit Anfang 40 sind es bereits um die 60 Prozent“, so Haut-Expertin Derendorf. Durch diesen Verlust wird die Haut dünner und verliert an Elastizität, was zu Linien und Fältchen führt. Zudem trocknet die Haut schneller aus, erscheint fahl, matt und schuppig.
Ein sinkender Ceramidspiegel ist eine natürliche Begleiterscheinung des Alterns, den man nicht komplett aufhalten kann. Dennoch haben wir Einfluss auf einige Stressfaktoren, die den Ceramidspiegel beeinträchtigen.
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Vorteile von Ceramiden
- Stärken die Hautbarriere
- Erhalten die Feuchtigkeit der Haut
- Sorgen für geschmeidige Haut
- Helfen gegen trockene Stellen
- Die Faltenbildung wird verlangsamt
- Wirken Rötungen entgegen
- Fördern die Hauterneuerung
Daran merken Sie, dass Ihrer Haut Ceramide fehlen
Auch Hautkrankheiten wie Neurodermitis, Akne oder Schuppenflechte können auf einen erheblichen Ceramid-Mangel zurückführen. Ebenso wie die schnelle Hautalterung und die rapide Faltenbildung. Demnach helfen Hautpflegeprodukte mit Ceramiden dabei, das Erscheinungsbild von Falten zu minimieren und die Hautstruktur insgesamt zu verbessern. Cremes, Seren oder Reinigungsgels mit Ceramiden bieten eine gute Ergänzung von außen, um die Haut weiterhin mit den geschätzten Lipiden zu nähren. Sie verleihen der müden Haut einen strahlenden Teint und eine ordentliche Portion Geschmeidigkeit. Jedoch gilt dies nicht ausschließlich für ältere Haut: Da Ceramide für eine gesunde Hautfunktion absolut unerlässlich sind, profitiert jede Haut von ihnen. Sie verdienen sich somit zu Recht einen ehrenwerten Platz in unserer Routine. Den größten Effekt erzielt trockene oder sensible Haut durch den Einsatz der Ceramide.
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Welche Ceramide gibt es?
Unsere Hautschutzbarriere besteht aus 9 verschiedenen Ceramid-Arten, die sich hinsichtlich ihrer Struktur voneinander unterscheiden.
- Ceramide 1 – EOS
- Ceramide 2 – NS
- Ceramide 3 – NP
- Ceramide 4 – EOH
- Ceramide 5 – AS
- Ceramide 6 – AP
- Ceramide 7 – AH
- Ceramide 8 – NH
- Ceramide 9 – EOP
Gibt es Nebenwirkungen?
Nicht alle Wirkstoffe können leichtsinnig und ohne Bedenken genutzt werden. An Retinol muss die Haut beispielsweise langsam herangeführt werden. Doch wie sieht das bei Ceramiden aus? Sind Cremes und Seren mi dem Wirkstoff sicher für die Haut? Ja, Ceramide können einfach angewendet werden und eignen sich als hauteigener Wirkstoff auch sehr gut, um empfindliche Haut zu behandeln. Wie so oft, kommt es allerdings auch auf die Begleitstoffe in den Produkten an. Daher sollten die Inhaltsstoffe der Produkte vor jeder Anwendung sorgfältig geprüft werden.
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Tipps, um die Hautbarriere zu schützen
1. Vermeiden Sie starke Temperaturschwankungen und übermäßige Sonneneinstrahlung.
2. Benutzen Sie täglich ausreichend Sonnenschutz.
3. Vorsicht ist geboten bei vermehrtem Einsatz von Peelings und aggressiven Reinigungsprodukten, die Duftstoffe, ätherische Öle und Alkohol enthalten und dadurch das pH-Gleichgewicht der Haut stören. Nutzen Sie möglichst hautidentische Kosmetikprodukte.
4. Verzichten Sie bei gereizter Haut unbedingt komplett auf Peelings und alkoholhaltige Produkte.
5. Achten Sie auf sich! Auch psychische Belastung sowie eine ungesunde oder zu einseitigen Ernährung kann sich auf die Gesundheit unserer Haut auswirken und sie aus der Balance bringen.
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Weitere Anwendungsbereiche
Ceramide haben sich nicht nur in der Gesichtspflege bewiesen, sondern mittlerweile auch in anderen kosmetischen Bereichen: Viele Shampoos, Deodorants und Make-ups enthalten heute den Power-Wirkstoff, um die entsprechend sensible Hautbarriere gesund zu halten.
Um die Haut auch von innen zu nähren und zu schützen, empfiehlt es sich auch Lebensmittel mit einem hohen Ceramid-Gehalt in die Ernährung zu integrieren. Das sorgt wiederum für die Stärkung der gesunden Zellen. Lebensmittel wie Eier, Sojabohnen, Spinat, brauner Reis oder Süßkartoffeln enthalten viele Ceramide, ebenso Lebensmittel, die reich an Omega-3 und Omega-6-Fettsäuren sind. Hierzu zählen beispielsweise fetter Fisch und Leinsamen. Grundsätzlich ist zu beachten, dass die Menge, die man über Lebensmittel aufnimmt, zu gering ist, um einen gezielten und offensichtlichen Anti-Aging-Effekt zu erreichen. Eine effektive Alternative können Ceramide-Kapseln sein.
Produktempfehlungen aus der Redaktion:
High-Dose 3% Ceramide Treatment von Theramid, ca. 35 Euro
Clinical Ceramide-Enriched Nachtcreme von Paula’s Choice, ca. 66 Euro
Ceramidin Creme von Dr.Jart+, ca. 14 Euro
Quellen
- mit fachlicher Beratung von Dr. Stefanie Derendorf und Dr. Alexandra Michaelis, Fachärztinnen für Dermatologie und Venerologie, Praxis Dermatologie am St. Anna Platz in München
- Lexikon der Biologie: Ceramide, Spektrum