3. Oktober 2022, 16:06 Uhr | Lesezeit: 3 Minuten
Fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Kefir gelten als supergesund. Aber nicht nur im Food-Bereich, auch in Sachen Non-Food finden fermentierte Kräuter und Pflanzen immer mehr Beachtung. Was genau sich dahinter verbirgt und wie sie wirken – STYLEBOOK sprach mit der Dermatologin Dr. Yael Adler über den vermeintlichen Beauty-Booster.
„Es ist erwiesen, dass sich fermentierte Lebensmittel, sofern unerhitzt, wegen ihres hohen Gehalts an Vitaminen und Mineralien sowie wertvollen Bakterien positiv auf die Mikronährstoffversorgung des Körpers und die Darmflora auswirken können. Und damit auch auf das Hautbild“, weiß Dr. med. Yael Adler. Diese Idee habe man auf die Kosmetik übertragen. Seitdem werden fermentierte Inhaltsstoffe in Cremes gemischt, frei nach dem Motto: „Was gut als Lebensmittel ist, kann für die Haut nicht schlecht sein“.
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Was genau versteht man unter Fermentation?
„Es bezeichnet die in der Regel milchsaure Vergärung von Lebensmitteln wie Gemüse, Hülsenfrüchte, Getreide oder Milch durch Bakteriengruppen, die natürlicherweise auf den Lebensmitteln ansässig sind“, erklärt die Dermatologin. Dazu zählt milchsauer eingelegtes Gemüse wie eingelegte Gurken, Sauerkraut und Kimchi, aber auch Bier, Sojasoße, Joghurt, Käse und Wein. „In der Kosmetik finden sich meist fermentierte Kräuter und Sojabohnen wieder. Aber auch Gerste, Ginseng und Kürbis können zum Einsatz kommen“, so Dr. med. Yael Adler.
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Was soll fermentierte Kosmetik bewirken?
„Fermentierte Kosmetik verspricht, der Haut Feuchtigkeit zu spenden, Falten zu mindern und die Hautbarriere zu verbessern“, sagt die Dermatologin. Es gibt mittlerweile einige Versuchsreihen dazu. So kamen beispielsweise im Juni 2020 Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass eine Creme mit fermentiertem, schwarzem koreanischem Ginseng nachweislich Augenfältchen reduziert. Zugleich hatte die Textur auch einen bleichenden Effekt. „Der ist vor allem in asiatischen Ländern wie Korea sehr erwünscht“, sagt Dr. med. Yael Adler. Auch Produkte mit dem Getreide „Sorghum Bicolor“, auch Mohrenhirse genannt, sollen die Melanin-Bildung hemmen und ein Bräunen der Haut verhindern.
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„Pflegeprodukte mit fermentierten Inhaltsstoffen wurden bislang überwiegend im Labor getestet. Das ist leider eine große Schwäche vieler Kosmetika“, sagt Dr. med. Yael Adler. Denn: „Nicht immer lassen sich die Erfolge im Labor auf die menschliche Haut übertragen. Es ist jedoch ein kluger und guter Ansatz, denn viele Verbraucher wünschen sich natürliche, unschädliche Inhaltsstoffe in ihren Kosmetika. Das Problem: Um den Alterungsprozess der Haut sichtbar zu verlangsamen, müssten die Wirkstoffe tiefer bis in die Lederhaut eindringen können. Die meisten aber wirken nur oberflächlich.“ Der Rat der Expertin lautet deshalb: „Das Essen fermentierter Lebensmittel ist die effektivere Methode, die Haut von innen zu pflegen.“
Eine uralte und günstige Wunderwaffe gebe es bereits, sagt die Dermatologin: „Essigwasser, also Wasser mit Apfelessig verdünnt. Das Gemisch hilft besonders bei Neurodermitis, Kopfhautjucken und Entzündungen.“
Quellen
- mit fachlicher Beratung von Dr. Yael Adler, Dermatologin aus Berlin
- Studie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32564709/