21. September 2023, 13:13 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Glykolsäure ist aus Hautpflegeprodukten längst nicht mehr wegzudenken. Die Fruchtsäure ist Bestandteil vieler Cremes und Seren und wird auch von Dermatologen und Kosmetikern im Rahmen von professionellen Peelings eingesetzt. Doch was kann der Inhaltsstoff wirklich? STYLEBOOK macht den Check.
Unsere Haut macht im Alltag viel mit: Sonneneinstrahlung, Schmutz, und Schadstoffe in der Luft sind nur ein paar der Dinge, die sich tagtäglich im Gesicht absetzen. Umso wichtiger ist es deshalb, die Haut ausgiebig zu pflegen. Eine sanfte, exfolierende Pflege verspricht dabei Glykolsäure. STYLEBOOK hat beim Dermatologen Dr. Timm Golüke nachgefragt, was hinter dem Wirkstoff steckt und was man bei seiner Anwendung beachten sollte.
Übersicht
Was ist Glykolsäure?
„Glykolsäure ist ein klassischer Wirkstoff, der exfolierend wirkt und ganz sanft die oberste Hautschicht ablöst“, weiß Dr. Timm Golüke. Bei Glykolsäure handelt es sich genauer um eine natürlich vorkommende Alpha-Hydroxysäure (auch AHA genannt). Als heiliger Gral in der Gesichtspflege angesehen, ist der Wirkstoff in vielen Hautpflegeprodukten enthalten. Die farblose, kristalline Verbindung wird oftmals aus Zuckerrohr oder Rüben gewonnen. Die enthaltene Saccharose wird dabei während der Fermentation in Glykolsäure umgewandelt. Im Vergleich zu anderen Fruchtsäuren weist sie eine sehr kleine Molekularstruktur auf und kann so leichter in tiefere Hautschichten eindringen.
Wie wird Glykolsäure verwendet?
Die Anwendung von Glykolsäure in der Hautpflege ist sehr vielseitig. So kann sie in Seren, Cremes und Reinigungsmasken enthalten sein. Allerdings wird Glykolsäure auch häufig als Bestandteil von chemischen Peelings verwendet. Diese trägt man auf die Haut auf, wo sie eine kurze Zeit einwirken können. Im Anschluss wird die Glykolsäure wieder abgespült oder neutralisiert.
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Zugeschriebene Wirkung von Glykolsäure
Glykolsäure bei trockener und unreiner Haut
Grundsätzlich findet Glykolsäure Verwendung in der Entfernung von abgestorbenen Hautschüppchen. Das geschieht, indem die Säure Proteinverbindungen aufbricht. Dadurch wird die äußerste Hautschicht sanft entfernt. Die Zellerneuerung wird dadurch beschleunigt und die obere Schicht geglättet. Da die Fruchtsäure gleichzeitig überschüssigen Talg aus der Haut zieht, lässt sie sich gut gegen Pickel, Mitesser und verstopfte Poren einsetzen. Auch Anzeichen von Unreinheiten oder Akne, wie etwa Pickelmale und Rötungen, können dank der Fruchtsäure verblassen. Weitere Hautprobleme wie Schuppenflechte lassen sich mithilfe von Glykolsäure beheben. Außerdem kurbelt sie den Heilungsprozess bei Entzündungen an.
Glykolsäure gegen Hautalterung
Glykolsäure stellt sich zudem als wirksames Anti-Aging-Mittel heraus. Da sie aufgrund ihrer molekularen Struktur tief in die Hautschichten eindringen kann, kann sie die Festigkeit und Elastizität der Haut positiv beeinflussen. Fältchen lassen sich somit auffüllen, feine Linien wirken geglättet. Das Ergebnis ist ein ebenmäßiges, glattes Hautbild mit einem gesunden, strahlenden Glow!
Risiken bei der Anwendung
Grundlegend handelt es sich bei Glykolsäure um einen sicheren Inhaltsstoff, dessen exfolierende Wirkung sehr sanft zur Haut ist. Einst vor allem für fettige und zu Akne neigender Haut konzipiert, ist sie für alle Hauttypen geeignet. Dennoch handelt es sich um eine Fruchtsäure, die bei empfindlicher Haut kribbeln oder brennen kann. Wenn Sie verletzte oder gereizte Hautstellen haben, sollten Sie diese bei der Anwendung aussparen. Obendrein sollte man beachten, dass die Haut unmittelbar nach der Anwendung von Glykolsäure ein wenig sensibel sein kann – schließlich wurde gerade die oberste Hautschicht abgetragen. Dementsprechend sollten Sie direkt im Anschluss direkte Sonneneinstrahlung vermeiden und die Haut gut mit Feuchtigkeit versorgen. Wichtig: Tragen Sie bitte am nächsten Tag unbedingt Sonnenschutz auf!
Experteneinschätzung
Dr. Golüke empfindet Glykolsäure als einen sehr klassischen Wirkstoff, dem hauptsächlich positive Eigenschaften zuzuordnen sind: „Sie kann Pigmenten entgegenwirken und ist gut bei Hautunreinheiten. Es handelt sich um einen sicher eingesetzten Wirkstoff.“ Dennoch gibt es Personengruppen, die bei der Verwendung der Fruchtsäure aufpassen sollten: „Ich empfehle lediglich bei empfindlicher Haut oder Rosazea ein wenig vorsichtig zu sein.“
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Das sagt der Verbraucherschutz
Glykolsäure gilt als sicherer Wirkstoff, solange die in einem Produkt enthaltenen Konzentration nicht zu hoch ist. Das bedeutet, dass Hautpflegeprodukte, die man zu Hause verwendet, eine Glykolsäure-Konzentration von etwa 4 bis 10 Prozent beinhalten dürfen. Lässt man ein professionelles Peeling beim Dermatologen oder der Kosmetikerin durchführen, kann die Konzentration mehr als 20 Prozent betragen.
Quellen
- mit fachlicher Beratung von Dr. Timm Golüke, Dermatologe aus München
- Alpha-hydroxyacids and carboxylic acids, Journal of Cosmetic Dermatology