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Hautexpertin klärt auf

Hormonelle Akne erkennen und richtig behandeln

Hormonelle Akne kann im Erwachsenenalter auch psychisch ziemlich belastend sein
Hormonelle Akne kann im Erwachsenenalter auch psychisch ziemlich belastend sein Foto: Getty Images

8. Juli 2024, 12:00 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten

Mitesser, Pusteln, Papeln, Zysten oder sogar schmerzhafte Abszesse: Unter Akne leiden nicht nur Teenager, sondern bis zu 50 Prozent aller Frauen im Erwachsenenalter. Grund hierfür sind oft Hormonschwankungen während Schwangerschaften, in den Wechseljahren oder in bestimmten Phasen innerhalb des weiblichen Zyklus. Doch wie wird die hormonell bedingte Akne erkannt? Und noch viel wichtiger: Wie wird das Hautbild nachhaltig verbessert? STYLEBOOK hat mit der Ärztin für Ästhetische Medizin und Hautexpertin Dr. Urselmann über die Effekte von Ernährung, Lifestyle, der richtigen Hautpflege und speziellen Wirkstoffen bei hormoneller Akne gesprochen.

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Doch zuerst: Was versteht man unter dem Begriff „hormonelle Akne“? Unter hormoneller Akne werden Mitesser, Pusteln, Papeln (kleine Knötchen), manchmal auch Zysten, die tiefer unter der Haut liegen, bis hin zu schmerzhaften Abszessen beschrieben, die unter Hormonschwankungen auftreten. Typischerweise erscheinen diese Symptome im Teenageralter, aber leider auch im späteren Alter. „Dann spricht man von der Akne tarda, die bei Hormonschwankungen vor der Periode sowie während der Einnahme oder nach dem Absetzen der Anti-Babypille auftreten kann. Auch während oder in Folge einer Schwangerschaft und in den Wechseljahren können Frauen unter hormoneller Akne leiden – also immer, wenn eine hormonelle Veränderung im Körper stattfindet“, erklärt Dr. Urselmann und warnt: Hinter hormoneller Akne kann sich in Kombination mit weiteren Symptomen wie unregelmäßigem Zyklus, Haarausfall oder unerfülltem Kinderwunsch auch das Polyzystische Ovarialsyndrom (PCOS) verstecken. 

Was sind die Symptome von hormoneller Akne?

Im Erwachsenenalter tritt hormonelle Akne eher im unteren Gesichtsbereich auf: also am Kinn, an der Kinnlinie und oft auch am Hals oder am Rücken sowie manchmal auch an den Oberarmen. Im Vergleich dazu ist die Akne im Teenageralter eher an der T-Zone im Gesicht lokalisiert.  

Auch im Hinblick auf den weiblichen Zyklusverlauf lässt sich hormonelle Akne erkennen. So tritt ein verschlechtertes Hautbild meistens kurz vor der Periode auf. Warum? „Weil zu diesem Zeitpunkt die Hormone Östrogen und Progesteron sinken“, erläutert Expertin Urselmann. „Dadurch überwiegen gleichzeitig die männlichen Hormone, wie das Testosteron. Das Sexualhormon regt die Talgdrüsen zu vermehrter Produktion an und erhöht die Gefahr der Aknebildung.“ Die Hautexpertin rät, die Hormonwerte beim Frauenarzt testen zu lassen – auch um eine mögliche Erkrankung wie PCOS auszuschließen. Denn das hormonelle Ungleichgewicht muss behandelt werden. 

Wie können Lifestyle und Ernährung gegen Akne helfen?

Menschen, die unter hormoneller Akne leiden, sollten sich weitestgehend zucker- und kohlenhydratarm ernähren. Denn vor allem Zucker und raffinierte Kohlenhydrate sorgen dafür, dass der Körper das Hormon Insulin ausschüttet. Und Insulin kurbelt wiederum die Produktion von Testosteron an – und folglich die Talgproduktion. Das Ergebnis: Neue Pickel und Mitesser sprießen. Auch Milchprodukte und bestimmte Fette wie (Schweine-)Schmalz, Palmfett, Sonnenblumenöl oder Distelöl wirken entzündungsfördernd und sind Trigger für Unreinheiten. Testen Sie mit der Auslassdiät am besten selbst, wie sich bestimmte Lebensmittel auf Ihr Hautbild auswirken. Verzichten Sie zum Beispiel mehrere Monate auf Kuhmilch und bewerten Sie das Ergebnis Ihrer Haut mithilfe eines Ernährung-Symptom-Tagebuchs. Versuchen Sie zudem, Stress zu reduzieren. Denn auch das Stresshormon Cortisol befeuert Akne. 

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Als Nahrungsergänzungsmittel empfiehlt Dr. Urselmann Omega-3-Säuren, Zink und Vitamin A als Vorstufe von Isotretinoin oder als schwächere Vorstufe von Retinol zur Hemmung der Talgproduktion. „Zink wirkt wie ein natürliches Anti-Testosteron-Mittel und Omega-3 noch zusätzlich als Antioxidans“, so Urselmann. Dabei finden sich hochwertige Omega-3-Fettsäuren auch in der Nahrung wieder: in Lein- oder Hanföl sowie im fetten Fisch wie Lachs, Hering oder Makrele. 

Welche Wirkstoffe helfen gegen hormonelle Akne? 

Es gibt eine Vielzahl an Mittelchen, die bei Pickeln gerne empfohlen werden. Teebaumöl soll auf der Haut desinfizierend wirken. Das Trinken von viel grünem Tee – vor allem Matcha – wirkt antioxidativ und hat stark entzündungshemmende Inhaltsstoffe, wie die Catechine (EGCG) und hilft auch bei Akne. Dasselbe gilt für Kurkuma und Maca, die als Pulver gegessen, getrunken oder auch lokal auf der Haut als Maske aufgetragen werden können. Mit medizinischer Kosmetik kann das Hautbild oft deutlich verbessert werden. Bei hormoneller Akne helfen vor allem regelmäßige Peelings und Ausreinigungen. Besonders effektive Wirkstoffe sind dabei Salicylsäure oder auch Fruchtsäuren wie AHA und BHA sowie Retinol-Produkte. „Natürlich ist hierfür eine individuelle Beratung wichtig“, laut Dr. Urselmann, die im gleichen Atemzug erklärt: „Diese Mittel werden lokal angewendet, wirken also topisch, bekämpfen aber nicht die Ursachen von hormoneller Akne. Denn das Hauptproblem ist und bleibt das Zuviel an Testosteron.“  

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Deshalb kommt oft die antiandrogene Therapie in Betracht, die eine hemmende Wirkung auf männliche Sexualhormone hat. „Hier kann man das Spironolacton nehmen, ein Medikament, das eigentlich zur Behandlung von Bluthochdruck zum Einsatz kommt, aber auch als Androgen-Blocker wirkt und die Produktion männlicher Sexualhormone schwächt. Ein anderer Weg ist, die Anti-Babypille zu verschreiben, um dadurch einen regelmäßigen Zyklus ohne hormonelle Schwankungen zu erhalten. Eine weitere Möglichkeit ist Isotretinoin (13-cis-Retinsäure). Dieser Stoff hemmt die Talgproduktion. Bei allen drei Therapieansätzen treten aber häufig Nebenwirkungen auf“, warnt Dr. Urselmann. Dazu zählen: trockene Haut, Entzündungen, Schuppungen, Rötungen und Ausschlag sowie Leberfunktionsstörungen, Kopfschmerzen und leichte Depressionen, vor allem bei Isotretinoin. Dennoch gelten diese drei Therapie-Ansätze am erfolgversprechendsten in der Bekämpfung hormoneller Akne. Deshalb gilt: Erst aufklären lassen und dann Nutzen und Nebenwirkungen der Behandlung abwägen.

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Besondere Vorsicht gilt bei Frauen im gebärfähigen Alter. Sie sollten vor allem bei Kinderwunsch auf keinen Fall Isotretinoin nehmen. Denn der Wirkstoff gilt Studien zufolge als fruchtschädigend. Frauen in den Wechseljahren profitieren hingegen von bioidentischen Hormonen, um die Schwankungen im Zyklus zu stabilisieren. 

Wie schnell können Frauen bei einer Behandlung Ergebnisse sehen?

Bei einer professionellen Behandlung mit Medikamenten werden relativ schnell erste Ergebnisse sichtbar, nach etwa einem bis fünf Monaten, so Dr. Urselmann. „Wenn aber rein mit kosmetischen Mitteln behandelt wird, wird den Patientinnen mehr Geduld abverlangt. Hier warten die Erfolge bis zu neun Monate auf sich. Zudem bleibt bei der rein kosmetischen Behandlung auch die Ursache weiterhin bestehen und somit kann es nie zu einer 100-prozentigen Verbesserung kommen“, betont die Expertin erneut.

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Was sind die schlimmsten Fehler bei einer Akne-Therapie?

Neben den vielen Behandlungsmöglichkeiten, gibt es genauso viele Fehler, die vor allem bei der Eigentherapie von Akne auftreten können. Der größte Fehler laut Dr. Urselmann: „Auf eigene Faust behandeln und am Ende die falschen Produkte nutzen. Das passiert erfahrungsgemäß sehr, sehr häufig. Denn viele Frauen kennen ihren Hauttyp nicht und nehmen tatsächlich sehr oft Produkte, die eher für Teenager geeignet sind. Diese Produkte trocknen in der Regel viel zu stark aus und verschlimmern letztlich das ganze Hautbild“, warnt Urselmann. Ein weiteres Problem bei der Eigenbehandlung von hormoneller Akne ist die Verwendung von zu vielen unterschiedlichen und zu fettigen Produkten. Ein häufiger Wechsel von Wirkstoffen führt oftmals zu neuen Hautproblemen, wie etwa einer perioralen Dermatitis (Mundrose). „Auch selbst herumdrücken ist keine gute Idee, denn dann entstehen zusätzlich noch unschöne Aknenarben“, und deshalb rät die Expertin, hormonelle Akne nur unter ärztlicher Aufsicht behandeln zu lassen. 

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