28. Oktober 2024, 15:37 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Die einen lassen sich damit die Lippen auf- oder Falten unterspritzen, andere cremen sich damit das Gesicht ein oder schlucken es als Ampullen-Kur: die Rede ist von Hyaluronsäure. STYLEBOOK erklärt, was das vermeintliche Beauty-Wundermittel wirklich kann.
Ein straffes Gesicht und trotzdem noch die Stirn runzeln können? Das geht nach einer Botoxbehandlung – jahrelang der Faltenkiller Nummer 1 – nur noch bedingt. Deshalb setzt die Kosmetikindustrie mittlerweile vermehrt auf Hyaluronsäure. Das „Wundermittel“ soll aber nicht nur für glattere Haut sorgen, es kann auch noch mehr.
Übersicht
Was ist Hyaluronsäure?
Hyaluronsäure, auch einfach Hyaluron genannt, ist eigentlich eine körpereigene Flüssigkeit. Die Münchner Dermatologin Dr. Miriam Rehbein erklärt: „Bei Hyaluronsäure handelt es sich um einen Hauptbestandteil des menschlichen Bindegewebes. Sie kann große Mengen Wasser binden, weshalb sie mitentscheidend für den Feuchtigkeitsgehalt unserer Haut ist.“ Mit dem Alter jedoch verringert sich die Produktion körpereigener Hyaluronsäure – die Haut büßt an Straffheit ein, Fältchen werden sichtbarer. Wer hier nachhelfen möchte, der kann auf Hyaluron aus dem Labor zurückgreifen.
Hyaluronsäure wird entweder aus Hahnenkämmen gewonnen oder biotechnologisch aus Streptokokken-Kulturen extrahiert. Bereits in den späten 1990er-Jahren entwickelten Forschende ein Verfahren, das die Herstellung von Hyaluronsäure durch bakterielle Fermentation ermöglicht. Diese biotechnologisch gewonnene Hyaluronsäure ist deutlich reiner als die tierische und birgt dadurch ein geringeres gesundheitliches Risiko. Dennoch bleibt die tierische Quelle (z. B. anhand von Schlachtabfällen) aufgrund der höheren Kosten der fermentierten Variante auch heute noch eine bedeutende Ressource für die Gewinnung von Hyaluronsäure. Sollten Sie dies aus ökologischen und/oder ethischen Gründen nicht wollen, dann bitte vermehrt auf das „vegan“-Siegel achten.
Zugeschriebene Wirkung von Hyaluronsäure
Durch seine wasserbindenden Eigenschaften polstert Hyaluron die Zellen auf, wie Dr. Rehbein bestätigt. „Vor allem im Bindegewebe zeigen sich nach der Behandlung mit Hyaluronsäure optische Resultate. Die Haut im Gesicht wirkt unter anderem praller, kleinere Fältchen werden durch den Aufpolster-Effekt geglättet“, so die Dermatologin. Ähnlich wie die körpereigene Hyaluronsäure wird auch die künstliche Version nach einiger Zeit vom Körper abgebaut. „Je nach Körperstelle und Menge des Hyalurons kann das sechs bis 18 Monate dauern“, so die Expertin.
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Anwendungsgebiete von Hyaluronsäure
Dass Hyaluron den Zeichen der Hautalterung entgegenwirkt, ist schon lange kein Geheimnis mehr, auch Hollywood-Stars schwören auf den Sofort-Effekt von gespritztem Hyaluron. Doch auch Cremes und oral eingenommene Kapseln können dabei helfen, die körpereigene Hyaluronproduktion anzukurbeln.
Hyaluron in Cremes
In Augencremes ist Hyaluron fester Bestandteil, denn die feinen Fältchen um die Augen entstehen häufig durch mangelnde Feuchtigkeit. Durch den Zusatz wird mehr Wasser an der betroffenen Stelle gebunden, in der Folge wirkt die Haut straffer. Auch Seren oder Masken sorgen für einen Sofort-Effekt und sind für relativ wenig Geld in der Drogerie erhältlich. Qualitative Unterschiede gibt es nicht, allerdings ist die Konzentration in frei verkäuflichen Produkten deutlich niedriger als in einer Hyaluronspritze.
Hyaluron als Serum
Lassen Sie uns über die Testergebnisse von „Ökotest“ sprechen. Von 25 getesteten Hyaluron-Seren geben 13 auf der Verpackung ein Anti-Aging-Versprechen an. Die Tester haben daher Nachweise angefordert. Das Resultat: Nur vier Hersteller konnten umfassende, produktbezogene Studien vorlegen.
Aber es gibt auch hier einen Haken: Selbst diese Studien belegen aus der Sicht von „Ökotest“ keinen nennenswerten Vorteil der getesteten Hyaluron-Seren im Vergleich zu herkömmlichen, oft deutlich günstigeren Produkten. Auch einfache Pflegecremes, die die Haut mit Feuchtigkeit versorgen, zeigen einen kurzfristigen Effekt. Zudem akzeptierten sie keine Nachweise, die lediglich die Wirkung der Hyaluronsäure selbst beschreiben, da sie im fertigen Kosmetikprodukt nur einen geringen Anteil ausmacht. Die Wirkung muss für die gesamte Rezeptur nachgewiesen werden. Was leider bei keinem Produkt der Fall war!
Hyaluron als Nahrungsergänzungsmittel
Auch als Kapsel zum Schlucken gibt es Hyaluronsäure, die Wirkung dabei ist eher ganzheitlich zu sehen. Nicht nur die Haut und das Bindegewebe werden mit dem Stoff versorgt, sondern auch die Gelenke. Mindestens drei Monate sollte man das Präparat mit rund 200 bis 500 mg pro Tag laut Herstellern schlucken, bis erste Ergebnisse im Hautbild sichtbar sein könnten. Dr. Rehbein sieht die Wirksamkeit der Nahrungsergänzungsmittel hingegen eher skeptisch: Da es sich bei Hyaluron um ein Polysaccharid (Mehrfachzucker) handle, würde die Hyaluronsäure vom Körper ebenso wie ein Zuckermolekül verwertet und abgebaut.
Hyaluronsäure spritzen lassen
Die gelartige Textur von Hyaluron eignet sich ideal, um die Haut zu modellieren. Besonders beliebt ist das Aufspritzen von Lippen – je nach Bedarf verwendet man zwischen 0,5 und 2 Milliliter Hyaluronsäure zum Vergrößern. Auch die Nasolabialfalte und Falten um die Augen können unterspritzt werden, um weniger tief zu wirken, wie Dr. Rehbein erklärt. Im Gegensatz zu Cremes arbeitet man beim Unterspritzen mit purem Hyaluron, sodass der Effekt nicht nur sofort sichtbar, sondern auch langfristiger ist. Eine Behandlung mit Hyaluronsäure kostet – je nach verwendeter Menge – ab 300 Euro, wie die Fachärztin erklärt.
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Mögliche Risiken einer Hyaluronsäure-Injektion
Da es sich bei einer Hyaluron-Injektion um einen invasiven Eingriff handelt, können theoretisch immer Nebenwirkungen auftreten. Möglich seien Blutergüsse oder leichte Schwellungen, die jedoch zügig wieder vergehen würden. Auch eine allergische Reaktion sei nicht auszuschließen, wenngleich sie laut Aussage der Dermatologin fast nie auftritt. In jedem Fall sei es wichtig, dass die Behandlung von einem erfahrenen und seriösen Schönheits-Chirurgen durchgeführt wird, der vorab abwägt und über die Risiken aufklärt.
Experteneinschätzung
Hyaluronsäure ist in der Hautpflege ein sehr beliebter Bestandteil von Kosmetika. Ob sie in der oberflächlichen Anwendung ein wahres Anti-Aging-Wunder ist, ist jedoch fraglich. Dr. Rehbein erklärt zudem, dass das in Cremes enthaltene Hyaluron nicht wirklich in die Haut eindringen könne, da das Molekül zu groß für die Poren sei. „Es gibt zwar einen aufpolsternden Effekt von Hyaluron-Cremes für die Haut, doch der ist eher kurzzeitig“, resümiert die Fachärztin. Dennoch sei Hyaluronsäure in Cremes und Seren zumindest schon einmal nicht schädlich. So versorgt sie die Haut dennoch mit Feuchtigkeit und kann zur Verbesserung der Hautstruktur beitragen.
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Das sagt der Verbraucherschutz
Bei der Anwendung von Hyaluronsäure unterscheidet die Verbraucherzentrale zwischen den verschiedenen Möglichkeiten, diese einzunehmen. Betrachtet man den Wirkstoff als Nahrungsergänzungsmittel, so ist es nicht nachgewiesen, dass er zum Erhalt der Hautfeuchtigkeit beiträgt. Entsprechende Werbeversprechen sind für Nahrungsergänzungsmittel deshalb verboten. Und auch Stiftung Warentest meint: Bei Hyaluronsäure in Cremes sollte man lieber nicht zu viel erwarten. Oberflächlich könne diese nämlich lange nicht so gut wirken, wie als Injektion.