18. Mai 2024, 8:23 Uhr | Lesezeit: 6 Minuten
Dass einem bei Hitze mal die Schweißperlen auf der Stirn stehen, ist normal. Manche Menschen jedoch schwitzen am Kopf und im Gesicht ganz besonders stark, und zwar relativ unabhängig von den Temperaturen. STYLEBOOK hat mit einer Expertin über die sogenannte „Hyperhidrose facialis“ gesprochen und erklärt, wie sich Betroffene helfen können.
Übersicht
Wann ist Schwitzen krankhaft?
Schwitzen ist normal und gesund, auf diese Weise beugt der Körper einer Überhitzung vor. Starke Schweißausbrüche jedoch können unangenehm sein und die Lebensqualität einschränken, wenn sie immer wieder unvermittelt auftreten. So geht es Menschen, die an einer Hyperhidrose leiden. Konzentriert sich das übermäßige Schwitzen auf den Kopf, spricht man von Hyperhidrose facialis.
Zwei Formen der Hyperhidrose facialis
„Zuerst muss man feststellen, welche Ursachen dieses vermehrte Schwitzen hat“, sagt Dr. Uta Schlossberger, Hautärztin in Köln. Es gibt zwei Ausprägungen der Hyperhidrose: die primäre und die sekundäre Hyperhidrose.
Bei der primären Hyperhidrose (facialis) ist das Schwitzen die Erkrankung, ihr liegen keine anderen körperlichen Ursachen zugrunde. In der Regel sind Patienten also ansonsten gesund. Das starke Schwitzen am Kopf und im Gesicht tritt scheinbar unvermittelt auf. Schweißtreibende Umstände (z. B. Stresssituationen, Hitze, körperliche Anstrengung oder scharfes Essen) können die Symptome aber verschlimmern. Auch Medikamente können ein Auslöser sein.
Die sekundäre Hyperhidrose facialis zeigt sich dagegen als Symptom anderer Krankheiten. Hierzu zählen Angst- und Panikstörungen, neurologischen Beeinträchtigungen oder Störungen des Hormonhaushaltes. Es ist wichtig, medizinisch abklären zu lassen, wo genau die Ursachen für das starke Schwitzen liegen. Eine rein symptomatische Behandlung ist nur wenig nachhaltig.
Kann man Hyperhidrose facialis vorbeugen?
„Ein Vorbeugen ist nicht möglich, außer man würde gar nicht mehr schwitzen“, so die Dermatologin. Jedoch können Sie den Symptomen der primären Variante der Hyperhidrose facialis vorbeugen. Vermeiden Sie dazu zu große Anstrengung, besonders bei hohen Temperaturen, greifen Sie zu weniger intensiven Gewürzen und gehen Sie achtsam mit sich und Ihrem Körper um. Achten Sie auf gesunden Schlaf und bauen Sie Entspannungsübungen in Ihren Tag ein. Versuchen Sie es zum Beispiel mit Meditation oder speziellen Achtsamkeitsübungen, um den täglichen Stress zu reduzieren. Diese können Sie auch in einer kurzen Arbeitspause unterbringen.
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Kopfschwitzen behandeln
Viele Betroffene schämen sich dafür, dass man ihnen ihre Neigung zu starkem Schwitzen am Kopf ansieht. Doch ausgerechnet Shampoo gegen fettiges Haar kann den gegenteiligen Effekt erzielen. Es greift die bereits strapazierte Kopfhaut an, die als Reaktion nur noch mehr Fett produziert. Der gleiche Teufelskreis droht durch zu häufige, aggressive Haarwäschen.
Sanftes Shampoo und spezielle Antitranspirante können Abhilfe schaffen
Verwenden Sie ein sanftes Shampoo, das die Haare reinigt und dabei die Kopfhaut nicht austrocknet. Spezielle Antitranspirante, die die Schweißdrüsen verengen, sollen außerdem helfen, die Schweißbildung auch auf Dauer zu regulieren. Derartige Deos für den Kopf gibt es in verschiedenen Formen, beispielsweise als Schaum, als Tropfen oder als Roll-on. Die meisten dieser Produkte müssen über einen längeren Zeitraum regelmäßig angewandt werden, um ihr volles Wirkpotential zu entfalten.
Botox kann helfen, wenn der Kopf schwitzt
Wenn das nichts hilft, gibt es eine intensivere Möglichkeit gegen Hyperhidrose facialis vorzugehen: Botox. Das Nervengift wird unter die Haut gespritzt, wo es zu den Schweißdrüsen gelangt und dort gezielt die dorthin geleiteten Nervenimpulse blockiert. Bis zu einem Jahr soll die Behandlung anhalten, danach kann sie wiederholt werden. Auch wenn längerfristige Ruhe vor den Rinnsalen im Gesicht erst einmal gut klingt, sollten Sie die Nachteile nicht außer Acht lassen – jede Behandlung besteht aus rund 150 bis 200 Spritzen, kann also durchaus schmerzhaft sein. Dabei ist Botox als stärkstes Nervengift der Welt auch nicht ungefährlich. Mögliche Komplikationen sind Schwellungen, Blutergüsse, eine Einschränkung der Mimik sowie hängende Augenlider.
Dr. Schlossberger rät zu einer Stufentherapie. Dabei beginne man mit Salbei als Tee oder Bonbons. Die zweite Stufe seien Schwitzstopper in Form von Tüchern oder Roll-ons für das Gesicht. Als dritten Schritt nennt sie Botox und wenn das nichts hilft, sei eine Operation möglich. Hierbei werden Schweißdrüsen entfernt.
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Diese Hausmittel können bei Hyperhidrose facialis helfen
Salbei
Günstiger und weniger schmerzhaft sind natürliche Hausmittel, die bei starker Transpiration helfen sollen. Allen voran: Salbei. Besonders die ätherischen Öle des Salbeis sollen das zentrale Nervensystem regulieren. Das ist für die Steuerung der Schweißdrüsen zuständig und soll so das Schwitzen auf ein normales Level absenken. Den Salbei kann man als frische Blätter sowie als Salbei-Präparate, die es als Tabletten, Kapseln, Tropfen oder Tee in Apotheken gibt, kaufen. Mit einem Salbeiaufguss können die Haare gewaschen werden. Auch etwas Salbeiöl im Shampoo soll davor bewahren, die Kopfhaut auszutrocknen.
Apfelessig
Ein weiterer Tipp ist Apfelessig. Der reguliert den pH-Wert der Haut und hilft, den natürlichen Säureschutzmantel aufrechtzuerhalten. Dazu mischen Sie ein paar Löffel Apfelessig mit warmem Wasser und massieren die Lösung in die Kopfhaut. Nach einer kurzen Einwirkzeit von etwa 30 Minuten waschen Sie die Haare mit lauwarmem Wasser. Ein weiterer Vorteil von Apfelessig: Er bekämpft Bakterien und beugt so unangenehmen Gerüchen vor.
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Ein ausgewogener Lebensstil gebietet dem starken Schwitzen am Kopf und im Gesicht Einhalt
Auch mit einer Ernährungsumstellung können Sie Abhilfe schaffen. Meiden Sie besonders stark oder scharf gewürzte Speisen und Getränke sowie Koffein, Alkohol und Nikotin. Auch die Reduzierung von Übergewicht kann der Hyperhidrose facialis Einhalt gebieten – eine ausgewogene Ernährung und regelmäßiger Sport sind daher weitere Empfehlungen. Trinken Sie außerdem viel Wasser und Tee. Diese sollten nicht zu heiß und nicht zu kalt sein, sodass der Körper damit möglichst wenig Arbeit hat und nicht zusätzlich ins Schwitzen gerät. Das hilft zudem einer Dehydrierung vorzubeugen. Guter Schlaf, Wechselduschen und ein möglichst stressfreier Alltag können außerdem helfen, das Schwitzen einzudämmen.