20. Februar 2024, 17:58 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Aus der ayurvedischen Heilkunst haben wir uns bereits das ein oder andere abgeguckt. Ein Beauty-Wirkstoff, der in Indien zwar schon seit Jahrtausenden verwendet wird, hierzulande jedoch noch als Newcomer am Hautpflege-Himmel gilt, ist Neem. Dieses wird aus einem unscheinbaren Baum gewonnen, überrascht jedoch mit seiner kraftvollen Wirkung auf die Haut. STYLEBOOK hat mit dem Dermatologen Dr. Timm Golüke aus München über den neuen Trend-Wirkstoff gesprochen.
Übersicht
Was ist Neem?
Neem ist ein wirksamer Beauty-Inhaltsstoff, der aus dem gleichnamigen Baum gewonnen wird. Zu finden ist der Neembaum (auch Niembaum) vor allem in Indien, wo der Wirkstoff bereits seit langem Teil der ayurvedischen Medizin ist. Hier machen sich Menschen seit über 2.000 Jahren Pflanzen zunutze, die sich von Natur aus gegen äußere Einflüsse schützen können. Diese sogenannten extremophilen Eigenschaften – also die Fähigkeit, sich an extreme Umweltbedingungen anzupassen – lassen sich auch auf die Hautpflege übertragen. Kein Wunder also, dass der indische Pflanzenwirkstoff auch langsam seinen Weg in unsere liebsten Hautpflegeprodukte findet.
Wie wird Neem angewendet?
Für die Anwendung auf der Haut wird aus dem Neembaum ein Extrakt gewonnen. Dafür verwendet man vor allem die Blätter und Samen der Pflanze verwendet, da in ihnen die wertvollen Wirkstoffe stecken. Das Extrakt lässt sich wiederum zu Öl weiterverarbeiten. Dieses lässt sich entweder in einer verdünnten Form anwenden oder wird zu pflegenden Cremes und Lotionen hinzugegeben. Auch in Shampoos oder Seifen ist Neem öfter enthalten.
Wie wirkt Neem in der Hautpflege?
Neem als natürliches Immunsystem für die Haut
Obwohl der Neembaum als solcher nichts Besonderes ist, ist die Wirkung des Pflanzenstoffs umso effektiver. Das Pflanzenöl legt sich nämlich wie ein Schutzfilm auf die Haut und wirkt hier wie eine Art Immunsystem, indem es das Mikrobiom unterstützt und die Haut so vor Schäden durch äußere Einflüsse schützt. Neem regt dabei hauteigene Regenrerationsmechanismen an und stärkt somit die Hautbarriere. Auf Dauer macht das die Haut widerstandsfähiger, wodurch das Hautbild sich langfristig verbessert.
Neem bei Pickeln und Akne
Besonders von Vorteil ist der Inhaltsstoff für Personen mit zu Pickeln und Akne neigender Haut. Das liegt vor allem an seiner antientzündlichen und antibakteriellen Wirkung. Doch nicht nur gegen Pickel und Akne kann Neem eingesetzt werden, der Inhaltsstoff wirkt zusätzlich anti-fungal und antiviral und kann somit auch vor weiteren Entzündungen oder Ekzemen schützen. Bei Rötungen sowie gereizter Haut hat das Öl eine beruhigende Wirkung, was es zu einem wahren Alleskönner in der Hautpflege macht.
Neemöl als Feuchtigkeitsbooster
Dass Neem ein wahrer Beauty-Allrounder ist, zeigt sich spätestens mit seiner hydratisierenden Wirkung. Denn Neem enthält zusätzlich große Mengen an Vitamin E, welche die Haut mit Feuchtigkeit versorgen. Hiervon kann nicht nur die Haut, sondern auch das Haar profitieren. Neben der Versorgung der Haare mit Feuchtigkeit beugt Neem auch Schuppen vor und lässt die Haare mehr glänzen.
Welche Risiken gibt es bei der Anwendung?
Hinter Neem verbirgt sich sehr wirksamer Inhaltsstoff mit viel Kraft und sollte deshalb nur sparsam auf der Haut angewendet werden. Oftmals reichen geringe Mengen oder verdünnte Formen des Öls aus, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Neemöl ist zudem nur für die topische Anwendung und nicht für den Verzehr geeignet, sonst kann die Heilpflanze für Nebenwirkungen wie Übelkeit und Erbrechen sorgen. Auch Schwangeren und Kindern wird von der Anwendung von Neem abgeraten.
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Experteneinschätzung zu Neem
Dr. Timm Golüke erkennt in Neem einige Vorteile für die Haut: „Neemöl wirkt antientzündlich, sodass es sowohl Ekzeme als auch Akne verbessern kann. Es hat auch geringe antioxidative Eigenschaften, die sich positiv auf die Haut auswirken.“ Der Arzt warnt jedoch auch vor der Anwendung, bei empfindlicher Haut. Außerdem spiele die Wahl des richtigen Öls eine wesentliche Rolle: „Wie immer gilt, dass man bei der Anwendung vorsichtig sein sollte, falls man zu Allergien neigt. Zudem sollte man kein reines Neemöl aus dem Internet bestellen – hier besteht die Gefahr, dass die Konzentration zu hoch ist, oder das Öl doch mit anderen Inhaltsstoffen vermischt wurde, die für den eigenen Hauttypen nicht verträglich sind.“ Besser ist also Neem aus der Apotheke oder der Drogerie.