2. Dezember 2024, 19:04 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Probiotika kennen wir bisher eher aus dem Kühlregal, wo sie uns als Darm-regulierende Milchsäurebakterien etwa im Joghurt vertraut sind. Aber können die kleinen Mikroorganismen ihre gesundheitsfördernde Wirkung nur von innen heraus entfalten oder sind sie zu Recht inzwischen auch in der Hautpflege angekommen? STYLEBOOK hat mit einer Dermatologin gesprochen.
Probiotika sind lebende Mikroorganismen, Bakterien der guten Art mit gesundheitsfördernden Eigenschaften. Sie sind zum Beispiel von Natur aus enthalten in Lebensmitteln wie Sauerkraut, Buttermilch oder werden speziell zugesetzt, wie in Joghurts, wo sie sich positiv auf die Darmflora auswirken sollen. Was gut für den Darm ist, scheint auch gut für die Hautpflegen zu sein, denn probiotische Skincare erlebt einen regelrechten Hype.
Übersicht
Wie wirken Probiotika in der Hautpflege?
„Genauso, wie Probiotika von innen Ihren Darm unterstützen, können sie ihre biologisch ausgleichenden Eigenschaften entfalten, wenn sie äußerlich auf die Haut aufgetragen werden“, weiß Dr. Alexandra Michaelis, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in München. Dies ist das Stichwort für ein ganzes Arsenal von Beauty-Produkten wie Cremes, Seren und Masken, die mit unterschiedlichen Arten dieser lebenden Mikroorganismen, zum Beispiel in Form von Milchsäurebakterien, angereichert sind.
Unsere Haut ist wie ein Schutzschild besiedelt mit etwa einer Billion unterschiedlicher Bakterien, die die natürliche Hautflora im Gleichgewicht halten. Probiotische Hautpflege verspricht eine optimale Unterstützung dieses ganz eigenen, natürlichen Ökosystems der Haut, auch Mikrobiom genannt. Der Schutzmantel der Haut soll so auf natürliche Weise gestärkt und die Hautfunktionen unterstützt werden. Kurz gesagt: Probiotische Kosmetik möchte auf natürliche Weise der Haut helfen, sich selbst zu helfen.
Der Begriff Probiotika kann aus dem Griechischen frei mit „Für das Leben“ oder „Das Leben unterstützend“ übersetzt werden. Auf die Hautpflege, also die äußerliche Anwendung übertragen, meint es, das natürliche Ökosystem der Haut im Gleichgewicht zu halten für eine gesunde, widerstandsfähige Haut, die in der Lage ist, sich optimal selbst zu generieren.
Woran erkenne ich eine gestörte Hautflora?
Anzeichen eines gestörten Mikrobioms können unter anderem Hautreizungen oder vorzeitige Hautalterung sein. Probiotische Hautpflege unterstützt die Regenerationsfähigkeit der Haut und kann so das Hautbild verbessern. Sie soll eine beruhigende Wirkung haben, hydratisieren, Entzündungen lindern, die Hautbarriere stärken und freie Radikale abwehren.
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Probiotische Hautpflege ist besonders gut verträglich
Probiotika sind unbedenklich in der Anwendung und für alle Hauttypen geeignet, da sie natürliche Organismen sind, die die körpereigenen Vorgänge nicht stören. Vorausgesetzt natürlich, dass die Produkte keine weiteren bedenklichen Substanzen enthalten.
Für empfindliche Haut
Probiotika haben die ziemlich clevere Eigenschaft, die Hautbarriere wieder aufzubauen und zu stärken. Gerade empfindliche Haut benötigt unter Umständen eine Weile, um sich nach einer Schädigung wieder selbst zu reparieren. Probiotika können helfen, diesen Prozess zu beschleunigen. Außerdem sollen sie die Widerstandsfähigkeit der Haut und ihre natürliche Immunität stärken.
Für gestresste Haut
Freie Radikale wie Umweltverschmutzung, UV-Strahlung oder blaues Licht können die Hautalterung beschleunigen und der Haut ihre gesunde Ausstrahlung nehmen. Doch auch unser moderner, oftmals übermäßig sauberer Lebensstil kann dieses Ökosystem beschädigen und zu trockener, gestresster und empfindlicher Haut führen. Äußerlich angewendete Probiotika können die natürliche Abwehr der Haut gegen diese Aggressoren stärken. Indem sie das natürliche Abwehrsystem der Haut aktivieren und das Gleichgewicht wiederherstellen, sorgen sie dafür, dass die Haut bereit ist, täglich besser gegen die Elemente zu kämpfen.
Probiotische Hautpflege für zu Akne neigender Haut
Probiotische Hautpflege mit sanften Formulierungen, die der Haut nicht alle natürlichen Öle entziehen, könnte ein vielversprechender Weg zur Behandlung von zu Akne neigender Haut sein. Indem sie die Entzündungsreaktion der Haut beruhigen und ausgleichen, können Probiotika dazu beitragen, das Hautbild nachhaltig zu verbessern. Wobei sich in diesem Fall ein Besuch beim Facharzt mit einer Hautbildanalyse empfiehlt.
Bei der Herstellung von Kosmetik mit lebenden Mikroorganismen gilt es, einiges zu beachten, um diese nicht wirkungslos werden zu lassen. Da natürliche, unterstützende Hautpflege aber aktuell im Trend liegt, wird hier sicherlich noch einiges in die Forschung und Entwicklung investiert werden. Wir dürfen also gespannt sein, wie sich der Trend entwickelt.
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Das sagt der Verbraucherschutz
Die Einnahme von Probiotika gilt grundsätzlich als ungefährlich. Dennoch sollte man darauf achten, es nicht zu übertreiben. Eine übermäßige Einnahme kann zu Nebenwirkungen wie Blähungen führen. Die Verbraucherzentrale empfiehlt darüber hinaus, auf Probiotika zu verzichten, wenn man unter einem schwachen Immunsystem oder einer schweren Erkrankung leidet.