23. Oktober 2023, 11:40 Uhr | Lesezeit: 4 Minuten
Wasserstoffperoxid wird in der Hautpflege eingesetzt, vor allem zur Desinfektion kleiner Wunden und Pickeln sowie zum Austrocknen von akuten Herpesbläschen. Außerdem ist es ein elementarer Bestandteil in vielen handelsüblichen Hautdesinfektionsmitteln. All das trotz der Gefahr schwerwiegender Nebenwirkungen. STYLEBOOK hat eine Expertin gefragt, wie sicher der Wirkstoff ist und ob er hält, was er verspricht.
„Wasserstoffperoxid (H2O2) ist eine Säure von blassblauer bis transparenter Farbe und ein starkes Oxidations- bzw. Bleichmittel. Es wird in der Regel genutzt, um Haare zu blondieren, Zähne zu bleichen, zur Reinigung von Oberflächen oder Geräten und zur Wunddesinfektion“, weiß Dr. med. Dorothea Sadlo. „Wasserstoffperoxid entsteht übrigens auch im Körper selbst, unter anderem als Stoffwechselprodukt der Zellatmung”. Doch auch in der Hautpflege ist Wasserstoffperoxid gerade im Gespräch.
Übersicht
Wie wird Wasserstoffperoxid in der Hautpflege angewendet?
Wasserstoffperoxid ist für die rezeptfreie Verwendung in geringeren Konzentrationen, bis maximal 3 Prozent, erhältlich. Sie können es in der Drogerie in Form von Tüchern oder einer Flüssigkeit kaufen, die mit einem Wattebausch aufgetragen wird.
Zugeschriebene Wirkung von Wasserstoffperoxid in der Hautpflege
Bei der Recherche nach der Verwendung von Wasserstoffperoxid für die Haut stößt man auf widersprüchliche Ergebnisse. Einerseits wird es als wirksames Mittel zur Aknebehandlung, als Hautaufheller bei Narben und Hyperpigmentierung sowie zur Behandlung und Desinfektion von Verbrennungen, Schnittwunden, Schürfwunden und seborrhoische Keratose (Warzen) und Herpes angepriesen. Gleichzeitig gilt es aber als aggressives Desinfektionsmittel, das bei der Anwendung auf der Haut schwere Nebenwirkungen verursachen kann.
Mögliche Risiken von Wasserstoffperoxid
Zu den möglichen Komplikationen bei der Anwendung gehören Dermatitis (Ekzem), Hautverbrennungen, Rötungen, Juckreiz, Blasenbildung und Nesselsucht. Eine regelmäßige Anwendung birgt sogar schwerwiegende Risiken. Darunter zählen ein potenziell erhöhtes Krebsrisiko, eine irreversible Schädigung der Augen sowie der inneren Organe. Im schlimmsten Fall kann das Einatmen oder Verschlucken zu schweren Vergiftungen bis hin zum Tod führen.
Erste Hilfe bei Überdosierung
„Für das Bleichen der Haut und als Wirkstoff in der Hautpflege ist eine Konzentration von 20 bis 30 Prozent Wasserstoffperoxid erforderlich. Das ist aber viel höher als die 3 Prozent, die für die Anwendung zu Hause als sicher gelten. Sollte Wasserstoffperoxid in einer so hohen Dosierung auf Ihre Haut gelangen, müssen Sie die Stelle gründlich mit Wasser abspülen. Wenn es in die Augen gelangt, müssen Sie möglicherweise bis zu 20 Minuten lang spülen“, um schwerwiegende Komplikationen zu vermeiden“, rät Frau Dr. Sadlo. „Ich empfehle, schnellstmöglich einen Arzt aufzusuchen, um die Risiken von Verbrennungen und Narben zu minimieren.“
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Experteneinschätzung
„Auch wenn Wasserstoffperoxid manchmal als Hautdesinfektionsmittel verwendet wird, sollten Sie dieses Produkt niemals anwenden, ohne vorher Ihren Arzt zu konsultieren. Die Produkte, die Sie in der Drogerie kaufen können, haben sich zudem bei der Behandlung von Hautproblemen als unwirksam erwiesen. Experten raten von der eigenständigen Anwendung dieser aggressiven Säure komplett ab, auch in der Verwendung als Wunddesinfektionsmittel. Das Risiko, dass bei der Anwendung unbeabsichtigt auch gesunde Zellen um Wunden herum geschädigt werden können, die wiederum für die Heilung erforderlich sind, ist schlichtweg zu hoch. Die Gefahren des Produkts überwiegen bei weitem die möglichen Vorteile für Ihre Haut“, so Frau Dr. Sadlo zu STYLEBOOK.
Alternativen zu Wasserstoffperoxid
Es gibt andere Inhaltsstoffe, die sich als sicher und wirksam erwiesen haben. Bei der Behandlung von entzündlichen Pickeln und Mitessern beispielsweise können Sie auf Salicylsäure zurückgreifen.
„Wenn Sie Ihre Haut aufgrund von Narben und anderen Ursachen von Hyperpigmentierung aufhellen möchten, sollten Sie dies nur unter ärztlicher Aufsicht tun. Ihr Dermatologe wird Ihnen eine passende Behandlung empfehlen, beispielsweise mit Alpha-Hydroxysäuren, wie Glykolsäure oder Hydrochinon“, so Frau Dr. Sadlo.
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Das sagt der Verbraucherschutz
Der Verbraucherschutz äußert starke Bedenken und rät von der Anwendung dringend ab. Auch wenn es sich um Präparate mit spezifischer Anwendungsform und kosmetischer Zweckbestimmung handelt, sind gesundheitliche Risiken bei der Anwendung durch den Verbraucher nicht ausgeschlossen. Und sollten ausschließlich, wenn überhaupt, unter ärztlicher Aufsicht angewendet werden. Sprechen Sie am besten mit Ihrem Hautarzt über Alternativen, die Sie bei Akne, Hyperpigmentierung und anderen Hautproblemen anwenden können.
Quelle
- mit fachlicher Beratung von Frau Dr. Sadlo, Fachärztin für Dermatologie und Allergologie in Düsseldorf