19. April 2024, 16:08 Uhr | Lesezeit: 5 Minuten
Noch vor einigen Jahren wären wir niemals auf die Idee gekommen, uns mit Seifenstücken Gesicht, Körper oder gar die Haare zu waschen. Heute ist das für viele von uns Alltag. Die festen Seifen gibt es inzwischen sogar als festes Shampoo oder fester Conditioner im Drogeriemarkt. Was der Unterschied zwischen Haarseife und festem Shampoo ist, wie Sie die Seifen am besten lagern und welche Vor- und Nachteile die Stückseifen haben, hat Carmen Dörfler einen Dermatologen gefragt.
„Seifen erleben eine Renaissance“, sagt die Marktforscherin Elfriede Dambacher, die auf Naturkosmetik spezialisiert ist. Vor allem, wer umweltbewusst und möglichst verpackungsarm konsumieren will, seift Hände, Körper und Haare ein. „Der Schaum der Seife zerfällt und belastet die Gewässer nicht“, sagt die Expertin. Außerdem sei sie sehr ergiebig. „Ein Stück hält so lange wie vier Flaschen Shampoo oder Duschgel.“ Kein Wunder also, dass feste Seife lange wieder auf dem Vormarsch ist. Die Naturkosmetik wächst Dambacher zufolge seit Jahren und kommt inzwischen auf einen Marktanteil von mehr als zehn Prozent.
Übersicht
Aktuell gibt es nicht nur in Naturkosmetikläden, sondern auch in klassischen Drogerien eine große Auswahl an festen Seifen für Körper, Haare oder Gesicht. Doch was sind die Vorteile davon? Und gibt es auch Nachteile?
Experte erklärt die Vor- und Nachteile von fester Seife
Wie Dambacher bereits erwähnt, ist die Ergiebigkeit ein großer Vorteil von fester Seife. Das bringt auch den Nachhaltigkeitsfaktor mit sich. Denn durch die festen Seifen, die meist in einem schlichten Papier verpackt sind, entsteht automatisch weniger Abfall. Durch deren lange Haltbarkeit sparen wir uns so mehrere Plastikflaschen, die nach nur kurzer Zeit im Mülleimer landen würden.
Doch auch auf Reisen bringt feste Seife Vorteile mit sich, wie Dermatologe Dr. Timm Golüke auf STYLEBOOK-Nachfrage anführt: „Wenn man mit dem Flugzeug verreist, sind feste Seifen sehr praktisch, weil sie keine Flüssigkeiten sind.“ Jedoch gibt der Arzt auch zu bedenken, dass Seifen eben zur Reinigung gedacht sind: „Die pure Reinigung ersetzt nicht die Pflege. Andere Haarprodukte enthalten oft eine Kombination aus Pflege und Reinigung. Dasselbe gilt für Gesichtsseifen. Auch sie ersetzen nicht die nötige Pflege.“
Wie bei Haarseifen jedoch auch, können feste Seifen fürs Gesicht auch auf bestimmte Hautbedürfnisse abgestimmte Wirkstoffe enthalten. „So können sie die Probleme bekämpfen, die den individuellen Patienten stören“, so Dr. Golüke. Dafür müsse man jedoch beim Kauf auf die Zusammensetzung achten. Außerdem gibt er noch einen wichtigen Hinweis für die Anwendung der festen Seifen: „Niemals die Seife auf dem Gesicht reiben, um Schaum zu erzeugen! Die Seife stattdessen in den Händen reiben, bis Schaum entsteht und diesen auf dem Gesicht auftragen.“ Dieselbe Vorgehensweise gilt ebenso für Haarseifen und feste Shampoos.
Das ist der Unterschied zwischen Haarseife und festem Shampoo
Was ist dabei jedoch der Unterschied? Haarseifen sind den klassischen Seifen am ähnlichsten. Sie enthalten zur Reinigung hauptsächlich Öle und Fette, die mit Laugen verkocht wurden und sind meist basisch. Feste Shampoos hingegen nutzen naturnahe oder synthetische Tenside, die Schaum bilden und haben überwiegend einen pH-Wert, der im leicht sauren Bereich liegt.
Feste Shampoos sowie fester Conditioner sind dabei häufig weniger naturnah, dafür jedoch oft pflegender fürs Haar. Sie sehen zwar aus wie herkömmliche Seife, enthalten jedoch die gleichen Inhaltsstoffe wie flüssiges Shampoo. Jedoch ist es für viele Menschen eine Umstellung, an die wir uns erst gewöhnen müssen. Wir sind durch unsere Erziehung gewohnt, dass Seifen schäumen müssen, um ein Reinheitsempfinden zu haben. Feste Seifen oder Shampoos tun dies jedoch deutlich weniger als die flüssige Variante. Daher gilt: Ausprobieren.
Sind feste Seifen unhygienisch?
Viele halten Seifen auch für unhygienisch. Oft denken wir dabei an die geschrumpften Seifenstücke, die bei unseren Großeltern in eher unansehnlicher Form in der Seifenschale am Waschbecken lagen. Nicht hübsch, aber die feste Seife ist dennoch keine Keimschleuder.
Theoretisch hinterlässt zwar jeder, der sie verwendet, auf fester Seife eine Keimspur. Die Seife bietet Bakterien aber kein übermäßig gutes Wachstumsmilieu. Krankheitserreger werden zwar nicht sofort getötet, überleben aber auch nicht lange. Für den häuslichen Einsatz ist feste Seife damit nicht unhygienischer als Flüssigseife: Hier können sich Keime zwar nicht auf der Seife selbst, aber dafür auf dem Pumpmechanismus sammeln.
Beide Verunreinigungen sind aber zu vernachlässigen, wenn man sich sofort nach dem Kontakt mit Seife oder Mechanismus gründlich wäscht, was sowohl bei Körper- als auch Haar- und Gesichtsseifen ja der Plan ist.
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So lagern Sie Seife am Stück am besten
Zu bedenken wäre dann noch die Lagerung der festen Seifen. So gibt es die Möglichkeit, sie an eigens dafür vorgesehenen Haken an der Duschwand zu befestigen. Dabei sollten Sie allerdings darauf achten, dass die feste Seife beim Duschen nicht zu viel fließendes Wasser abbekommen, sonst ist sie schneller weg, als Ihnen lieb ist. Darüber hinaus sollten Seifen so gelagert werden, dass sie die Möglichkeit haben, zu trocknen. Eine Seifenschale, aus der das Wasser abfließen kann, ist also gut geeignet. Weiterhin sollten Sie Haare und ähnliches nach jeder Nutzung von Ihrer festen Seife entfernen, um unnötige Verunreinigungen auszuschließen.
Und noch ein Praxistipp zur Nutzung fester Seifen: Wenn diese in großen Stücken kommen, brechen Sie sie auseinander und nutzen die Stücke nach und nach. So halten sie länger und kommen mit weniger Keimen in Berührung.