6. August 2024, 6:53 Uhr | Lesezeit: 7 Minuten
Obwohl Vegetarismus und Veganismus inzwischen weitverbreitet sind, büßen auch Ernährungsformen wie z. B. die Paleo-Methode, die dazu animieren, viel Fleisch zu essen, kaum an Beliebtheit ein.
Aber welche Auswirkungen hat vermehrter Fleischkonsum eigentlich auf unsere Haut? Wie viel Fleisch ist unbedenklich für unsere Hautgesundheit und -schönheit? STYLEBOOK hat genau darüber mit einer Expertin gesprochen.
Übersicht
Vorteile von Fleischkonsum für die Haut
Kollagen- und Elastinproduktion
„Fleisch ist eine hervorragende Quelle für hochwertiges Protein, das essenzielle Aminosäuren liefert. Diese Aminosäuren sind notwendig für die hauteigene Produktion von Kollagen und Elastin, die der Haut Festigkeit und Elastizität verleihen“, weiß Dr. Stefanie Derendorf, Fachärztin für Dermatologie und Venerologie in München.
Mindert Hautverletzungen
Gerade Rind- und Schweinefleisch enthalten hohe Mengen an Zink, das eine wichtige Rolle spielt bei der Heilung von Hautverletzungen, der Regulierung der Talgproduktion und der Bekämpfung von Entzündungen.
Durchblutungsfördernd
Vor allem rotes Fleisch ist reich an Hämeisen, das vom Körper leicht aufgenommen werden kann. Eisen fördert eine gesunde Durchblutung, was wiederum zu einer besseren Versorgung der Hautzellen mit Nährstoffen und Sauerstoff führt.
Zellregeneration
Vitamin B12, das in tierischen Produkten reichlich vorhanden ist, unterstützt die Zellregeneration und -reparatur. Ein Mangel an Vitamin B12 kann zu trockener und rissiger Haut führen. Auch die besonders in fettem Fisch enthaltenen Omega-3-Fettsäuren haben entzündungshemmende Eigenschaften und tragen dazu bei, Hautprobleme wie Ekzeme und Akne zu lindern.
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Antioxidativer Schutz
Fleisch, insbesondere Leber, ist eine gute Quelle für Selen. Dieses Spurenelement hat antioxidative Eigenschaften und kann die Haut vor Schäden durch freie Radikale schützen.
Risiken von Fleischkonsum für die Haut
Hautalterung
Fleischkonsum kann die Produktion freier Radikale im Körper und somit auch der Haut erhöhen. Diese verursachen oxidative Schäden an den Hautzellen, was zu vorzeitiger Hautalterung und Faltenbildung führen kann. Die im Fleisch enthaltene Arachidonsäure wirkt entzündungsfördernd und kann ebenfalls begünstigen, dass Falten früher entstehen und auch tiefer ausgeprägt sind.
„Fleisch, besonders wenn es bei hohen Temperaturen zubereitet wird, kann reich an den sogenannten Advanced Glycation End Products (AGEs) sein. Sie entstehen durch eine chemische Reaktion zwischen Zuckern und Proteinen oder Fetten. Diese Verbindungen wirken proentzündlich und prooxidativ, können die Hautstruktur schwächen, hemmen die Zell- und Enzymfunktionen und fördern so die Zell- und Gewebealterung“, erklärt Frau Dr. Derendorf.
Hautunreinheiten und Akne
Der Verzehr von Fleisch mit hohem Gehalt an gesättigten Fetten und Transfetten kann die Talgproduktion der Haut erhöhen, was zu fettiger Haut, verstopften Poren und Akne führen kann. Einige Studien legen nahe, dass der Verzehr von vor allem rotem Fleisch und verarbeiteten Fleischprodukten auch den Hormonspiegel beeinflussen kann. Dies kann ebenfalls zu einer erhöhten Talgproduktion und Akne führen. Auch enthält gerade verarbeitetes Fleisch viele entzündungsfördernde Inhaltsstoffe wie gesättigte Fette und Zusatzstoffe, die Hautentzündungen und Akneausbrüche noch verschlimmern können.
Neurodermitis
Gesättigte Fette und andere Inhaltsstoffe im Fleisch können entzündungsfördernd wirken und so die Symptome von Neurodermitis (atopische Dermatitis) verschlimmern.
Hautkrebsrisiko
„Der Konsum von Fleisch wird mit einem erhöhten Risiko für Hautkrebs in Verbindung gebracht, insbesondere aufgrund der enthaltenen Nitrate und Nitrite, die krebserregende Verbindungen bilden können“, erklärt Frau Dr. Derendorf. „Die Zubereitung bei hohen Temperaturen, wie Grillen oder Braten, erzeugt heterozyklische Amine (HCAs) und polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAKs), die ebenso das Hautkrebsrisiko erhöhen können.“
Grundsatzfrage: Fleischkonsum ja oder nein?
In Deutschland werden durchschnittlich pro Kopf rund 52 kg Fleisch pro Jahr gegessen. Das ist eine beachtliche Menge – und an denen scheiden sich die Geister bei der Grundsatzfrage. Während die einen überzeugt davon sind, dass Fleisch diverse schwerwiegende Erkrankungen hervorruft, schwören die anderen auf dessen gesunde Daseinsberechtigung und den hohen Genussfaktor. Ob man schlussendlich Fleisch konsumieren sollte oder nicht, ist eine persönliche Entscheidung, die jeder für sich treffen sollte. Verschiedene Sichtweisen können bei der Entscheidungsfindung helfen.
Fleischkonsum ernährungswissenschaftlich betrachtet – eher positiv
„Fleisch liefert jede Menge hochwertige Eiweiße und viele wichtige Nährstoffe wie Eisen, Zink, Selen, B-Vitamine und Proteine, darunter auch viele lebensnotwendige, die unser Körper nicht selbst herstellen kann“, weiß Frau Dr. Derendorf. „Auch die Menge an Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sowie die mehrfach ungesättigten Fettsäuren schlagen aus ernährungswissenschaftlicher Sicht positiv zu Buche.“
Fleischkonsum aus medizinischer Sicht – eher negativ
Groß angelegte Studien legen inzwischen nahe, dass ein hoher Verzehr von Fleisch die Entstehung von Krebs und weiteren schwerwiegenden kardiovaskulären Erkrankungen wie Diabetes begünstigt.
Fleischkonsum ökologisch betrachtet – eher negativ
Vor allem die Massentierhaltung fordert ihren Tribut. Gerade in der Nähe von Tieraufzuchtstellen liegen vermehrt krankmachende Keime in der Luft. Zudem verschmutzen die großen Mengen an Gülle unser Grundwasser mit Hormonrückständen, Nitraten und Antibiotika.
Wenn Fleisch, dann besser so
Bio-Fleisch
Bevorzugen Sie fettarmes Fleisch aus artgerechter Haltung mit Bio-Siegel. Hierfür muss man zwar tiefer in die Tasche greifen, aber dafür isst man vielleicht seltener Fleisch, dafür jedoch hochwertigeres.
Frischetheke bevorzugen
Abgepacktes Fleisch ist zwar günstiger als von der Frischetheke, enthält aber unter der sogenannten Schutzatmosphäre häufig ein Gasgemisch mit sehr hohem Sauerstoffanteil. In diesem können einige gefährliche Bakterien in erhöhter Konzentration entstehen, die auf die Gesundheit schlagen.
Weniger ist mehr
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. (DGE) empfiehlt maximal 300 bis 600 g Fleisch pro Woche. Dies macht um die 15 bis 30 kg pro Jahr und damit deutlich weniger als die 52 kg, die im Durchschnitt in Deutschland verzehrt werden.
Möglichst unverarbeitet
Meiden Sie möglichst stark verarbeitete Fleisch- und Wurstprodukte. Sie enthalten in der Regel Zucker, Phosphate, Nitritpökelsalz, das unter Verdacht steht, Krebs zu begünstigen, sowie Geschmacksverstärker, viele Zusatzstoffe und mögliche Allergieauslöser wie Gluten, Lactose.
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Tofu
Tofu ist eine ausgezeichnete Quelle für pflanzliches Protein und enthält Isoflavone, die helfen, die Haut elastisch und hydratisiert zu halten. Zudem liefert Tofu wichtige Aminosäuren und Mineralstoffe wie Kalzium und Eisen.
Linsen
Linsen liefern pflanzliches Protein, Ballaststoffe und Antioxidantien, die die Haut vor Schäden durch freie Radikale schützen. Sie enthalten auch Zink und Eisen, die wichtig für eine gesunde Haut sind.
Tempeh
Tempeh ist reich an Protein, Probiotika und Ballaststoffen, die die Darmgesundheit fördern und infolgedessen die Hautgesundheit positiv beeinflussen können. Es hat zudem entzündungshemmende Eigenschaften, die Hautprobleme lindern können.
Quinoa
Quinoa ist ein komplettes Protein, das alle neun essenziellen Aminosäuren enthält, die für die Kollagenproduktion notwendig sind. Es ist reich an Magnesium und Phosphor, die zur Regeneration und zum Erhalt der Hautstruktur beitragen.
Chiasamen
Chiasamen sind reich an Omega-3-Fettsäuren, die entzündungshemmende Eigenschaften haben und die Haut hydratisiert halten. Sie enthalten auch Antioxidantien und Ballaststoffe, die zur allgemeinen Hautgesundheit beitragen.
Kichererbsen
Kichererbsen sind eine gute Quelle für pflanzliches Protein und Zink, die wichtig für die Hautheilung und -regeneration sind. Sie enthalten auch Ballaststoffe, die die Verdauung und damit indirekt die Hautgesundheit verbessern.